39. Brief – An Amr ibn al-Aas
An Amr
ibn al-Aas
Du hast wirklich deine Religion dem
Diesseits eines Menschen untergeordnet, dessen Irrtum
offenkundig ist und dessen Schleier zerrissen wurde. Er
entehrt den Ehrenhaften durch das Zusammensitzen mit ihm und
entwertet den Langmütigen durch seine Gesellschaft. Du bist in
seine Fußstapfen getreten und hast nach seiner Huld gestrebt,
so wie der Hund dem Löwen folgt, der Schutz in dessen Klauen
sucht und wartet, dass er ihm vom Rest seiner Beute etwas
zuwirft. So hast du sowohl dein Dies- als auch dein Jenseits
verloren gehen lassen, während du erreicht hättest, was du
wolltest, wenn du nur am Rechten festgehalten hättest.
Wenn Allah mir Macht gibt über dich und
über Ibn Abu Sufyan (Muawiya), werde ich euch beiden
vergelten, was ihr vorausgeschickt habt, wenn ihr mir das aber
unmöglich macht und ihr überlebt, dann ist das, was vor euch
liegt, schlecht für euch,
und Frieden (sei mit dir).
Erläuterung
Amr ibn
al-Aas al-Sahmi war einer der entscheidenden
Heeresbefehlshaber Muawiyas ibn Abu Sufyan und erklärter
Gegner der Ahl-ul-Bait. Er entstammte einer wohlhabenden
Kaufmannsfamilie aus Mekka, die dem Stamm der Quraisch
angehörte. Seine Mutter war Laila bint Harmala, die den Banu
Sahm angehörte. Ihr Beiname war: Nabigha. Über Amrs Vater wird
in den Geschichtsbüchern wenig geäußert, da eine uneheliche
Herkunft vermutet wird. Er wurde entgegen der arabischen
Tradition oft als Sohn seiner Mutter bezeichnet: "Sohn von
Nabigha" [ibn al-nabigha].
Vor seiner
Zeit als Muslim gehörte er zu den entschiedenen Feinden des
Islam. Nach der kleinen Auswanderung versuchte er seinen
Einfluss in Abessinien geltend zu machen, um die Geflohenen
gewaltsam zurück zu holen, allerdings ohne Erfolg. Amr ibn
al-Aas war ursprünglich verheiratet mit Umm Kulthum bint Ukba,
aber er ließ sich von ihr scheiden, als sie den Islam annahm.
In der
Schlacht von Uhud gehörte er mit Chalid ibn Walid zu
denjenigen, die den Muslimen schwere Verluste zufügten. Im
Jahr 8 n.d.H. (629/630 n.Chr.) wanderte er zusammen mit Chalid
ibn Walid von Mekka nach Medina aus und nahm den Islam an.
Nach seinem formalen Übertritt zum Islam nahm er später unter
der Herrschaft der Umayyaden an mehreren islamisch betrachtet
fragwürdigen Feldzügen teil.
Amr ibn Aas
war derjenige, der vom Propheten Muhammad (s.) den Befehl
erhalten hatte, bei der Schlacht von Dhat al-Salasil die
Angreifer zurück zu schlagen. Er kehrte erfolglos zurück. Der
Prophet hatte ihm diese Aufgabe übertragen, um der zukünftigen
Gemeinde nach seinem Ableben einmal mehr klar zu erläutern,
dass nur Imam Ali (a.) in der Lage war, solch schwierige
Aufgaben zu erfüllen. Als Amr ibn Aas beauftragt wurde, wurden
zudem Abu Bakr, Umar ibn Chattab und andere große
Persönlichkeiten unter seinen Befehl gestellt.
In der Zeit
des Kalifats von Imam Ali (a.) wandte er sich gegen den
Kalifen. In der Schlacht von Siffin war er einer der
Feldherren von Muawiya und dessen Vertreter beim
anschließenden Abkommen. Amr ibn Aas ist u.a. die List mit den
Qur´an-Versen auf den Speeren der Truppen Muawiyas
zuzuschreiben, die den Abtrünnigen vor der Niederlage
bewahrte.
Imam Ali (a.)
hatte Muhammad ibn Abu Bakr zum Gouverneur Ägyptens ernannt.
Im Jahr 38 n.d.H. (658 n.Chr.) schickte Muawiya seinen
Truppenführer Amr ibn Aas mit sechstausend Soldaten gegen ihn,
um damit die Südflanke des amtierenden Kalifen zu schwächen.
Muhammad ibn Abu Bakr bat Imam Ali um Hilfe. Daraufhin sandte
Imam Ali (a.) seinen besten Feldherrn Malik al-Aschtar. Der
wurde im Auftrag Muawiyas auf dem Weg nach Ägypten vergiftet.
Daraufhin wurde Muhammad ibn Abu Bakr von Amr ibn Aas besiegt.
Muhammad ibn Abu Bakr wurde dabei im Auftrag Muawiyas getötet,
auf einen Esel gebunden und verbrannt. Amr ibn Aas ließ diesen
Befehl ausführen.
Unter den
Gründervätern der sunnitischen Rechtsschulen ist nur von
Schafii bekannt, dass er Amr ibn Aas verachtete. Die späteren
Kalifen ließen Amr ibn Aas immer loben und als guten Gefährten
vorstellen.