Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Wer sich nicht vor den Menschen schämt, schämt sich auch nicht vor Gott. (Imam Hassan al-Askari (a.))

Rushdie und die Saudis

Die saudischen Gastgeber der bereits erwähnten OIC-Konferenz wehrten sich vehement dagegen, den iranischen Antrag auf internationale Verurteilung Rushdies als ordentlichen Tagesordnungspunkt zu behandeln. Ihre Haltung ist sehr verständlich, denn schließlich haben die Saudis bei einer Rückbesinnung der arabischen Bevölkerungen auf den Islam sehr viel zu verlieren. Deswegen versuchen sie, jede auf dem Fundament des Islam basierende Strömung von sich und ihrem Herrschaftsgebiet fernzuhalten. Dennoch konnten sie nicht verhindern, daß eine brisante Enthüllung den Muslimen aller Welt einmal mehr vor Augen führte, welchen unislamischen Geist die selbsternannten "Hüter der beiden Heiligen Stätten" vertreten. Dokumentiert ist das Verhalten der Saudis in einer Schlagzeile der Londoner Zeitung "The Guardian: Saudi-Arabien fordert den Abzug des britischen Botschafters".

Um den Leser nicht in die Irre zu führen, sei sofort bemerkt, daß diese Schlagzeile nicht etwa jüngeren Datums ist; vielmehr stammt sie vom 24. April 1980! Damals kam es zu einem immerhin vier Monate anhaltenden Bruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Saudis und Großbritannien. Was aber war geschehen? Am 9. April 1980 hatte das britische Fernsehen den Film "Tod einer Prinzessin" ausgestrahlt, in dem die Hinrichtung einer saudischen Prinzessin wegen Verstoß gegen die Ehegesetze gezeigt wurde. Die Herren Könige, die ihre Nächte öfters in Londoner Nachtclubs verbracht hatten, fühlten sich beleidigt und sorgten für den Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Dieser Schritt bedeutete, laut "The Guardian" vom 29. Juli 1980, einen Verlust von umgerechnet 330 Millionen DM für die britische Wirtschaft. Um diesen Verlust zu begrenzen entschuldigten sich die Briten damals durch verschiedene diplomatische Kanäle, so daß am 28. Juli 1980 die Beziehungen wieder aufgenommen werden konnten. Kurz darauf, am 26. August 1980 fuhr der damalige britische Außenminister Lord Carrington persönlich nach Arabien, um sich bei der Königsfamilie zu entschuldigen.

Ein Muslim betrachtet dieses Ereignis wie folgt: Das britische Fernsehen hatte eine Beleidigung gesendet; nicht gegen Gott den Erhabenen, nicht gegen den größten aller Propheten Muhammad (s.), nicht gegen den Heiligen Quran, nicht gegen die Mütter der Gläubigen, nicht gegen die früheren Propheten, nicht gegen die großen Prophetengefährten, nicht gegen die großen Engel Gottes, nicht gegen eine Milliarde Muslime, nein, das saudische Königshaus wurde beleidigt. Das genügte bereits, den saudischen Botschafter aus London zurückzurufen und den britischen Botschafter hinauszuwerfen, woraufhin die arrogante englische Regierung Demut und Reue zeigte. Salman Rushdie jedoch hat all diejenigen Heiligkeiten beleidigt, beschimpft und ihre Würde mit Füßen getreten, die das britische Fernsehen damals nicht beleidigt hatte. Ein britischer Verlag veröffentlichte das satanische Werk eines britisch-indischen Autors, das Gott, den Propheten des Islam, den Heiligen Quran, die Engel, die Mütter der Gläubigen, frühere Propheten, die Prophetengefährten etc. und damit eine Milliarde Muslime auf eine verachtungswürdige Art und Weise angreift. Wie würden die Saudis dieses Mal reagieren, fragten sich die Muslime, die sich an die damaligen Ereignisse erinnern konnten. Aber auch diejenigen Muslime, die erst später von den damaligen Ereignissen erfuhren, mußten neugierig auf die aktuelle Reaktion der Saudis sein, soweit sie die US-hörige Natur der Saudis noch nicht kannten. Schließlich ging es dieses Mal um unvergleichbar mehr als um ein paar Prinzen und Prinzessinnen. Würden die Saudis dieses Mal vielleicht mit einem Öl-Schock drohen? Würden sie wirtschaftliche Sanktionen mit Hilfe der anderen Scheichtume gegenüber England beschließen? Würden sie alle wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu England abbrechen? Würden sie ihr gesamtes in England angelegtes Kapital zurückziehen? Oder würden sie zumindest, wie vor zehn Jahren, den britischen Botschafter hinauswerfen?

Doch nichts dergleichen taten die Könige. Ganz im Gegenteil: Das einzige, wozu sie sich durchringen konnten, war, nicht gänzlich zu verhindern, daß das Buch doch noch in der Organisation der Islamischen Konferenz als blasphemisches Werk verurteilt wurde; und das auch nur aufgrund des großen Druckes von Seiten der Islamischen Republik Iran und der Furcht der Saudis, endgültig als Feinde des Islam und als Diener des Westens enttarnt zu werden. Damit hat diese Königsfamilie den Muslimen erneut gezeigt, daß ihr die saudische Ehre mehr Wert ist als alle heiligen Werte des Islam zusammen. Nicht zuletzt dieser Gesinnung der Saudis ist es zuzuschreiben, daß sie nach und nach die islamischen Heiligtümer auf der arabischen Halbinsel klammheimlich vernichten oder verkommen lassen, sondern auch wegen ihrer grundsätzlichen Haltung gegen den Islam, der ihren lüsternen Lebensstil von Grund auf verabscheut.

Allein wenn sich diese Erkenntnis der schmerzhaften Tatsache um die Zerstörung der Heiligtümer in ihrem erschreckenden Ausmaß innerhalb des gläubigen Volkes des Islam ausbreitet, wird das für die saudischen Könige und damit für ihre US-amerikanischen Herren von verheerender Bedeutung sein, da das saudische Königshaus seinen durch Öl-Dollars gekauften Einfluß in der islamischen Welt ohnehin immer mehr verliert. Interessanterweise wurde diese Enthüllung von den westlichen Medien, obwohl sie sehr naheliegt und die Parallele zum Rushdie-Fall sehr deutlich ist, nicht aufgegriffen. Für die Muslime bestätigte sich somit erneut die Erfahrung, daß die westlichen Medien als Instrument westlicher Politik gegen den Islam eingesetzt werden. Ohnehin ist es verblüffend, daß das korrupte Herrschaftssystem der Saudis in den Medien immer noch als "islamisch" verkauft werden kann.

Hauptinteressent für den Schutz des saudischen Königshauses sind dabei die USA, welche die Arabische Halbinsel als ihren gepachteten Flugzeugträger und als ihr ureigenes Ölfeld betrachten. Die saudischen Könige sind ein Produkt britischer Kolonialzeit in Arabien. Die Briten selbst waren es, die diese Despoten an die Macht brachten. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die USA faktisch viele der ehemals britischen Kolonialgebiete und beanspruchten sie fortan bis heute als ihr sogenanntes Interessengebiet.

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