.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen
Verse" - Symbol der westlichen Literatur?
"Und wenn zu ihnen gesprochen wird: Folget dem, was
Allah herniedergesandt hat, dann sagen sie:
Nein, wir wollen dem folgen, wobei wir unsere Väter vorfanden.
Wie?! Selbst wenn der Satan sie zu der Strafe des brennenden
Feuers lädt? (Heiliger Quran 31/21)
Vorwort
Im tiefsten
Inneren weiß jeder, daß sich die Menschen nicht grundlegend
unterscheiden, unabhängig davon wo sie geboren werden. Zwar
haben historische, gesellschaftliche, soziale und
umweltbedingte Aspekte einen großen Einfluß auf den Menschen
und seine Entwicklung, doch steckt in jedem Menschen das
Potential, sich davon zu lösen, um unbelastet Ideale
anzustreben. Das ist auch einer der Gründe dafür, daß das
islamische Glaubensbekenntnis (keine Gottheit existiert außer
dem einen Gott) mit der arabischen Verneinungsform "la"
beginnt. Damit soll zum Ausdruck kommen, daß der Mensch erst
alle vorhandenen Bindungen und Zwänge aufgeben muß, um das
wahre Ideal anstreben zu können.
Die Menschen, welche meinen oder vorgeben, bestimmte Ideale
anzustreben, stehen in einem Wettstreit mit Menschen, die
andere Vorstellungen in ihrem Leben verwirklichen wollen. Die
westliche Welt, die vorgibt Grundsätze wie Frieden und
Freiheit zumindest für das eigene Volk anzustreben, befindet
sich dabei in ständiger Konkurrenz zu Systemen, welche gleiche
oder ähnliche Ziele für alle Menschen mit anderen Argumenten
verfolgen.
Wird dabei ein konkurrierendes System oder eine
Gesellschaftsordnung nicht vom eigenen Volk getragen, wie
meist in den totalitären Regimen des Ostblocks, so sieht sich
der Westen in seinem Gesellschaftsmodell bestätigt, zumal
dieses mit Wahlen durch das Volk legitim gemacht wird. Kommt
dagegen ein Konkurrenzsystem auf, das alles Eingespielte über
den Haufen wirft, eine für unsere Zeit völlig neue Ordnung
schafft und von der überwältigenden Mehrheit des eigenen wie
auch Teilen anderer Völker getragen wird, so gerät das
westliche Wertesystem durcheinander. Die Selbstzweifel können
dabei langfristig nur eine von zwei Konsequenzen haben:
Entweder beschäftigt man sich mit dem neuen System, um dann
möglicherweise die eigenen Vorurteile abzubauen und
entsprechenden Respekt zu zeigen, oder aber man verdammt es,
ohne es zu untersuchen, um damit die eigenen Selbstzweifel zu
überdecken.
Genau nach dieser zweiten Methode verfuhr bis
heute der Westen, wenn es um den Islam sowie die Islamische
Revolution in der Welt und speziell im Iran ging. Da im
allgemeinen nicht die Bereitschaft vorhanden war, sich
ernsthaft mit den Zielen der islamischen Revolution zu
beschäftigen, weil dabei die Gefahr bestand, Schwächen des
eigenen Systems zu erkennen, wurden die islamische Revolution
und ihr heutiges Aushängeschild Islamische Republik Iran
durchgehend, seit ihrer Begründung, diffamiert und als neues
Feindbild aufgebaut.
Personifiziert wurde das Feindbild in der
Person Imam Khomeinis. Sehr leicht konnte auf die Regierung in
der Islamischen Republik Iran herabgesehen werden, mit dem
Vorurteil, die Regierung würde gegen das eigene Volk handeln.
Die verfälschten Nachrichten von den großen internationalen
Nachrichtenagenturen sowie der Größenwahn sogenannter
oppositioneller iranischer Gruppen im Ausland verstärkten
diese Fehlinformationen. Spätestens seit Imam Khomeinis
Rückkehr zu Gott aber ist es nicht mehr zu verbergen; die
Fernsehbilder haben es für jeden verdeutlicht: Die Islamische
Revolution im Iran wird von fast dem gesamten gläubigen Volk
des Landes mit unvergleichbarer Begeisterung getragen und
opferbereit unterstützt.
Das weltweit positive Echo der
Muslime auf die Fatwa (Richterspruch) Imam Khomeinis gegen
Salman Rushdie, verdeutlichte, daß die islamische
Befreiungsbewegung, auch außerhalb der Grenzen Irans, eine
unaufhaltsam wachsende Zahl von Anhängern hat. Die immer
weiter reichenden Folgen um die Veröffentlichung des Buches
"Satanische Verse" von Salman Rushdie machen es notwendig,
die Argumente der Muslime als Grundlage zum gegenseitigen
Verständnis aufzugreifen - sowohl bei weiteren noch zu
erwartenden Diskussionen über diesen Fall, als auch über
ähnliche Fälle. Nur durch die Kenntnis der beidseitigen
Argumente, sowie dem gegenseitigen Respekt vor den
Heiligkeiten des Anderen, können heute noch nicht absehbare
fatale Konsequenzen für das friedliche Zusammenleben der
Menschen auf Erden abgewendet werden.
Die Behandlung dieses
Themas soll der Entkrampfung der Beziehungen zwischen den
Religionsgemeinschaften durch die Aussprache von im Westen
wenig bekannten Argumenten dienen. Es ist eine Betrachtung aus
der Perspektive der betroffenen Muslime. Als Belege werden
größtenteils nicht-islamische Quellen in deutscher und
englischer Sprache verwendet, um dem Leser im
deutschsprachigen Raum die Gelegenheit zu geben, die gemachten
Angaben zu überprüfen. Werden auch einmal islamische Belege
angeführt, so handelt es sich meist auch um deutsch- oder
englischsprachige Quellen. Nur bei einigen Überlieferungen aus
dem Leben des Propheten des Islam muß auf arabische Quellen
verwiesen werden. Zitate werden kursiv gekennzeichnet.
Diese
Abhandlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jede
konstruktive Kritik kann der Verbesserung und Ergänzung dieser
Arbeit dienen. Aller Lob und Preis gebührt einzig und allein
Allah, der uns zum Leben erweckt hat, und diese Arbeit
ermöglichte. Allahs Segen und Seine Barmherzigkeit sei mit
allen muslimischen Geschwistern, die beim Zustandekommen
dieser Arbeit mitgewirkt haben.
Mohammad-Heiner Rüger Islamische Gemeinschaft in Clausthal
Rabi'ul-thani 1410 / November 1989
Heilige Personen im Islam werden von den
Muslimen so hoch geschätzt, daß die Gläubigen bei Nennung der
heiligen Namen eine Segnung auf die betreffende Person
aussprechen. Deswegen steht in diesem Buch hinter der Nennung
des Namens des Propheten Muhammad (s.) das arabische Kürzel "(s.)", was für "der Friede sei mit ihm und mit seiner Familie"
steht. Das zweite Kürzel "(a.)" wird bei allen anderen
auserwählten Gottesdienern verwendet und bedeutet "der Friede
sei mit ihm/ihr/ihnen".