Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Allah der Erhabene gibt die Welt denen, die er liebt wie auch denen, die er nicht liebt, aber die Religion nur denen, die er liebt. (Imam Muhammad Baqer (a.))

Die Sprecher des Westens

Die Anrufung westlich gesonnener Orientalen ist eine von vielen Methoden, um den islamischen Befreiungsbewegungen entgegenzutreten. Es ist schon erstaunlich, daß die westlichen Medien immer wieder nach dem gleichen durchsichtigen Schema vorgehen. Als angeblich berühmte Persönlichkeit der islamischen Welt durfte in diesem Fall der ägyptische Literatur-Nobelpreisträger Nagib Mahfus auftreten und sich gegen das Todesurteil stellen. Dazu muß man wissen, daß Mahfus weder ein islamischer Richter ist noch irgendeine andere Ausbildung im Islam abgeschlossen hat. Die Aussagen von ihm zu islamischen Themen entbehren jeder Sachlichkeit. Seine Berühmtheit verdankt er ausschließlich der westlichen Welt und nicht den Muslimen. Mahfus' eigenes Buch ist seit 30 Jahren in Ägypten verboten. Wie Mahfus selber zugibt, mußten die sonst so westlich orientierten Al-Azhar-Scheichs sein Buch auf öffentliche Empörung hin verbieten (Kulturweltspiegel ARD 5.3.89). Mahfus, der durch den Westen berühmt gemacht worden ist, darf dann auch in Interviews die westliche Vorstellung vom Islam, welchen die Muslime als "amerikanischen Islam" bezeichnen, wiedergeben. Mahfus sagte: "Der Islam berechtigt niemanden, schon gar nicht Geistliche, die in der Politik mitmischen, über andere Menschen Todesurteile zu fällen" (Mahfus in einem Spiegel-Interview 9/89 27.2.89).

Was Mahfus mit dieser Aussage faktisch behauptet ist: Es gibt keine Todesstrafe im Islam, und Politik und Islam sind zu trennen. Die Lächerlichkeit einer solchen Aussage ist nicht nur allen mit dem Islam beschäftigten Journalisten, sondern auch vielen einfachen Bürgern klar. Sprecher einer westlich orientierten Gesinnung dokumentieren mit solchen Aussagen nur ihre absolute Unkenntnis vom Islam, denn die Todesstrafe ist eine klare Verordnung Gottes im Heiligen Quran gegen bestimmte Vergehen, und selbst Nicht-Muslime zweifeln nicht am politischen Charakter der Gebote und Verbote im Heiligen Quran.

Beide Behauptungen von Mahfus entsprechen lediglich den Wunschvorstellungen derjenigen, die despotische Macht auf die Muslime ausüben würden, falls sie die Muslime von Gottes Gesetzen abbringen könnten. Denn nur der nicht ausschließlich Gott und Seinen Gesetzen ergebene Mensch kann von Menschen beherrscht werden. Das politisch-gesellschaftliche Leben eines gottgläubigen Muslim ist dagegen allein von den göttlichen Gesetzen geprägt. Sehr zweifelhaft wirken Medien, die solche Meinungen, wie die von Mahfus, unkommentiert weitergeben. Doch derartige Methoden gehören in Deutschland zum journalistischen Alltag.

Es ist immer das gleiche: Erst wird eine Person durch westliche Medien und westliche Auszeichnungen berühmt gemacht bzw. gekauft, und dann darf diese Person im Namen des Islam die westliche Meinung vertreten. Dabei ist den Medien nicht einmal bewußt, daß sie mit solchen Methoden immer mehr unaufgeklärte Muslime wecken.

Andere Beispiele verdeutlichen die Vorgehensweise der westlichen Medien: So stellte das "heute journal" vom 21. Februar 1989 eine Person namens Ruhani aus Frankreich als Ayatollah und Oberhaupt der Schiiten in Europa vor, um diesen dann das Todesurteil gegen Rushdie ablehnen zu lassen. Unter den Schiiten in Europa ist diese Person jedoch völlig unbekannt und bedeutungslos. Doch ist diese Person allem Anschein nach auch deutschen Politikern völlig unbekannt. Denn schließlich forderte der Bundestagsabgeordnete Freimut Duve (SPD) zwei Tage später in der Bundestagsdebatte die schiitischen Geistlichen in Deutschland auf, sich von dem Todesurteil zu distanzieren. Duve hätte dieses wohl kaum getan, wenn, wie behauptet, bereits der oberste schiitische Geistliche in Europa, also der "Vorgesetzte" von den Geistlichen in Deutschland, das Todesurteil aufs Schärfste abgelehnt hätte!

