Nahdsch-ul-Balagha - Pfad
der Eloquenz
(Diese Predigt wurde gehalten)
an seinen Sohn Muhammad ibn al-Hanafiyya, als er (a.) ihm das
Banner am Tage der Kamelschlacht überreichte.
Wenn sich auch die Berge (von ihrer
Position) hinweg begeben, bewege du dich nicht weg (von deiner
Position). Beiße deine Backenzähne zusammen, leihe Allah
deinen Kopf (d.h. opfere dich im Kampf für Allah auf). Ramme
deine Füße fest in die Erde und richte deinen Blick auf den am
weitesten entfernten Gegner und schließe deine Augen (vor
ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit). Und wisse, dass der Sieg
bei Allah dem Erhabenen, ist.
Muhammad ibn
al-Hanafiyya war ein Sohn des Befehlshabers der Gläubigen
(a.), aber er wurde nach seiner Mutter Ibn Hanafiyya („Sohn
von Hanafiyya“) genannt. Seine Mutter hieß Chaula bint
Dscha´far. Sie war auch unter dem Namen „Hanafiyya“ bekannt
nach dem Stamme Bani Hanifa. Als die Leute von Yamama von
einem der Kalifen zu Apostaten
erklärt wurden, weil sie sich weigerten, die Zakat
an den Kalifen zu zahlen, den sie anstelle von Imam Ali (a.)
nicht akzeptierten, wurden sie getötet und ihre Frauen als
Sklavinnen nach Medina gebracht. Diese Frau kam auch mit ihnen
nach Medina. Als die Angehörigen ihres Stammes davon erfuhren,
gingen sie zu Imam Ali (a.) und baten ihn, sie zu retten und
Ehre und Ansehen ihrer Familie zu schützen. Infolgedessen
kaufte Imam Ali (a.) sie frei und bot ihr daraufhin die Heirat
an, auch als Signal der Wiedergutmachung gegenüber dem, was
der Kalif getan hatte. Sie nahm dankend an. Aus der Ehe wurde
Muhammad geboren.
Allerdings
gab es einige Verwirrung um seine Person in den
Geschichtsbüchern, da sowohl sein Name als auch sein Beiname
ebenfalls anderen zugesprochen wurde. Die meisten Historiker
haben seinen Beinamen als Abul-Qasim bezeichnet. Daher hat der
Autor von „al-Isti´ab“
die Meinung von Abu Raschid ibn Hafs al-Zuhri wiedergegeben,
dass ihm unter den Söhnen der Gefährten (des Propheten) vier
untergekommen seien, die alle Muhammad mit dem Beinamen
Abul-Qasim hießen, nämlich Muhammad ibn al-Hanafiyya, Muhammad
ibn Abu Bakr, Muhammad ibn Talha und Muhammad ibn Sa´d.
Anschließend schreibt er, dass Muhammad ibn Talhas Name und
Beiname vom Propheten (s.) gegeben worden waren. Al-Waqidi
schreibt, dass Name und Beiname von Muhammad ibn Abu Bakr von
Aischa vorschlagen worden waren. Anscheinend ist es nicht
korrekt, dass der Heilige Prophet (s.) den Namen von Muhammad
ibn Talha gegeben hatte, da es in einigen Überlieferungen
heißt, dass der Prophet (s.) ihn für einen Sohn des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) reserviert habe, und das war
Muhammad ibn al-Hanafiyya.
Was seinen
Beinamen angeht, so heißt es, dass der Prophet (s.) ihn
spezifiziert und Imam Ali (a.) gesagt hatte, dass ihm nach ihm
(dem Propheten) ein Sohn geboren werden würde, dem er seinen
Namen und Beinamen gegeben habe, und wonach es nicht mehr
erlaubt sein würde für irgendjemanden seines Volkes, beide
Namen, Name und Beiname zusammenzuführen.
Wenn wir
diese Meinung vor uns sehen, wie kann es dann richtig sein,
dass der Prophet (s.) genau diesen Namen und Beinamen an
irgendjemand anderen gegeben haben soll, da die Spezifizierung
doch bedeutet, dass niemand anders ihn auch haben würde.
