Bewusstseinsniveau und Wünsche des Menschen
Das Gebiet des Wissens, der
Beobachtungsgabe, der Kenntnisse, der Bereich der Wünsche und
Erwartungen ist beim Menschen viel umfangreicher, ausgedehnter
und erhabener als beim Tier. Seine Kenntnisse gehen über die
sichtbaren Dinge und die äußeren Erscheinungen hinaus und
dringen ein in das Innere ihrer Natur, Eigenschaften,
Verhältnisse, Zusammenhänge und gesetzmäßigen Notwendigkeiten.
Das Wissen des Menschen ist nicht gefangen in den Grenzen
eines Bereiches, einer Region, ist nicht gebunden und gekettet
an die Fesseln seiner Zeit, sondern es überbrückt Regionen und
Zeiten. Dadurch gelangt der Mensch an Wissen über seinen
eigenen, zukünftigen Lebensbereich, soweit er Erkenntnisse
gewinnt über das Universum, seine eigene Vergangenheit und
Zukunft, seine eigene geschichtliche Vergangenheit und die der
Welt. Das heißt, er ergründet die Erde, den Himmel, die
Gebirge, die Meere, die Pflanzen und andere Lebewesen, macht
sich Zukunftsgedanken, die in einem weit entfernten Horizont
liegen, und mehr noch als das, er lässt seine Gedanken wandern
in Unendlichkeit und Ewigkeit und gelangt zu Erkenntnissen
über diese.
Das Wissen des Menschen geht über die
Kenntnis über sich selbst und seine eigene Unbedeutung hinaus.
Er erforscht die umfassenden Gesetze, allgemeine
Gesetzmäßigkeiten und das Gefüge der Welt, wodurch er seine
Herrschaft über die Natur befestigt. Das Niveau der Wünsche
und Ansprüche des Menschen kann sehr hoch sein. Er ist ein
Geschöpf, welches nach vollkommenen Welten strebt und erfüllt
ist von Wunschträumen und reifen Verlangen. Er strebt nach
Idealen, die nicht materieller und gewinnbringender Art sind
und hegt nicht nur Wünsche, die nur ihn selbst, höchstenfalls
noch seinen Partner und seine Kinder betreffen. Seine Wünsche
sind allgemeiner und umfassender Art, schließen die Menschheit
ein und beziehen sich nicht nur auf eine bestimmte Sphäre, ein
bestimmtes Gebiet oder einen speziellen, begrenzten
Zeitabschnitt.
Der Mensch ist voller sehnlicher Wünsche,
so sehr, dass er diese und seine Überzeugungen bisweilen an
die Spitze aller anderen Werte setzt. Der Seelenfrieden seiner
Mitmenschen und seine Hilfsbereitschaft ihnen gegenüber ist
ihm wichtiger als seine eigene Bequemlichkeit. Den Dorn im
Fuße des Anderen empfindet er so stark, als sei er in seinem
eigenen, mehr noch, in sein eigenes Auge eingedrungen: Er ist
mitfühlend. Die Freude der Anderen macht ihn froh, und ihre
Traurigkeit bereitet ihm Kummer. Seiner Überzeugung und seinen
Wunschträumen ist er so leidenschaftlich zugetan, dass er
schnell bereit ist, seine eigenen Vorteile, sogar sein Leben
und seine Existenz für sie zu opfern. Der menschliche
Charakter der Zivilisation, welcher ausschlaggebend ist für
den Geist der Kultur, ist die Folge derartiger menschlicher
Empfindungen und Wünsche.