Die Medien scheinen bei derartigen Berichterstattungen zu übersehen, daß die Muslime wissen, wer ihre Oberhäupter sind und wer nicht. Uninformierte Nicht-Muslime erhalten dagegen eine völlig realitätsferne Darstellung und sind dadurch kaum in der Lage, die Geschehnisse richtig einzuordnen. Die Meldung, daß der in islamischen Kreisen bekannte Scheich Farid Qaitani, der auch in Frankreich lebt, das Buch als einen neuen "Komplott der Kreuzritter" bezeichnet hat, wird wohlweislich verschwiegen. Abgesehen davon ist es schon erstaunlich, wie jeder einfache Agent des Westens zum Mullah gemacht wird und vom Westen den Titel "Ayatollah" angedichtet bekommt.

"Ayatollah" ist ein unter schiitischen Geistlichen in den letzten Jahrhunderten verwendeter Titel, der nur von höchsten Geistlichen vergeben wird; genau wie eine Habilitation nur von Professoren anerkannt werden kann. Würde ein deutscher Gaststudent im Iran auftreten, und als Professor für deutsches Recht vorgestellt werden, um sich zu Urteilen des deutschen Verfassungsgerichtes zu äußern, wäre dies schlichtweg lächerlich. Aber nach genau derartig törichten Methoden treten in den westlichen Medien immer wieder vom Westen zu islamischen Würdenträgern erhobene Personen auf und äußern sich zu islamischen Sachfragen - selbstverständlich im Sinne des Westens.

Ein westlich gesonnener Scheich, der sich gegen die Fatwa von Imam Khomeini gestellt hat, ist der Scheich der Al-Azhar-Universität in Kairo. War einst Al-Azhar eine Hochburg der islamischen Lehre in der Welt, so ist sie heute zum Spielball des ägyptischen Regimes verkommen. Die Angestellten werden von dem Staat bezahlt, der neben Israel die größte US-Unterstützung erhält, also von dem Staat, der gemeinsam mit dem zionistischen Besatzer-Regime des heiligen Quds (Jerusalem) gegen die Muslime zusammenarbeitet. In Ägypten herrscht ein Regime, welches das Wiedererwachen der Muslime und deren Rückbesinnung auf die islamischen Fundamente am meisten fürchtet. Zahlreiche Aufstände in Ägypten in den letzten zehn Jahren, das heißt, seit Gründung der Islamischen Republik Iran, sind bester Beweis dafür. Deswegen ist es verständlich, daß der von diesem Staat eingesetzte Al-Azhar-Scheich Stellung gegen Imam Khomeini beziehen soll. Alternativ schlug der Scheich vor, eine "wissenschaftliche Gegendarstellung" zu erstellen. Während solche Scheichs mit derartigen Aussagen große Sympathien in der westlichen Welt gewinnen, verlieren sie damit immer mehr an ihrer ohnehin kaum bestehenden Glaubwürdigkeit bei den Muslimen. Die nämlich fragen sich, warum der Scheich ein halbes Jahr nach Erscheinen des Buches noch keine derartige Gegendarstellung erarbeitet hatte. Sie fragen diesen Scheich auch, welcher westliche Verlag denn eine Gegendarstellung abdrucken würde, die mit einem vergleichbaren Medienaufwand, wie für Rushdie, verbreitet werden würde. Hauptfrage ist aber, wie man einer Beleidigung mit einer "wissenschaftlichen Gegendarstellung" entgegnen kann. Was kann man einem Menschen antworten, der den ersten Gebetsrufer des Islam als ein "enormes schwarzes Monster" bezeichnet? Soll man ihm "wissenschaftlich" entgegnen, daß er nicht ein Monster sondern ein würdevoller Mensch war?

Tatsächlich wurde von einem indischen Studenten in New Delhi eine Art Gegendarstellung der "Satanischen Verse" mit dem Titel "Heilige Verse" erarbeitet und herausgegeben. Die Gegendarstellung beschränkt sich auf die Legende der angeblich in den Heiligen Quran von Satan eingefügten Verse. Das Buch wurde vom indischen Minister für Umwelt und Forstwirtschaft Zia-ur-Rahman Ansari herausgegeben, der selber die Fatwa von Imam Khomeini unterstützte. In welchen westlichen Staaten ist dieses Buch bekannt? In welche westlichen Sprachen wird das Buch von medienunterstützten Verlagen übersetzt? In welchem westlichen Land ist überhaupt von der Existenz eines solchen Buches und der Herausgabe durch einen indischen Minister berichtet worden?

In zahlreichen anderen islamischen Ländern wurden ebenfalls Bücher zu diesem Thema verfaßt, ohne daß der Westen Kenntnis davon nahm. Und auch das vorliegende Buch wurde von keinem großen Verlagskonzern akzeptiert. Vorschläge, wie die vom Al-Azhar-Scheich, dienen lediglich dazu, den unaufhaltsamen Einfluß der Freiheitsbewegungen in der islamischen Welt, welche von der Führung der Islamischen Revolution ausgehen, entgegenzuwirken. In der Wirkung können die Aussagen von diesen Scheichs nur Ansporn für die Muslime sein, sich von solchen korrupten Elementen zu befreien.

