Mensch u. Glaube

Mensch und Glaube

Ayatollah Morteza Motahhari

Inhaltsverzeichnis

Linderung der Beunruhigung

Ebenso, wie das menschliche Leben Freuden, Süßen, Errungenschaften und Erfolge beinhaltet, birgt es, gewollt oder ungewollt, auch Leiden, Katastrophen, Niederlagen, Verluste, Bitterkeiten und Misserfolge. Vieles von diesem kann vermieden und beseitigt werden, auch wenn dazu mancherlei Anstrengungen notwendig sind.

Es ist selbstverständlich, dass der Mensch dazu verpflichtet ist, seine Kräfte an der Natur zu messen und Nachteiliges zu Vorteilhaftem zu verwandeln. Doch einige Katastrophen sind nun einmal nicht zu verhindern und abzuschaffen, wie beispielsweise das Alter. Ob er will oder nicht, schreitet der Mensch auf das Alter zu und sein Lebenslicht nähert sich dem Erlöschen. Unfähigkeit und Schwäche des Alters sowie verschiedene andere, altersbedingte Behinderungen, verdunkeln das Antlitz des Lebens. Zudem lassen die Gedanken an den Tod, an das Nichtmehrvorhandensein, an das Schließen der Augen für immer, an das Dahinscheiden und das Überlassen der Welt den Zurückbleibenden den Menschen auf eine andere Weise leiden.

Der religiöse Glaube verleiht dem Menschen Widerstandskraft, er verwandelt Bitteres in Süßes. Der Gläubige Mensch weiß, dass alles auf der Welt einen bestimmten Sinn hat. Wenn seine Reaktionen auf diese Bitternisse den Erfordernissen entsprechend erfolgen – auch wenn diese nicht zu beheben sind – so wird der erhabene Gott dieses auf eine andere Weise ausgleichen.

Da das Alter nicht das Ende von allem ist und darüber hinaus ein Gläubiger die freie Zeit stets mit Anbetung und den Gedanken an Gott ausfüllt, erscheint es ihm sogar als erstrebens- und wünschenswert, und zwar so sehr, das seine Lebensfreude in der Altersperiode über die der Jugendzeit hinauswächst. Mit den Augen eines Gläubigen betrachtet, erhält der Tod ein anderes, verändertes Aussehen als aus der Sicht eines ungläubigen Menschen. Nach seiner Ansicht bedeutet der Tod nicht Nichtsein und Vergänglichkeit, sondern er ist der Übergang von einer unbeständigen, vorübergehenden Welt in eine größere Welt, von einer Welt der Taten und des Säens in eine Welt des Ergebnisses und der Ernte. Daher wird dieser Mensch seine Besorgnis bezüglich des Todes mit guten Taten, welche im religiösen Sprachgebrauch als würdige Taten bezeichnet werden, zerstreuen.

Nach Ansicht der Psychologen ist es unbestreitbar und endgültig sicher, dass die meisten seelischen Erkrankungen, die durch psychische Unruhen und Lebensverdruss verursacht werden, bei nichtreligiösen Personen zu beobachten sind. Je stärker und gefestigter der Glaube der religiösen Menschen ist, umso eher bleibt er von diesen Krankheiten verschont. Das Anwachsen der psychischen und nervlichen Erkrankungen, das Ansteigen der Anzahl Gemüts- und Nervenkranker, ist eines der Lebensunglücke unserer Epoche, welche durch einen ungefestigten religiösen Glauben verursacht werden.

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