Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

39. Brief – An Amr ibn al-Aas

An Amr ibn al-Aas

Du hast wirklich deine Religion dem Diesseits eines Menschen untergeordnet, dessen Irrtum offenkundig ist und dessen Schleier zerrissen wurde. Er entehrt den Ehrenhaften durch das Zusammensitzen mit ihm und entwertet den Langmütigen durch seine Gesellschaft. Du bist in seine Fußstapfen getreten und hast nach seiner Huld gestrebt, so wie der Hund dem Löwen folgt, der Schutz in dessen Klauen sucht und wartet, dass er ihm vom Rest seiner Beute etwas zuwirft. So hast du sowohl dein Dies- als auch dein Jenseits verloren gehen lassen, während du erreicht hättest, was du wolltest, wenn du nur am Rechten festgehalten hättest.

Wenn Allah mir Macht gibt über dich und über Ibn Abu Sufyan (Muawiya), werde ich euch beiden vergelten, was ihr vorausgeschickt habt, wenn ihr mir das aber unmöglich macht und ihr überlebt, dann ist das, was vor euch liegt, schlecht für euch,

und Frieden (sei mit dir).

Erläuterung

Amr ibn al-Aas al-Sahmi war einer der entscheidenden Heeresbefehlshaber Muawiyas ibn Abu Sufyan und erklärter Gegner der Ahl-ul-Bait. Er entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie aus Mekka, die dem Stamm der Quraisch angehörte. Seine Mutter war Laila bint Harmala, die den Banu Sahm angehörte. Ihr Beiname war: Nabigha. Über Amrs Vater wird in den Geschichtsbüchern wenig geäußert, da eine uneheliche Herkunft vermutet wird. Er wurde entgegen der arabischen Tradition oft als Sohn seiner Mutter bezeichnet: "Sohn von Nabigha" [ibn al-nabigha][1].

Vor seiner Zeit als Muslim gehörte er zu den entschiedenen Feinden des Islam. Nach der kleinen Auswanderung versuchte er seinen Einfluss in Abessinien geltend zu machen, um die Geflohenen gewaltsam zurück zu holen, allerdings ohne Erfolg. Amr ibn al-Aas war ursprünglich verheiratet mit Umm Kulthum bint Ukba, aber er ließ sich von ihr scheiden, als sie den Islam annahm.

In der Schlacht von Uhud gehörte er mit Chalid ibn Walid zu denjenigen, die den Muslimen schwere Verluste zufügten. Im Jahr 8 n.d.H. (629/630 n.Chr.) wanderte er zusammen mit Chalid ibn Walid von Mekka nach Medina aus und nahm den Islam an. Nach seinem formalen Übertritt zum Islam nahm er später unter der Herrschaft der Umayyaden an mehreren islamisch betrachtet fragwürdigen Feldzügen teil.

Amr ibn Aas war derjenige, der vom Propheten Muhammad (s.) den Befehl erhalten hatte, bei der Schlacht von Dhat al-Salasil die Angreifer zurück zu schlagen. Er kehrte erfolglos zurück. Der Prophet hatte ihm diese Aufgabe übertragen, um der zukünftigen Gemeinde nach seinem Ableben einmal mehr klar zu erläutern, dass nur Imam Ali (a.) in der Lage war, solch schwierige Aufgaben zu erfüllen. Als Amr ibn Aas beauftragt wurde, wurden zudem Abu Bakr, Umar ibn Chattab und andere große Persönlichkeiten unter seinen Befehl gestellt.

In der Zeit des Kalifats von Imam Ali (a.) wandte er sich gegen den Kalifen. In der Schlacht von Siffin war er einer der Feldherren von Muawiya und dessen Vertreter beim anschließenden Abkommen. Amr ibn Aas ist u.a. die List mit den Qur´an-Versen auf den Speeren der Truppen Muawiyas zuzuschreiben, die den Abtrünnigen vor der Niederlage bewahrte.

Imam Ali (a.) hatte Muhammad ibn Abu Bakr zum Gouverneur Ägyptens ernannt. Im Jahr 38 n.d.H. (658 n.Chr.) schickte Muawiya seinen Truppenführer Amr ibn Aas mit sechstausend Soldaten gegen ihn, um damit die Südflanke des amtierenden Kalifen zu schwächen. Muhammad ibn Abu Bakr bat Imam Ali um Hilfe. Daraufhin sandte Imam Ali (a.) seinen besten Feldherrn Malik al-Aschtar. Der wurde im Auftrag Muawiyas auf dem Weg nach Ägypten vergiftet. Daraufhin wurde Muhammad ibn Abu Bakr von Amr ibn Aas besiegt. Muhammad ibn Abu Bakr wurde dabei im Auftrag Muawiyas getötet, auf einen Esel gebunden und verbrannt. Amr ibn Aas ließ diesen Befehl ausführen.

Unter den Gründervätern der sunnitischen Rechtsschulen ist nur von Schafii bekannt, dass er Amr ibn Aas verachtete. Die späteren Kalifen ließen Amr ibn Aas immer loben und als guten Gefährten vorstellen.

[1] Mehr dazu siehe Erläuterung zu Predigt 180

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