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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen
Verse" - Symbol der westlichen Literatur?
Kein Tod eines Gläubigen erfreut Satan
mehr als der Tod eines Gelehrten (Imam Dschafar as-Sadeq (a.))
Was sagt der Nachfolger des Imam zu Rushdie?
Wer nach Imam
Khomeinis Rückkehr zu Gott gehofft hatte, ein westlich
orientierter Politiker bzw. Geistlicher würde die Szene
betreten, hatte vergeblich gehofft. Entgegen allen Erwartungen
der in Sachen Iran stets fehlinformierten westlichen Quellen,
wurde Ayatollah Seyyed Ali Chamene'i zum Nachfolger von Imam
Khomeini gewählt.
Eigentlich war es den westlichen Medien
egal, wer Nachfolger werden würde. Fest stand bereits vorher, daß man den Nachfolger mit allen nur erdenklichen Methoden als
bedeutungs- und machtlose Person darstellen wollte. Schon
gleich nach seiner Ernennung galt Ayatollah Chamene'i im
Westen als "schwache Persönlichkeit ohne politische Hausmacht"
sowie als "Übergangslösung". Am meisten griffen die westlichen
Medien den angeblich niedrigen religiösen Rang Ayatollah Chamene'is an und billigten ihm anfangs nur politische aber
keine geistliche Führung zu, um ihm später, nach der Wahl des
neuen Staatspräsidenten Rafsandjani, nur geistliche aber keine
politische Führung zuzugestehen.
Tatsache aber ist, daß
Ayatollah Chamene'i die gleiche Position erhielt, wie sie Imam
Khomeini auch hatte. Er wurde zum obersten Führer der
Islamischen Revolution und der Islamischen Republik Iran
gewählt. Es ist lediglich Ayatollah Chamene'is großer
Bescheidenheit zuzuschreiben, daß er von den westlichen
Medien, die sich eher von dem protzigen Auftreten von
schauspielenden Politikern beeindrucken lassen, so
unterschätzt wurde. Imam Khomeini selbst war es, der bereits
mehrfach seinen Schüler Ayatollah Chamene'i vor allen anderen
ausgezeichnet hatte. So hatte er ihn bereits vorher sinngemäß
als nachahmungswerten Kenner des Islam mit der Fähigkeit der
eigenständigen Rechtsfindung und tapfere Persönlichkeit, mit
der Fähigkeit die Revolution zu führen, bezeichnet. Daneben
spielte Ayatollah Chamene'is früherer Titel Hojjat-ul-Islam
hierbei genauso wenig eine Rolle, wie seine spätere Aufwertung
zum Ayatollah. Imam Khomeini hatte ihn bereits viel höher
eingestuft! Dennoch hätte sich Ayatollah Chamene'i niemals
angemaßt, so lange sein geliebter Imam lebte, eine Fatwa zu
verfassen: Das gebührte nur seinem Imam, dessen treuer
Gefolgsmann und Berater er war. Ayatollah Chamene'i verstand
sich selbst immer nur als einfacher Schüler von Imam Khomeini.
Imam Khomeini hatte seinen Lieblingsschüler mehrfach geprüft.
Was im Westen als Meinungsverschiedenheit zwischen dem Imam
und Ayatollah Chamene'i gedeutet und bei jeder Gelegenheit
publiziert wurde, war nichts anderes als die Prüfung des
Schülers durch seinen Lehrer, dessen Platz er eines Tages
einnehmen sollte. Dafür, daß Imam Khomeini Ayatollah Chamene'i
selber gerne als Wunschkandidat für seine Nachfolgeschaft
gesehen hätte, sprechen viele seiner für Nicht-Muslime kaum
erkennbaren Ehrungen von Ayatollah Chamene'i: Bei einer
Einladung zum Fastenbrechen im heiligen Monat Ramadan hatte
Imam Khomeini seine gesamte Nachbarschaft in sein bescheidenes
Haus eingeladen. Auch Ayatollah Chamene'i war anwesend. Nach
dem gemeinsamen von Imam Khomeini geleiteten Gebet gingen alle
in einen Raum, wo auf dem Boden Tischdecken ausgebreitet
waren. Alle standen um die Decken und warteten bis Imam
Khomeini kam, damit dieser sich als erster setzen und das
Essen eröffnen konnte. In dem Moment wurde Ayatollah Chamene'i
im Gebetsraum kurzzeitig aufgehalten. Imam Khomeini
seinerseits blieb stehen, bis endlich Ayatollah Chamene'i
neben dem Imam eintraf. Erst dann setzte sich Imam Khomeini.
