Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

Nahdsch-ul-Balagha - Pfad der Eloquenz

11. Predigt – An Muhammad al-Hanafiyya

(Diese Predigt wurde gehalten) an seinen Sohn Muhammad ibn al-Hanafiyya, als er (a.) ihm das Banner am Tage der Kamelschlacht überreichte.

Wenn sich auch die Berge (von ihrer Position) hinweg begeben, bewege du dich nicht weg (von deiner Position). Beiße deine Backenzähne zusammen, leihe Allah deinen Kopf (d.h. opfere dich im Kampf für Allah auf). Ramme deine Füße fest in die Erde und richte deinen Blick auf den am weitesten entfernten Gegner und schließe deine Augen (vor ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit). Und wisse, dass der Sieg bei Allah dem Erhabenen, ist.

Erläuterung

Muhammad ibn al-Hanafiyya war ein Sohn des Befehlshabers der Gläubigen (a.), aber er wurde nach seiner Mutter Ibn Hanafiyya („Sohn von Hanafiyya“) genannt. Seine Mutter hieß Chaula bint Dscha´far. Sie war auch unter dem Namen „Hanafiyya“ bekannt nach dem Stamme Bani Hanifa. Als die Leute von Yamama von einem der Kalifen zu Apostaten[1] erklärt wurden, weil sie sich weigerten, die Zakat[2] an den Kalifen zu zahlen, den sie anstelle von Imam Ali (a.) nicht akzeptierten, wurden sie getötet und ihre Frauen als Sklavinnen nach Medina gebracht. Diese Frau kam auch mit ihnen nach Medina. Als die Angehörigen ihres Stammes davon erfuhren, gingen sie zu Imam Ali (a.) und baten ihn, sie zu retten und Ehre und Ansehen ihrer Familie zu schützen. Infolgedessen kaufte Imam Ali (a.) sie frei und bot ihr daraufhin die Heirat an, auch als Signal der Wiedergutmachung gegenüber dem, was der Kalif getan hatte. Sie nahm dankend an. Aus der Ehe wurde Muhammad geboren.

Allerdings gab es einige Verwirrung um seine Person in den Geschichtsbüchern, da sowohl sein Name als auch sein Beiname ebenfalls anderen zugesprochen wurde. Die meisten Historiker haben seinen Beinamen als Abul-Qasim bezeichnet. Daher hat der Autor von „al-Isti´ab“[3] die Meinung von Abu Raschid ibn Hafs al-Zuhri wiedergegeben, dass ihm unter den Söhnen der Gefährten (des Propheten) vier untergekommen seien, die alle Muhammad mit dem Beinamen Abul-Qasim hießen, nämlich Muhammad ibn al-Hanafiyya, Muhammad ibn Abu Bakr, Muhammad ibn Talha und Muhammad ibn Sa´d. Anschließend schreibt er, dass Muhammad ibn Talhas Name und Beiname vom Propheten (s.) gegeben worden waren. Al-Waqidi schreibt, dass Name und Beiname von Muhammad ibn Abu Bakr von Aischa vorschlagen worden waren. Anscheinend ist es nicht korrekt, dass der Heilige Prophet (s.) den Namen von Muhammad ibn Talha gegeben hatte, da es in einigen Überlieferungen heißt, dass der Prophet (s.) ihn für einen Sohn des Befehlshabers der Gläubigen (a.) reserviert habe, und das war Muhammad ibn al-Hanafiyya.

Was seinen Beinamen angeht, so heißt es, dass der Prophet (s.) ihn spezifiziert und Imam Ali (a.) gesagt hatte, dass ihm nach ihm (dem Propheten) ein Sohn geboren werden würde, dem er seinen Namen und Beinamen gegeben habe, und wonach es nicht mehr erlaubt sein würde für irgendjemanden seines Volkes, beide Namen, Name und Beiname zusammenzuführen.

