Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Kein Tod eines Gläubigen erfreut Satan mehr als der Tod eines Gelehrten (Imam Dschafar as-Sadeq (a.))

Was sagt der Nachfolger des Imam zu Rushdie?

Wer nach Imam Khomeinis Rückkehr zu Gott gehofft hatte, ein westlich orientierter Politiker bzw. Geistlicher würde die Szene betreten, hatte vergeblich gehofft. Entgegen allen Erwartungen der in Sachen Iran stets fehlinformierten westlichen Quellen, wurde Ayatollah Seyyed Ali Chamene'i zum Nachfolger von Imam Khomeini gewählt.

Eigentlich war es den westlichen Medien egal, wer Nachfolger werden würde. Fest stand bereits vorher, daß man den Nachfolger mit allen nur erdenklichen Methoden als bedeutungs- und machtlose Person darstellen wollte. Schon gleich nach seiner Ernennung galt Ayatollah Chamene'i im Westen als "schwache Persönlichkeit ohne politische Hausmacht" sowie als "Übergangslösung". Am meisten griffen die westlichen Medien den angeblich niedrigen religiösen Rang Ayatollah Chamene'is an und billigten ihm anfangs nur politische aber keine geistliche Führung zu, um ihm später, nach der Wahl des neuen Staatspräsidenten Rafsandjani, nur geistliche aber keine politische Führung zuzugestehen.

Tatsache aber ist, daß Ayatollah Chamene'i die gleiche Position erhielt, wie sie Imam Khomeini auch hatte. Er wurde zum obersten Führer der Islamischen Revolution und der Islamischen Republik Iran gewählt. Es ist lediglich Ayatollah Chamene'is großer Bescheidenheit zuzuschreiben, daß er von den westlichen Medien, die sich eher von dem protzigen Auftreten von schauspielenden Politikern beeindrucken lassen, so unterschätzt wurde. Imam Khomeini selbst war es, der bereits mehrfach seinen Schüler Ayatollah Chamene'i vor allen anderen ausgezeichnet hatte. So hatte er ihn bereits vorher sinngemäß als nachahmungswerten Kenner des Islam mit der Fähigkeit der eigenständigen Rechtsfindung und tapfere Persönlichkeit, mit der Fähigkeit die Revolution zu führen, bezeichnet. Daneben spielte Ayatollah Chamene'is früherer Titel Hojjat-ul-Islam hierbei genauso wenig eine Rolle, wie seine spätere Aufwertung zum Ayatollah. Imam Khomeini hatte ihn bereits viel höher eingestuft! Dennoch hätte sich Ayatollah Chamene'i niemals angemaßt, so lange sein geliebter Imam lebte, eine Fatwa zu verfassen: Das gebührte nur seinem Imam, dessen treuer Gefolgsmann und Berater er war. Ayatollah Chamene'i verstand sich selbst immer nur als einfacher Schüler von Imam Khomeini. Imam Khomeini hatte seinen Lieblingsschüler mehrfach geprüft.

Was im Westen als Meinungsverschiedenheit zwischen dem Imam und Ayatollah Chamene'i gedeutet und bei jeder Gelegenheit publiziert wurde, war nichts anderes als die Prüfung des Schülers durch seinen Lehrer, dessen Platz er eines Tages einnehmen sollte. Dafür, daß Imam Khomeini Ayatollah Chamene'i selber gerne als Wunschkandidat für seine Nachfolgeschaft gesehen hätte, sprechen viele seiner für Nicht-Muslime kaum erkennbaren Ehrungen von Ayatollah Chamene'i: Bei einer Einladung zum Fastenbrechen im heiligen Monat Ramadan hatte Imam Khomeini seine gesamte Nachbarschaft in sein bescheidenes Haus eingeladen. Auch Ayatollah Chamene'i war anwesend. Nach dem gemeinsamen von Imam Khomeini geleiteten Gebet gingen alle in einen Raum, wo auf dem Boden Tischdecken ausgebreitet waren. Alle standen um die Decken und warteten bis Imam Khomeini kam, damit dieser sich als erster setzen und das Essen eröffnen konnte. In dem Moment wurde Ayatollah Chamene'i im Gebetsraum kurzzeitig aufgehalten. Imam Khomeini seinerseits blieb stehen, bis endlich Ayatollah Chamene'i neben dem Imam eintraf. Erst dann setzte sich Imam Khomeini. Die Szene wurde 1986 im iranischen Fernsehen übertragen.

Bei einer anderen Gelegenheit sprach Imam Khomeini für seinen Schüler in dessen Anwesenheit eine Segnung, die er sonst meistens nur für den Propheten oder die Imame aussprach. Ein bereits vor Jahren kleiner Hinweis für die Muslime von Imam Khomeini.

Nach dem Rücktritt von Ayatollah Montezari kam eine Delegation des Experten-Parlaments, darunter der heutige Staatspräsident Rafsandjani, zu Imam Khomeini und fragte ihn besorgt, wie es denn nun nach ihm weitergehen sollte. Die Parlamentarier fühlten sich in einer schwierigen Situation. Imam Khomeini beruhigte sie und wies darauf hin, daß es genügend fähige Personen gäbe, die Führung der Revolution zu übernehmen. Als die Parlamentarier dann fragten "Wer zum Beispiel?", erhielten sie die Antwort: "Sie haben doch Herrn Chamene'i unter sich". Nach Angaben von Ayatollah Khaz'ali, Mitglied des Wächterrates, hatte Imam Khomeini allein in letzter Zeit dreimal angedeutet, er halte Ayatollah Chamenei für einen geeigneten Nachfolger. In Anwesenheit seines Sohnes, Hojjat-ul-Islam Ahmad Khomeini, hatte der Imam während der Ostasien-Reise von Präsident Chamene'i erklärt, "er (Ayatollah Chamene'i) ist der Führung würdig".