Außerdem, einige Leute haben den Beinamen von Ibn Talha als
Ibn Abu Sulaiman überliefert statt Abul-Qasim, und das
bekräftig weiterhin diesen Standpunkt. Ähnlich verhält es
sich, wenn der Beiname von Muhammad ibn Abu Bakr aufgrund
dessen gegeben wurde, dass der Name seines Sohnes Qasim war,
der unter den Gelehrten von Medina war, worin sollte dann der
Sinn bestehen, dass Aischa ihn vorgeschlagen hat? Wenn sie ihn
zusammen mit dem Namen vorgeschlagen hätte, wie könnte
Muhammad ibn Abu Bakr ihn nachher tolerieren, denn da er unter
der Fürsorge des Befehlshabers der Gläubigen (a.) erzogen
worden war, konnte ihm die Aussage des Propheten (s.) nicht
verborgen geblieben sein. Außerdem, die meisten Leute haben
seinen Beinamen als Abu Abd al-Rahman überliefert, und das
schwächt die Ansicht von Abu Raschid.
Abgesehen von
diesen Leuten, deren Beiname Abul-Qasim gewesen sein soll,
selbst für Ibn al-Hanafiyya ist dieser Beiname nicht bewiesen.
Obwohl Ibn Challikan in „Wafayat al-A´yan
jenen Sohn des Befehlshabers der Gläubigen (a.), Muhammad ibn
al-Hanafiyya, für die Person hielt, für die der Prophet (s.)
diesen Beinamen reserviert hatte, schreibt al-Allamah
al-Mamaqani in „Tanqih al-Maqal“
Folgendes: „Ibn Challikan hat sich verwirren lassen, indem
er diese Überlieferung auf Muhammad ibn al-Hanafiyya anwandte,
weil der (beschriebene) Sohn (bzw. Nachkomme) des
Befehlshabers der Gläubigen, dem Name und Beiname des
Propheten von letzterem geschenkt wurden und (danach) keinem
anderen gegeben werden durfte, der Erwartete Letzte Imam ist
(möge unser Leben für ihn geopfert werden), und nicht Muhammad
ibn al-Hanafiyya, noch wurde der Beiname Abul-Qasim für ihn
verwendet. Vielmehr sind sich einige der Sunniten über die
wahre Absicht des Propheten (für diesen Namen) im Unklaren und
meinen, dass Ibn al-Hanafiyya damit gemeint sei.“
Jedenfalls
war Muhammad ibn al-Hanafiyya bekannt für seine
Rechtschaffenheit und Frömmigkeit, hervorragend in
Weltentsagung und Gottesdienst ebenso wie erhaben im Wissen
und Taten, er war auch der Erbe seines Vaters hinsichtlich
Tapferkeit. Seine Leistungen in der Kamelschlacht und in der
Schlacht von Siffin hatten so einen Eindruck bei den Arabern
hinterlassen, dass infolgedessen selbst große Kämpfer bei
seinem Namen erzitterten. Auch der Befehlshaber der Gläubigen
(a.) war stolz auf seinen Mut und Heldentum und stellte ihn
immer bei Gefechten in die erste Reihe.
Scheich
al-Baha´i hat in „al-Kaschkul“ geschrieben, dass Ali ibn Abi
Talib (a.) ihn in den Schlachten immer an seiner Seite hielt
und Hassan (a.) und Hussain (a.) nicht erlaubt hatte,
voranzugehen und Imam Ali (a.) zu sagen pflegte: „Er ist
mein Sohn, während diese beiden (Hassan und Hussain) Söhne des
Propheten Allahs sind.“
Wenn ein
Charidschite
zu Ibn al-Hanafiyya sagte, dass Ali (a.) ihn in die Flammen
des Krieges geworfen habe, während er Hassan (a.) und Hussain
(a.) geschützt habe, antwortete er, dass er selbst wie die
rechte Hand und Hassan (a.) und Hussain (a.) wie Alis Augen
waren, und dass Ali seine Augen mit seiner rechten Hand
beschützt habe. Aber Allamah al-Mamaqani schrieb in „Tankih
a-Maqal“, dass das nicht die Erwiderung des Ibn al-Hanafiyya
war, sondern die des Befehlshabers der Gläubigen (a.) selbst.