Wenn wir diese Meinung vor uns sehen, wie kann es dann richtig sein, dass der Prophet (s.) genau diesen Namen und Beinamen an irgendjemand anderen gegeben haben soll, da die Spezifizierung doch bedeutet, dass niemand anders ihn auch haben würde. Außerdem, einige Leute haben den Beinamen von Ibn Talha als Ibn Abu Sulaiman überliefert statt Abul-Qasim, und das bekräftig weiterhin diesen Standpunkt. Ähnlich verhält es sich, wenn der Beiname von Muhammad ibn Abu Bakr aufgrund dessen gegeben wurde, dass der Name seines Sohnes Qasim war, der unter den Gelehrten von Medina war, worin sollte dann der Sinn bestehen, dass Aischa ihn vorgeschlagen hat? Wenn sie ihn zusammen mit dem Namen vorgeschlagen hätte, wie könnte Muhammad ibn Abu Bakr ihn nachher tolerieren, denn da er unter der Fürsorge des Befehlshabers der Gläubigen (a.) erzogen worden war, konnte ihm die Aussage des Propheten (s.) nicht verborgen geblieben sein. Außerdem, die meisten Leute haben seinen Beinamen als Abu Abd al-Rahman überliefert, und das schwächt die Ansicht von Abu Raschid.

Abgesehen von diesen Leuten, deren Beiname Abul-Qasim gewesen sein soll, selbst für Ibn al-Hanafiyya ist dieser Beiname nicht bewiesen. Obwohl Ibn Challikan in „Wafayat al-A´yan[4] jenen Sohn des Befehlshabers der Gläubigen (a.), Muhammad ibn al-Hanafiyya, für die Person hielt, für die der Prophet (s.) diesen Beinamen reserviert hatte, schreibt al-Allamah al-Mamaqani in „Tanqih al-Maqal“[5] Folgendes: „Ibn Challikan hat sich verwirren lassen, indem er diese Überlieferung auf Muhammad ibn al-Hanafiyya anwandte, weil der (beschriebene) Sohn (bzw. Nachkomme) des Befehlshabers der Gläubigen, dem Name und Beiname des Propheten von letzterem geschenkt wurden und (danach) keinem anderen gegeben werden durfte, der Erwartete Letzte Imam ist (möge unser Leben für ihn geopfert werden), und nicht Muhammad ibn al-Hanafiyya, noch wurde der Beiname Abul-Qasim für ihn verwendet. Vielmehr sind sich einige der Sunniten über die wahre Absicht des Propheten (für diesen Namen) im Unklaren und meinen, dass Ibn al-Hanafiyya damit gemeint sei.“

Jedenfalls war Muhammad ibn al-Hanafiyya bekannt für seine Rechtschaffenheit und Frömmigkeit, hervorragend in Weltentsagung und Gottesdienst ebenso wie erhaben im Wissen und Taten, er war auch der Erbe seines Vaters hinsichtlich Tapferkeit. Seine Leistungen in der Kamelschlacht und in der Schlacht von Siffin hatten so einen Eindruck bei den Arabern hinterlassen, dass infolgedessen selbst große Kämpfer bei seinem Namen erzitterten. Auch der Befehlshaber der Gläubigen (a.) war stolz auf seinen Mut und Heldentum und stellte ihn immer bei Gefechten in die erste Reihe.

Scheich al-Baha´i hat in „al-Kaschkul“ geschrieben, dass Ali ibn Abi Talib (a.) ihn in den Schlachten immer an seiner Seite hielt und Hassan (a.) und Hussain (a.) nicht erlaubt hatte, voranzugehen und Imam Ali (a.) zu sagen pflegte: „Er ist mein Sohn, während diese beiden (Hassan und Hussain) Söhne des Propheten Allahs sind.

Wenn ein Charidschite[6] zu Ibn al-Hanafiyya sagte, dass Ali (a.) ihn in die Flammen des Krieges geworfen habe, während er Hassan (a.) und Hussain (a.) geschützt habe, antwortete er, dass er selbst wie die rechte Hand und Hassan (a.) und Hussain (a.) wie Alis Augen waren, und dass Ali seine Augen mit seiner rechten Hand beschützt habe. Aber Allamah al-Mamaqani schrieb in „Tankih a-Maqal“, dass das nicht die Erwiderung des Ibn al-Hanafiyya war, sondern die des Befehlshabers der Gläubigen (a.) selbst. Als Muhammad in anklagendem Ton diese Tatsache dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) gegenüber erwähnte, antwortete dieser: „Du bist meine rechte Hand, während sie meine Augen sind, und die Hand sollte die Augen schützen.

