Linderung der Beunruhigung
Ebenso, wie das menschliche Leben
Freuden, Süßen, Errungenschaften und Erfolge beinhaltet, birgt
es, gewollt oder ungewollt, auch Leiden, Katastrophen,
Niederlagen, Verluste, Bitterkeiten und Misserfolge. Vieles
von diesem kann vermieden und beseitigt werden, auch wenn dazu
mancherlei Anstrengungen notwendig sind.
Es ist selbstverständlich, dass der
Mensch dazu verpflichtet ist, seine Kräfte an der Natur zu
messen und Nachteiliges zu Vorteilhaftem zu verwandeln. Doch
einige Katastrophen sind nun einmal nicht zu verhindern und
abzuschaffen, wie beispielsweise das Alter. Ob er will oder
nicht, schreitet der Mensch auf das Alter zu und sein
Lebenslicht nähert sich dem Erlöschen. Unfähigkeit und
Schwäche des Alters sowie verschiedene andere, altersbedingte
Behinderungen, verdunkeln das Antlitz des Lebens. Zudem lassen
die Gedanken an den Tod, an das Nichtmehrvorhandensein, an das
Schließen der Augen für immer, an das Dahinscheiden und das
Überlassen der Welt den Zurückbleibenden den Menschen auf eine
andere Weise leiden.
Der religiöse Glaube verleiht dem
Menschen Widerstandskraft, er verwandelt Bitteres in Süßes.
Der Gläubige Mensch weiß, dass alles auf der Welt einen
bestimmten Sinn hat. Wenn seine Reaktionen auf diese
Bitternisse den Erfordernissen entsprechend erfolgen – auch
wenn diese nicht zu beheben sind – so wird der erhabene Gott
dieses auf eine andere Weise ausgleichen.
Da das Alter nicht das Ende von allem ist
und darüber hinaus ein Gläubiger die freie Zeit stets mit
Anbetung und den Gedanken an Gott ausfüllt, erscheint es ihm
sogar als erstrebens- und wünschenswert, und zwar so sehr, das
seine Lebensfreude in der Altersperiode über die der
Jugendzeit hinauswächst. Mit den Augen eines Gläubigen
betrachtet, erhält der Tod ein anderes, verändertes Aussehen
als aus der Sicht eines ungläubigen Menschen. Nach seiner
Ansicht bedeutet der Tod nicht Nichtsein und Vergänglichkeit,
sondern er ist der Übergang von einer unbeständigen,
vorübergehenden Welt in eine größere Welt, von einer Welt der
Taten und des Säens in eine Welt des Ergebnisses und der
Ernte. Daher wird dieser Mensch seine Besorgnis bezüglich des
Todes mit guten Taten, welche im religiösen Sprachgebrauch als
würdige Taten bezeichnet werden, zerstreuen.
Nach Ansicht der Psychologen ist es
unbestreitbar und endgültig sicher, dass die meisten
seelischen Erkrankungen, die durch psychische Unruhen und
Lebensverdruss verursacht werden, bei nichtreligiösen Personen
zu beobachten sind. Je stärker und gefestigter der Glaube der
religiösen Menschen ist, umso eher bleibt er von diesen
Krankheiten verschont. Das Anwachsen der psychischen und
nervlichen Erkrankungen, das Ansteigen der Anzahl Gemüts- und
Nervenkranker, ist eines der Lebensunglücke unserer Epoche,
welche durch einen ungefestigten religiösen Glauben verursacht
werden.