Als Muhammad in anklagendem Ton diese Tatsache dem
Befehlshaber der Gläubigen (a.) gegenüber erwähnte, antwortete
dieser: „Du bist meine rechte Hand, während sie meine Augen
sind, und die Hand sollte die Augen schützen.“
Es sieht so
aus, als ob zuerst der Befehlshaber der Gläubigen (a.) diese
Antwort gegeben haben muss, und danach mag jemand es gegenüber
Muhammad ibn al-Hanafiyya erwähnt haben, und der muss die
gleiche Antwort wiederholt haben, da es keine
aussagekräftigere Antwort als diese geben konnte und ihre
Aussagekraft bestätigt die Ansicht, dass sie ursprünglich das
Ergebnis der eloquenten Sprache des Befehlshabers der
Gläubigen (a.) war und später von Muhammad ibn al-Hanafiyya
verwendet wurde. Folglich können beide Ansichten als korrekt
betrachtet werden und es besteht kein Widerspruch zwischen
ihnen.
Muhammad ibn
al-Hanafiyya wurde geboren während der Regierungszeit des
zweiten Kalifen und starb in der Regierungsperiode von Abd
al-Malik ibn Marwan im Alter von 65 Jahren. Manche Schreiber
haben das Jahr seines Todes als 80 n.d.H. niedergeschrieben,
und andere als 81. n.d.H.. Es gibt auch eine
Meinungsverschiedenheit über den Ort seines Todes. Manche
sagten, er sei in Medina verstorben, andere meinten, in Aylah
und wiederum andere waren der Ansicht, dass er in Ta´if
verstorben sei.
Als der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) Muhammad ibn al-Hanafiyya bei
der Kamelschlacht aufs Schlachtfeld schickte, sagte er zu ihm,
dass er sich so fest vor den Gegnern platzieren sollte wie der
Berg des Schicksals und der Entschlossenheit, so dass der
Ansturm der Armee nicht in der Lage sein würde, ihn von seinem
Platz zu bewegen, und dass er den Gegner mit
zusammengebissenen Zähnen angreifen sollte, weil durch das
Aufeinanderpressen der Zähne eine Spannung entsteht, bei der
die Schwertschläge (der Angreifer) fehl gehen, wie er an
anderer Stelle sagte: „Beiße die Zähne aufeinander. Das
lässt die Schwertklingen ihr Ziel verfehlen.“ Dann sagte
er sinngemäß: „Mein Kind, leihe deinen Kopf Allah, so dass
du das ewige Leben anstelle von diesem erreichen mögest, weil
man nicht das Recht hat, einen geliehenen Gegenstand
zurückzuerhalten. Darum solltest du kämpfen, ohne an dein
Leben zu denken, andernfalls, wenn deine Gedanken am Leben
hängen, du zögern wirst, tödlichen Gefechten entgegenzugehen.
Das wird von deinem Ruf von Tapferkeit zeugen. Schau, lass
deine Schritte nicht zaudern, da der Gegner durch zögernde
Schritte ermutigt wird, und zögernde Schritte festigen die des
Gegners. Behalte die letzten Linien des Gegners als dein Ziel,
so dass der Gegner durch deine hohen Absichten eingeschüchtert
wird, da du Erleichterung darin finden wirst, durch ihr Leben
zu stürmen, und ihre Bewegung wird dir auch nicht verborgen
bleiben. Schau, achte nicht auf ihre zahlenmäßige
Überlegenheit, sonst werden dein Heldenmut und deine Kühnheit
leiden.“ Dieser Satz kann auch bedeuten, dass man nicht so
weit die Augen öffnen soll, so dass man vom Blitzen der Waffen
geblendet wird, und der Gegner könnte aus der Situation einen
Vorteil ziehen und somit einen Angriff starten. Auch soll man
immer im Sinn behalten, dass der Sieg von Allah ist. „Wenn
Allah euch hilft, dann kann euch niemand überwältigen.“
Daher sollte man sich auf Seine Unterstützung und Seinen
Beistand verlassen anstatt auf Kriegsmittel.