Es sieht so aus, als ob zuerst der Befehlshaber der Gläubigen (a.) diese Antwort gegeben haben muss, und danach mag jemand es gegenüber Muhammad ibn al-Hanafiyya erwähnt haben, und der muss die gleiche Antwort wiederholt haben, da es keine aussagekräftigere Antwort als diese geben konnte und ihre Aussagekraft bestätigt die Ansicht, dass sie ursprünglich das Ergebnis der eloquenten Sprache des Befehlshabers der Gläubigen (a.) war und später von Muhammad ibn al-Hanafiyya verwendet wurde. Folglich können beide Ansichten als korrekt betrachtet werden und es besteht kein Widerspruch zwischen ihnen.

Muhammad ibn al-Hanafiyya wurde geboren während der Regierungszeit des zweiten Kalifen und starb in der Regierungsperiode von Abd al-Malik ibn Marwan im Alter von 65 Jahren. Manche Schreiber haben das Jahr seines Todes als 80 n.d.H. niedergeschrieben, und andere als 81. n.d.H.. Es gibt auch eine Meinungsverschiedenheit über den Ort seines Todes. Manche sagten, er sei in Medina verstorben, andere meinten, in Aylah und wiederum andere waren der Ansicht, dass er in Ta´if verstorben sei.

Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) Muhammad ibn al-Hanafiyya bei der Kamelschlacht aufs Schlachtfeld schickte, sagte er zu ihm, dass er sich so fest vor den Gegnern platzieren sollte wie der Berg des Schicksals und der Entschlossenheit, so dass der Ansturm der Armee nicht in der Lage sein würde, ihn von seinem Platz zu bewegen, und dass er den Gegner mit zusammengebissenen Zähnen angreifen sollte, weil durch das Aufeinanderpressen der Zähne eine Spannung entsteht, bei der die Schwertschläge (der Angreifer) fehl gehen, wie er an anderer Stelle sagte: „Beiße die Zähne aufeinander. Das lässt die Schwertklingen ihr Ziel verfehlen.“ Dann sagte er sinngemäß: „Mein Kind, leihe deinen Kopf Allah, so dass du das ewige Leben anstelle von diesem erreichen mögest, weil man nicht das Recht hat, einen geliehenen Gegenstand zurückzuerhalten. Darum solltest du kämpfen, ohne an dein Leben zu denken, andernfalls, wenn deine Gedanken am Leben hängen, du zögern wirst, tödlichen Gefechten entgegenzugehen. Das wird von deinem Ruf von Tapferkeit zeugen. Schau, lass deine Schritte nicht zaudern, da der Gegner durch zögernde Schritte ermutigt wird, und zögernde Schritte festigen die des Gegners. Behalte die letzten Linien des Gegners als dein Ziel, so dass der Gegner durch deine hohen Absichten eingeschüchtert wird, da du Erleichterung darin finden wirst, durch ihr Leben zu stürmen, und ihre Bewegung wird dir auch nicht verborgen bleiben. Schau, achte nicht auf ihre zahlenmäßige Überlegenheit, sonst werden dein Heldenmut und deine Kühnheit leiden.“ Dieser Satz kann auch bedeuten, dass man nicht so weit die Augen öffnen soll, so dass man vom Blitzen der Waffen geblendet wird, und der Gegner könnte aus der Situation einen Vorteil ziehen und somit einen Angriff starten. Auch soll man immer im Sinn behalten, dass der Sieg von Allah ist. „Wenn Allah euch hilft, dann kann euch niemand überwältigen.“[7] Daher sollte man sich auf Seine Unterstützung und Seinen Beistand verlassen anstatt auf Kriegsmittel.

[1] Abtrünnigen der Religion

[2] Eine Art islamische Almosensteuer

[3] Band 3, S. 1366, 1367-1368, 1371-1372

[4] Band 4, S. 170

[5] Band 3, Teil 1, S. 112

[6] Abtrünnige, die Imam Ali (a.) verraten hatten

[7] Heiliger Qur´an 3:160

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