.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen
Verse" - Symbol der westlichen Literatur?
Wer sich nicht vor den Menschen schämt, schämt sich auch
nicht vor Gott. (Imam Hassan al-Askari (a.))
Rushdie und die
Saudis
Die saudischen Gastgeber der bereits erwähnten
OIC-Konferenz wehrten sich vehement dagegen, den iranischen
Antrag auf internationale Verurteilung Rushdies als
ordentlichen Tagesordnungspunkt zu behandeln. Ihre Haltung ist
sehr verständlich, denn schließlich haben die Saudis bei einer
Rückbesinnung der arabischen Bevölkerungen auf den Islam sehr
viel zu verlieren. Deswegen versuchen sie, jede auf dem
Fundament des Islam basierende Strömung von sich und ihrem
Herrschaftsgebiet fernzuhalten. Dennoch konnten sie nicht
verhindern, daß eine brisante Enthüllung den Muslimen aller
Welt einmal mehr vor Augen führte, welchen unislamischen Geist
die selbsternannten "Hüter der beiden Heiligen Stätten"
vertreten. Dokumentiert ist das Verhalten der Saudis in einer
Schlagzeile der Londoner Zeitung "The Guardian: Saudi-Arabien
fordert den Abzug des britischen Botschafters".
Um den Leser
nicht in die Irre zu führen, sei sofort bemerkt, daß diese
Schlagzeile nicht etwa jüngeren Datums ist; vielmehr stammt
sie vom 24. April 1980! Damals kam es zu einem immerhin vier
Monate anhaltenden Bruch der diplomatischen Beziehungen
zwischen den Saudis und Großbritannien. Was aber war
geschehen? Am 9. April 1980 hatte das britische Fernsehen den
Film "Tod einer Prinzessin" ausgestrahlt, in dem die
Hinrichtung einer saudischen Prinzessin wegen Verstoß gegen
die Ehegesetze gezeigt wurde. Die Herren Könige, die ihre
Nächte öfters in Londoner Nachtclubs verbracht hatten, fühlten
sich beleidigt und sorgten für den Abbruch der diplomatischen
Beziehungen. Dieser Schritt bedeutete, laut "The Guardian" vom
29. Juli 1980, einen Verlust von umgerechnet 330 Millionen DM
für die britische Wirtschaft. Um diesen Verlust zu begrenzen
entschuldigten sich die Briten damals durch verschiedene
diplomatische Kanäle, so daß am 28. Juli 1980 die Beziehungen
wieder aufgenommen werden konnten. Kurz darauf, am 26. August
1980 fuhr der damalige britische Außenminister Lord Carrington
persönlich nach Arabien, um sich bei der Königsfamilie zu
entschuldigen.
Ein Muslim betrachtet dieses Ereignis wie
folgt: Das britische Fernsehen hatte eine Beleidigung
gesendet; nicht gegen Gott den Erhabenen, nicht gegen den
größten aller Propheten Muhammad (s.), nicht gegen den Heiligen Quran, nicht gegen die Mütter der Gläubigen, nicht gegen die
früheren Propheten, nicht gegen die großen Prophetengefährten,
nicht gegen die großen Engel Gottes, nicht gegen eine
Milliarde Muslime, nein, das saudische Königshaus wurde
beleidigt. Das genügte bereits, den saudischen Botschafter aus
London zurückzurufen und den britischen Botschafter
hinauszuwerfen, woraufhin die arrogante englische Regierung
Demut und Reue zeigte. Salman Rushdie jedoch hat all
diejenigen Heiligkeiten beleidigt, beschimpft und ihre Würde
mit Füßen getreten, die das britische Fernsehen damals nicht
beleidigt hatte. Ein britischer Verlag veröffentlichte das
satanische Werk eines britisch-indischen Autors, das Gott, den
Propheten des Islam, den Heiligen Quran, die Engel, die
Mütter der Gläubigen, frühere Propheten, die
Prophetengefährten etc. und damit eine Milliarde Muslime auf
eine verachtungswürdige Art und Weise angreift. Wie würden die
Saudis dieses Mal reagieren, fragten sich die Muslime, die
sich an die damaligen Ereignisse erinnern konnten. Aber auch
diejenigen Muslime, die erst später von den damaligen
Ereignissen erfuhren, mußten neugierig auf die aktuelle
Reaktion der Saudis sein, soweit sie die US-hörige Natur der
Saudis noch nicht kannten. Schließlich ging es dieses Mal um
unvergleichbar mehr als um ein paar Prinzen und Prinzessinnen.
Würden die Saudis dieses Mal vielleicht mit einem Öl-Schock
drohen? Würden sie wirtschaftliche Sanktionen mit Hilfe der
anderen Scheichtume gegenüber England beschließen? Würden sie
alle wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu England
abbrechen? Würden sie ihr gesamtes in England angelegtes
Kapital zurückziehen? Oder würden sie zumindest, wie vor zehn
Jahren, den britischen Botschafter hinauswerfen?
Doch nichts
dergleichen taten die Könige. Ganz im Gegenteil: Das einzige,
wozu sie sich durchringen konnten, war, nicht gänzlich zu
verhindern, daß das Buch doch noch in der Organisation der
Islamischen Konferenz als blasphemisches Werk verurteilt
wurde; und das auch nur aufgrund des großen Druckes von Seiten
der Islamischen Republik Iran und der Furcht der Saudis,
endgültig als Feinde des Islam und als Diener des Westens
enttarnt zu werden. Damit hat diese Königsfamilie den Muslimen
erneut gezeigt, daß ihr die saudische Ehre mehr Wert ist als
alle heiligen Werte des Islam zusammen. Nicht zuletzt dieser
Gesinnung der Saudis ist es zuzuschreiben, daß sie nach und
nach die islamischen Heiligtümer auf der arabischen Halbinsel
klammheimlich vernichten oder verkommen lassen, sondern auch
wegen ihrer grundsätzlichen Haltung gegen den Islam, der ihren
lüsternen Lebensstil von Grund auf verabscheut.
Allein wenn
sich diese Erkenntnis der schmerzhaften Tatsache um die
Zerstörung der Heiligtümer in ihrem erschreckenden Ausmaß
innerhalb des gläubigen Volkes des Islam ausbreitet, wird das
für die saudischen Könige und damit für ihre US-amerikanischen
Herren von verheerender Bedeutung sein, da das saudische
Königshaus seinen durch Öl-Dollars gekauften Einfluß in der
islamischen Welt ohnehin immer mehr verliert.
Interessanterweise wurde diese Enthüllung von den westlichen
Medien, obwohl sie sehr naheliegt und die Parallele zum
Rushdie-Fall sehr deutlich ist, nicht aufgegriffen. Für die
Muslime bestätigte sich somit erneut die Erfahrung, daß die
westlichen Medien als Instrument westlicher Politik gegen den
Islam eingesetzt werden. Ohnehin ist es verblüffend, daß das
korrupte Herrschaftssystem der Saudis in den Medien immer noch
als "islamisch" verkauft werden kann.
Hauptinteressent für den
Schutz des saudischen Königshauses sind dabei die USA, welche
die Arabische Halbinsel als ihren gepachteten Flugzeugträger
und als ihr ureigenes Ölfeld betrachten. Die saudischen Könige
sind ein Produkt britischer Kolonialzeit in Arabien. Die
Briten selbst waren es, die diese Despoten an die Macht
brachten. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die USA
faktisch viele der ehemals britischen Kolonialgebiete und
beanspruchten sie fortan bis heute als ihr sogenanntes
Interessengebiet.