Veränderung und Entwicklung einer Ideologie
Die nächste Frage lautet: Liegt einer
Ideologie das Prinzip der Beständigkeit zugrunde oder das der
Veränderung? Wir sprachen darüber, ob die menschheitsbezogenen
Ideologien in den verschiedenen Epochen und Gebieten ebenfalls
unterschiedlicher Art sind. Dabei behandelten wir auch die
Frage nach ihrer eventuellen Ungültigkeit und Abänderung.
Bei dem Thema, das wir jetzt besprechen
wollen, geht es um die Veränderung und Entwicklung einer
Ideologie. Dabei geht es um die Frage – unabhängig davon, ob
sie ihrem Inhalt nach universal oder partiell, relativ oder
absolut sein will – ob sie sich, da sie selbst eine
Entscheidung ist und Entscheidungen veränderlich, wandel- und
entwickelbar sind, im Zustand der Entwicklung und Umgestaltung
befindet.
Besteht ein Unterschied zwischen dem
realen Inhalt einer Ideologie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung
und dem in der Phase ihrer Entfaltung und Blüte? Muss sie sich
seitens ihrer Anführer und Ideologen notwendigerweise immer im
Zustand der Bearbeitung, Konkretisierung, Präzisierung und
Revision befinden in der Weise, wie wir es bei den
zeitgenössischen, materialistischen Lehren sehen, um nicht
einer frühzeitigen Alterung, Abnutzung und Uneignung
ausgesetzt zu sein? Oder ist es möglich, dass eine Ideologie
so bleibt, wie sie verfasst wurde, ruhend auf dem Grundgleis,
auf dem sich Mensch und Gesellschaft bewegen, und sie
keinerlei Revision, Ausarbeitung und Reform seitens der
Ideologen bedarf, bei der die Aufgabe der Anführer und
Ideologen lediglich in der fähigen Beurteilung von Sinn und
Aussage der Lehre liegt sowie in der Weiterentwicklung dieser
Urteilsfähigkeit, nicht aber der des ideologischen Inhaltes?
Durch die Beantwortung früherer Fragen würde auch diese Frage
geklärt werden.