Ayatollah Chamene'i selbst wehrte sich nach dem Tode Imam Khomeinis gegen den Vorschlag, Nachfolger des großen Imam zu werden. Erst als die anderen Gelehrten des Expertenparlaments beteuerten, daß diese Nachfolgschaft auch der Wunsch Imam Khomeinis gewesen sei, fügte sich Ayatollah Chamene'i der großen Verantwortung, die Führung der islamischen Revolution im Dienste der Muslime zu übernehmen und akzeptierte die Wahl. Es darf auch nicht übersehen werden, daß Ayatollah Chamene'i neun Jahre lang der Freitags-Imam von Teheran war. Beim Volk erfreut er sich großen Ansehens.

Nach der Annahme der UN-Resolution 598 und der damit verbundenen sofortigen Annahme des Waffenstillstandes durch den Iran griff die irakische Armee unverzüglich und mit aller Härte wieder an und besetzte weite Gebiete des Iran. Und als in dieser kritischen Situation an der Südfront auch die US-Amerikaner wieder einmal direkt in das Kriegsgeschehen eingegriffen hatten, ließ Ayatollah Chamene'i all seine nun weniger wichtig gewordenen Aufgaben liegen, um selber an der Front für den Islam mitzukämpfen und, wenn es sein mußte, auch mitzusterben. Dadurch, daß er als geliebtes Vorbild des Volkes selber an die Front ging, wurden noch einmal viele Muslime zum Verteidigungskampf motiviert. So gelang es, den irakischen Aggressor, der trotz der Annahme des Waffenstillstandes erneut iranische Grenzterritorien besetzt hatte, zum größten Teil und schnell zurückzuwerfen. Ayatollah Chamene'i bewies mit seinem Einsatz an der Front seine Bereitschaft zum Kampf auf Gottes Weg, genau wie bei seinem monatelangen Einsatz an der Front zu Beginn des Krieges. Selbst seinen Turban, Symbol der hohen Würde des Geistlichen, hatte er abgelegt, um als einfacher Soldat an der Front des Islam mitzukämpfen.

Zweimal bereits hatte Gott offensichtlich Ayatollah Chamene'is Leben gegen Bombenattentate iranischer Terrorgruppen geschützt, wobei allerdings beim ersten Mal sein rechter Arm zum Teil gelähmt wurde. Er weigerte sich jedoch, gegen die Empfehlung der einheimische Ärzte, seine schwere Verletzung im Ausland behandeln zu lassen. Er wollte sich keinen Deut über das tapfere Volk stellen, dessen Kriegsverwundete bis auf Ausnahmen von den eigenen Ärzten und der eigenen medizinischen Technik versorgt werden mußten. Selbst diese Terrororganisationen, die Feinde des Islam und der Islamischen Revolution, hatten schon erkannt, welch wertvolle Person Ayatollah Chamene'i darstellt.

Es ist jedoch selbstverständlich, daß wenn gerade diese Feinde die westlichen Medien mit lauter Fehlinformationen füttern, kein objektives Bild der Islamischen Republik in der Weltöffentlichkeit entstehen kann. Und auch so ist die enorme Diskrepanz zwischen westlicher Berichterstattung und der Realität im islamischen Iran zu erklären. Jedenfalls kann es Ayatollah Chamene'i und der Islamischen Revolution nicht schaden, wenn sie von der westlichen Welt unterschätzt werden.

Für Rushdie aber änderte sich mit dem neuen Revolutionsführer nichts. Sogenannte Iran-Kenner beteuerten zwar, "daß Khomeinis Todesurteil gegen Salman Rushdie als aufgehoben angesehen werden und nicht mehr vollstreckt werden muß" (Amir Taheri in "Die Welt" 7.6.89), aber die Aussagen mehrerer Verantwortlicher aus der Islamischen Republik Iran beweisen das Gegenteil! Ayatollah Chamene'i war es, der bei seiner Jugoslawienreise, wo er von begeisterten Muslimen empfangen wurde, angesprochen auf das Todesurteil gegen Rushdie, gesagt hatte: "Der Todespfeil ist abgeschossen und geht unbeirrbar auf sein Ziel zu." Auch bei seinem China-Besuch Anfang Mai bekräftigte er: "Die Kugel ist abgeschossen, sie trägt seinen Namen und wird früher oder später ihr Ziel erreichen!"

Im übrigen hat Ende Juni 1989 in Moskau der damalige Präsident des islamischen Parlaments und heutige Staatspräsident Rafsandjani das Todesurteil erneut bekräftigt. Dieses Mal blieben die europäischen Botschafter allerdings im Iran. Ein im Islam vom höchsten islamischen Rechtsgelehrten ausgesprochenes Urteil bleibt so lange gültig, bis ein gleichberechtigter Gelehrter das Urteil widerruft. Theoretisch könnte allein Ayatollah Chamene'i das Urteil revidieren. Doch gibt es weder einen Anlaß, noch irgendwelche Anzeichen dafür, daß er so etwas tun wird.

Ayatollah Seyyed Ali Chamene'i ist im Westen hauptsächlich wegen seiner aufsehenerregenden Rede vor der UNO-Vollversammlung am 22. September 1987 aufgefallen. Große Teile seiner Rede von damals sind auch heute noch aktuell und werden deshalb im Anhang wiedergegeben.

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