Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch:

1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

"Und wenn zu ihnen gesprochen wird: Folget dem, was Allah herniedergesandt hat, dann sagen sie: Nein, wir wollen dem folgen, wobei wir unsere Väter vorfanden. Wie?! Selbst wenn der Satan sie zu der Strafe des brennenden Feuers lädt? (Heiliger Quran 31/21)

Vorwort

Im tiefsten Inneren weiß jeder, daß sich die Menschen nicht grundlegend unterscheiden, unabhängig davon wo sie geboren werden. Zwar haben historische, gesellschaftliche, soziale und umweltbedingte Aspekte einen großen Einfluß auf den Menschen und seine Entwicklung, doch steckt in jedem Menschen das Potential, sich davon zu lösen, um unbelastet Ideale anzustreben. Das ist auch einer der Gründe dafür, daß das islamische Glaubensbekenntnis (keine Gottheit existiert außer dem einen Gott) mit der arabischen Verneinungsform "la" beginnt. Damit soll zum Ausdruck kommen, daß der Mensch erst alle vorhandenen Bindungen und Zwänge aufgeben muß, um das wahre Ideal anstreben zu können.

Die Menschen, welche meinen oder vorgeben, bestimmte Ideale anzustreben, stehen in einem Wettstreit mit Menschen, die andere Vorstellungen in ihrem Leben verwirklichen wollen. Die westliche Welt, die vorgibt Grundsätze wie Frieden und Freiheit zumindest für das eigene Volk anzustreben, befindet sich dabei in ständiger Konkurrenz zu Systemen, welche gleiche oder ähnliche Ziele für alle Menschen mit anderen Argumenten verfolgen.

Wird dabei ein konkurrierendes System oder eine Gesellschaftsordnung nicht vom eigenen Volk getragen, wie meist in den totalitären Regimen des Ostblocks, so sieht sich der Westen in seinem Gesellschaftsmodell bestätigt, zumal dieses mit Wahlen durch das Volk legitim gemacht wird. Kommt dagegen ein Konkurrenzsystem auf, das alles Eingespielte über den Haufen wirft, eine für unsere Zeit völlig neue Ordnung schafft und von der überwältigenden Mehrheit des eigenen wie auch Teilen anderer Völker getragen wird, so gerät das westliche Wertesystem durcheinander. Die Selbstzweifel können dabei langfristig nur eine von zwei Konsequenzen haben: Entweder beschäftigt man sich mit dem neuen System, um dann möglicherweise die eigenen Vorurteile abzubauen und entsprechenden Respekt zu zeigen, oder aber man verdammt es, ohne es zu untersuchen, um damit die eigenen Selbstzweifel zu überdecken.

Genau nach dieser zweiten Methode verfuhr bis heute der Westen, wenn es um den Islam sowie die Islamische Revolution in der Welt und speziell im Iran ging. Da im allgemeinen nicht die Bereitschaft vorhanden war, sich ernsthaft mit den Zielen der islamischen Revolution zu beschäftigen, weil dabei die Gefahr bestand, Schwächen des eigenen Systems zu erkennen, wurden die islamische Revolution und ihr heutiges Aushängeschild Islamische Republik Iran durchgehend, seit ihrer Begründung, diffamiert und als neues Feindbild aufgebaut.

Personifiziert wurde das Feindbild in der Person Imam Khomeinis. Sehr leicht konnte auf die Regierung in der Islamischen Republik Iran herabgesehen werden, mit dem Vorurteil, die Regierung würde gegen das eigene Volk handeln. Die verfälschten Nachrichten von den großen internationalen Nachrichtenagenturen sowie der Größenwahn sogenannter oppositioneller iranischer Gruppen im Ausland verstärkten diese Fehlinformationen. Spätestens seit Imam Khomeinis Rückkehr zu Gott aber ist es nicht mehr zu verbergen; die Fernsehbilder haben es für jeden verdeutlicht: Die Islamische Revolution im Iran wird von fast dem gesamten gläubigen Volk des Landes mit unvergleichbarer Begeisterung getragen und opferbereit unterstützt.

Das weltweit positive Echo der Muslime auf die Fatwa (Richterspruch) Imam Khomeinis gegen Salman Rushdie, verdeutlichte, daß die islamische Befreiungsbewegung, auch außerhalb der Grenzen Irans, eine unaufhaltsam wachsende Zahl von Anhängern hat. Die immer weiter reichenden Folgen um die Veröffentlichung des Buches "Satanische Verse" von Salman Rushdie machen es notwendig, die Argumente der Muslime als Grundlage zum gegenseitigen Verständnis aufzugreifen - sowohl bei weiteren noch zu erwartenden Diskussionen über diesen Fall, als auch über ähnliche Fälle. Nur durch die Kenntnis der beidseitigen Argumente, sowie dem gegenseitigen Respekt vor den Heiligkeiten des Anderen, können heute noch nicht absehbare fatale Konsequenzen für das friedliche Zusammenleben der Menschen auf Erden abgewendet werden.

Die Behandlung dieses Themas soll der Entkrampfung der Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften durch die Aussprache von im Westen wenig bekannten Argumenten dienen. Es ist eine Betrachtung aus der Perspektive der betroffenen Muslime. Als Belege werden größtenteils nicht-islamische Quellen in deutscher und englischer Sprache verwendet, um dem Leser im deutschsprachigen Raum die Gelegenheit zu geben, die gemachten Angaben zu überprüfen. Werden auch einmal islamische Belege angeführt, so handelt es sich meist auch um deutsch- oder englischsprachige Quellen. Nur bei einigen Überlieferungen aus dem Leben des Propheten des Islam muß auf arabische Quellen verwiesen werden. Zitate werden kursiv gekennzeichnet.

Diese Abhandlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jede konstruktive Kritik kann der Verbesserung und Ergänzung dieser Arbeit dienen. Aller Lob und Preis gebührt einzig und allein Allah, der uns zum Leben erweckt hat, und diese Arbeit ermöglichte. Allahs Segen und Seine Barmherzigkeit sei mit allen muslimischen Geschwistern, die beim Zustandekommen dieser Arbeit mitgewirkt haben.

Mohammad-Heiner Rüger Islamische Gemeinschaft in Clausthal
Rabi'ul-thani 1410 / November 1989

Heilige Personen im Islam werden von den Muslimen so hoch geschätzt, daß die Gläubigen bei Nennung der heiligen Namen eine Segnung auf die betreffende Person aussprechen. Deswegen steht in diesem Buch hinter der Nennung des Namens des Propheten Muhammad (s.) das arabische Kürzel "(s.)", was für "der Friede sei mit ihm und mit seiner Familie" steht. Das zweite Kürzel "(a.)" wird bei allen anderen auserwählten Gottesdienern verwendet und bedeutet "der Friede sei mit ihm/ihr/ihnen".

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