Nachweis der menschlichen Vorzüge
Die weit reichenden Beobachtungen des
Menschen bezüglich der Welt resultieren aus den gesamten
Menschheitsbemühungen und wurden im Laufe der aufeinander
folgenden Jahrhunderte und Epochen ergänzt und
vervollständigt. Diese Erkenntnisse, die unter Anwendung
bestimmter Regeln, Gesetze und mit Logik geordnet wurden,
erhielten die Bezeichnung “Wissenschaft“. Wissenschaft im
allgemeinen Sinne ist die Summe der menschlichen Überlegungen
und Erkenntnisse hinsichtlich der Welt, einschließlich der
Philosophie sowie deren methodische Weiterentwicklung. Sie ist
das Ergebnis aller menschlichen Bemühungen und in einer
speziellen, logischen Ordnung aufgebaut.
Die hohen geistigen Neigungen des
Menschen entwickelten sich aus seinem Glauben, seiner
Überzeugung und seinem Interesse für bestimmte Wahrheiten
dieses Universums, die sich nicht auf das Individuum
beschränken und von allgemeiner, umfassender Art und jenseits
der Materie zu finden sind; mit anderen Worten, Wahrheiten,
die nicht materieller und nicht gewinnbringender Art sind.
Derartige Glaubessüberzeugungen und
Interessen sind auf ihre Weise aus einigen Weltanschauungen
und Welterkenntnissen entstanden, welche die göttlichen
Propheten (a.)
der Menschheit brachten oder aber durch bestimmte
Denkvorstellungen mancher Philosophen, die den Glauben
erklären und beschreiben wollten. Jedenfalls werden dann, wenn
die hohen, ideellen, den tierischen weit überlegenen Neigungen
des Menschen geistig begründet sind und auf einer Überzeugung
beruhen, diese als Glauben
bezeichnet. Somit kommen wir zu dem Ergebnis, dass der
wesentliche und grundsätzliche Unterschied des Menschen
gegenüber anderen Lebewesen, welcher das Kriterium für seine
Menschlichkeit darstellt und mit dem sein Menschsein eng
verknüpft ist, letztendlich in Wissenschaft und Glauben
besteht.
Über die Vorzüge des Menschen gegenüber
anderen Lebewesen ist viel gesprochen worden. Einige
verleugnen die Privilegien der menschlichen Gattung gegenüber
den anderen Arten. Die Differenz, die im Wissen und der
Kenntnis des Menschen zu den Tieren liegt, betrachten sie als
einen quantitativen, höchstenfalls qualitativen Unterschied,
nicht aber als charakteristisch. All das Bewundernswerte,
Bedeutsame, Hervorragende, dass das Interesse der großen
Philosophen des Ostens und Westens stark angezogen hat
bezüglich der Erkenntnisse über die menschliche Natur, hat bei
dieser Gruppe keine große Bedeutung gefunden. Für sie ist der
Mensch, auch aus Sicht seiner Wünsche und Verlangen, ein Tier
feinster Präzision, aber prinzipiell ohne den geringsten
Unterschied.
Einige andere unterscheiden die Art und
Weise des “Lebendigseins“, das heißt, sie sind davon
überzeugt, dass ausschließlich der Mensch ein Geschöpf voller
Leben ist, die anderen Tiere dagegen keine Empfindungen,
Wünsche, keine Schmerzen und kein Vergnügen haben, wie leblose
Maschinen, die Lebewesen ähneln. Nur der Mensch sei das
einzige vorhandene Lebewesen. Genau definiert heißt das
demnach, dass er ein lebendiges Geschöpf sei.
Andere Gelehrte, die im Menschen nicht das einzige Lebewesen
der Welt sehen, akzeptieren die grundlegenden Vorzüge zwischen
ihm und den anderen Tieren.
Letztendlich aber hat jeder der Gelehrten
seine Aufmerksamkeit auf eine der Besonderheiten und
Privilegien des Menschen gerichtet. Und aus diesem Grunde ist
der Mensch unterschiedlich definiert und beschrieben worden
wie: Ein sprechendes Tier, überlegend, voll endloser
Erwartungen, voll sehnsüchtiger Wünsche, auf der Suche nach
Wertvollem, ein Tier, außerhalb des Normbereiches,
unermüdlich, unersättlich, mit Verantwortungs- und
Pflichtgefühl, in die Zukunft blickend, frei und unabhängig,
rebellisch, eine soziale Ordnung anstrebend, die Schönheit
liebend, die Gerechtigkeit liebend, widersprüchlich,
liebevoll, Besitz ergreifend und individualistisch, kreativ
und konstruktiv, einmalig, erregbar, eine Meinung vertretend,
handwerklich, auf der Suche nach dem Jenseits, voller
Phantasie und Schwärmerei, ausgezeichnet, geistvoll, ein
Festungstor der Ideale, usw. usf..
Es ist offensichtlich, dass jeder
einzelne dieser Aspekte an seinem geeigneten Platze richtig
ist. Doch wenn wir eine Erklärung für die gesamten
Hauptunterschiede zwischen Mensch und Tier erbringen wollen,
ist es angebracht, dass wir uns an Wissenschaft und Religion
erinnern und sagen: Der Mensch ist ein Tier, welches durch
zwei Privilegien, Wissenschaft und Glauben, den anderen Tieren
gegenüber im Vorteil ist.