Die Szene wurde 1986 im iranischen Fernsehen übertragen.
Bei
einer anderen Gelegenheit sprach Imam Khomeini für seinen
Schüler in dessen Anwesenheit eine Segnung, die er sonst
meistens nur für den Propheten oder die Imame aussprach. Ein
bereits vor Jahren kleiner Hinweis für die Muslime von Imam
Khomeini.
Nach dem Rücktritt von Ayatollah Montezari kam eine
Delegation des Experten-Parlaments, darunter der heutige
Staatspräsident Rafsandjani, zu Imam Khomeini und fragte ihn
besorgt, wie es denn nun nach ihm weitergehen sollte. Die
Parlamentarier fühlten sich in einer schwierigen Situation.
Imam Khomeini beruhigte sie und wies darauf hin, daß es
genügend fähige Personen gäbe, die Führung der Revolution zu
übernehmen. Als die Parlamentarier dann fragten "Wer zum
Beispiel?", erhielten sie die Antwort: "Sie haben doch Herrn Chamene'i unter sich". Nach Angaben von Ayatollah Khaz'ali,
Mitglied des Wächterrates, hatte Imam Khomeini allein in
letzter Zeit dreimal angedeutet, er halte Ayatollah Chamenei
für einen geeigneten Nachfolger. In Anwesenheit seines Sohnes,
Hojjat-ul-Islam Ahmad Khomeini, hatte der Imam während der
Ostasien-Reise von Präsident Chamene'i erklärt, "er
(Ayatollah Chamene'i) ist der Führung würdig".
Ayatollah Chamene'i selbst wehrte sich nach dem Tode Imam Khomeinis
gegen den Vorschlag, Nachfolger des großen Imam zu werden.
Erst als die anderen Gelehrten des Expertenparlaments
beteuerten, daß diese Nachfolgschaft auch der Wunsch Imam
Khomeinis gewesen sei, fügte sich Ayatollah Chamene'i der
großen Verantwortung, die Führung der islamischen Revolution
im Dienste der Muslime zu übernehmen und akzeptierte die Wahl.
Es darf auch nicht übersehen werden, daß Ayatollah Chamene'i
neun Jahre lang der Freitags-Imam von Teheran war. Beim Volk
erfreut er sich großen Ansehens.
Nach der Annahme der
UN-Resolution 598 und der damit verbundenen sofortigen Annahme
des Waffenstillstandes durch den Iran griff die irakische
Armee unverzüglich und mit aller Härte wieder an und besetzte
weite Gebiete des Iran. Und als in dieser kritischen Situation
an der Südfront auch die US-Amerikaner wieder einmal direkt in
das Kriegsgeschehen eingegriffen hatten, ließ Ayatollah Chamene'i all seine nun weniger wichtig gewordenen Aufgaben
liegen, um selber an der Front für den Islam mitzukämpfen und,
wenn es sein mußte, auch mitzusterben. Dadurch, daß er als
geliebtes Vorbild des Volkes selber an die Front ging, wurden
noch einmal viele Muslime zum Verteidigungskampf motiviert. So
gelang es, den irakischen Aggressor, der trotz der Annahme des
Waffenstillstandes erneut iranische Grenzterritorien besetzt
hatte, zum größten Teil und schnell zurückzuwerfen. Ayatollah
Chamene'i bewies mit seinem Einsatz an der Front seine
Bereitschaft zum Kampf auf Gottes Weg, genau wie bei seinem
monatelangen Einsatz an der Front zu Beginn des Krieges.