Ein weiterer in Deutschland bei den Medien beliebter Autor, der immer wieder als angeblicher Kenner der Islamischen Revolution im Iran auftreten darf, ist Bahman Nirumand. So durfte Nirumand im ZDF Imam Khomeini im Zusammenhang mit der Rushdie-Affaire des Wahnsinns bezichtigen (heute Journal 17.2.89). Dabei wurde Nirumand vom Nachrichtensprecher fälschlicherweise als ehemaliger "Weggefährte Khomeinis" vorgestellt. In Wirklichkeit hat dieser durch den Westen zur Berühmtheit gelangte Autor überhaupt keine Kenntnis vom Islam und von der Islamischen Revolution. Nirumand schrieb in einer früheren Publikation: "Der iranische Islam ist nicht imstande revolutionäre Energien freizusetzen" (Persien, Modell eines Entwicklungslandes 1967). Das schrieb Nirumand zu einer Zeit, als die islamische Revolution unter der Führung von Imam Khomeini schon längst aktiv geworden war. Nirumands totale Fehleinschätzung der islamischen Bewegung im Iran hat die junge Geschichte bewiesen. Peter Scholl-Latour sagte Nirumand in der Diskussionsrunde "Presseclub" (ARD 26.2.89) ins Gesicht, daß die Massen in der islamischen Welt anders denken als Nirumand. Doch auch Nirumands aktuelle Aussage, in welcher er Imam Khomeini Wahnsinn vorwirft, ist symptomatisch für die Ignoranz derartiger Redner und Autoren bezüglich des Islam.

Diese Aussage Nirumands stellte Imam Khomeini vor die gleiche Verleumdung, wie sie auch der Prophet des Islam ertragen mußte. Zwar würde kein Muslim auf die Idee kommen Imam Khomeini auf eine Stufe mit Prophet Muhammad (s.) oder einen der zwölf Imame zu stellen, aber jedes Ereignis, welches eine Wiederholung der Geschichte des Propheten darstellt, erhöhte Imam Khomeinis ohnehin großes Ansehen in den Augen seiner Anhänger in der ganzen Welt und zeigte auch Unentschlossenen die Wahrhaftigkeit seines Handelns, so lange Gott ihm die Gelegenheit dazu gab. Der Prophet des Islam wurde u.a. von den damaligen dekadenten und von Islamfeinden ausgehaltenen Dichtern immer wieder des Wahnsinns bezichtigt. Dieser Sachverhalt führte zu einer immer deutlicheren Trennung der Anhänger des Propheten von seinen Gegnern und zu Versen im Heiligen Quran, in welchen Gott direkt zu den Menschen spricht und ihnen den Wahrheitsgehalt der Aussagen des Propheten klarlegt (dokumentiert im Quran u.a. in Sure 53/2). Wenn die heutigen dekadenten und von Islamfeinden ausgehaltenen Autoren Imam Khomeini derart angreifen, wiederholen sie die Angriffe auf den Propheten und die Imame. Für geschichtsbewußte Muslime ist dies deutlich erkennbar.

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Autoren und Dichter wie Nirumand, Rushdie und dergleichen lediglich durch den Westen zu ansehnlichem Vermögen gekommen sind. Dafür gibt es eine anschauliche historische Parallele im Heiligen Quran. Den von den Feinden des Propheten finanzierten Dichtern ist eine ganze Sure im Heiligen Quran gewidmet, um sie zu entlarven und eindringlich zu warnen. Jeder gläubige Muslim kennt diese Sure, in der es heißt:

"Soll Ich euch künden von denen, auf welche die Satane herniedersteigen? Sie steigen hernieder auf jeden sündigen Lügner. Sie teilen das Gehörte mit; doch die meisten von ihnen sind Lügner. Und die (irregeleiteten) Dichter, es folgen ihnen die Irrenden." (Heiliger Quran, Al-Shuara, Die Dichter, 26/223-226)

Auch unbekannte Personen dürfen oft in den westlichen Medien im Namen des Islam auftreten, so lange sie den islamischen Richtlinien ablehnend gegenüberstehen. In der ARD-Sendung "Im Brennpunkt" vom 22. Februar 1989 zum Thema kündigte Fritz Pleitgen Sprecher der Muslime in Deutschland an, welche zum Fall Rushdie Stellung beziehen sollten: Zu Wort kamen fünf Perser, alles erklärte Gegner von Imam Khomeini. Pleitgen hat wohl wegen technischer Schwierigkeiten die Interviews nicht verfolgen können, da er danach sagte, daß sowohl Anhänger als auch Gegner von Imam Khomeini zu Wort gekommen seien. Abgesehen davon ist es ohnehin trügerisch, fünf Perser als Sprecher der Muslime in Deutschland auftreten zu lassen, da diese unter den Muslimen in Deutschland eine Minderheit darstellen, sofern es sich überhaupt um gläubige iranische Muslime handelt.

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