Selbst seinen Turban, Symbol der hohen Würde des Geistlichen,
hatte er abgelegt, um als einfacher Soldat an der Front des
Islam mitzukämpfen.
Zweimal bereits hatte Gott offensichtlich
Ayatollah Chamene'is Leben gegen Bombenattentate iranischer
Terrorgruppen geschützt, wobei allerdings beim ersten Mal sein
rechter Arm zum Teil gelähmt wurde. Er weigerte sich jedoch,
gegen die Empfehlung der einheimische Ärzte, seine schwere
Verletzung im Ausland behandeln zu lassen. Er wollte sich
keinen Deut über das tapfere Volk stellen, dessen
Kriegsverwundete bis auf Ausnahmen von den eigenen Ärzten und
der eigenen medizinischen Technik versorgt werden mußten.
Selbst diese Terrororganisationen, die Feinde des Islam und
der Islamischen Revolution, hatten schon erkannt, welch
wertvolle Person Ayatollah Chamene'i darstellt.
Es ist jedoch
selbstverständlich, daß wenn gerade diese Feinde die
westlichen Medien mit lauter Fehlinformationen füttern, kein
objektives Bild der Islamischen Republik in der
Weltöffentlichkeit entstehen kann. Und auch so ist die enorme
Diskrepanz zwischen westlicher Berichterstattung und der
Realität im islamischen Iran zu erklären. Jedenfalls kann es
Ayatollah Chamene'i und der Islamischen Revolution nicht
schaden, wenn sie von der westlichen Welt unterschätzt werden.
Für Rushdie aber änderte sich mit dem neuen Revolutionsführer
nichts. Sogenannte Iran-Kenner beteuerten zwar, "daß Khomeinis
Todesurteil gegen Salman Rushdie als aufgehoben angesehen
werden und nicht mehr vollstreckt werden muß" (Amir Taheri in
"Die Welt" 7.6.89), aber die Aussagen mehrerer
Verantwortlicher aus der Islamischen Republik Iran beweisen
das Gegenteil! Ayatollah Chamene'i war es, der bei seiner
Jugoslawienreise, wo er von begeisterten Muslimen empfangen
wurde, angesprochen auf das Todesurteil gegen Rushdie, gesagt
hatte: "Der Todespfeil ist abgeschossen und geht unbeirrbar
auf sein Ziel zu." Auch bei seinem China-Besuch Anfang Mai
bekräftigte er: "Die Kugel ist abgeschossen, sie trägt seinen
Namen und wird früher oder später ihr Ziel erreichen!"
Im
übrigen hat Ende Juni 1989 in Moskau der damalige Präsident
des islamischen Parlaments und heutige Staatspräsident Rafsandjani das Todesurteil erneut bekräftigt. Dieses Mal
blieben die europäischen Botschafter allerdings im Iran. Ein
im Islam vom höchsten islamischen Rechtsgelehrten
ausgesprochenes Urteil bleibt so lange gültig, bis ein
gleichberechtigter Gelehrter das Urteil widerruft. Theoretisch
könnte allein Ayatollah Chamene'i das Urteil revidieren. Doch
gibt es weder einen Anlaß, noch irgendwelche Anzeichen dafür,
daß er so etwas tun wird.
Ayatollah Seyyed Ali Chamene'i ist
im Westen hauptsächlich wegen seiner aufsehenerregenden Rede
vor der UNO-Vollversammlung am 22. September 1987 aufgefallen.
Große Teile seiner Rede von damals sind auch heute noch
aktuell und werden deshalb im Anhang wiedergegeben.