Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

Nahdsch-ul-Balagha - Pfad der Eloquenz

29. Predigt – Über Ausflüchte vor der Anstrengung

(Er (a.) hielt diese Predigt) nach dem Überfall von al-Dhahhak ibn Qais, dem Gefährten Muawiyas bei der Pilgerfahrt [hadsch], und darin ruft er (a.) seine Gefährten (zur Anstrengung) auf, als er mit den (verschiedenen) Leuten redet.

Ihr Leute, eure Körper sind versammelt, aber eure Neigungen sind unterschiedlich. Euer Sprechen erweicht massives Gestein, doch eure Taten lassen die Gegner hoffen. Ihr sagt in den Sitzungen dieses und jenes, aber wenn es zum Kampf kommt, sagte ihr: „Beiseite![1]. Der Ruf dessen, der euch ruft, findet keine Beachtung, und dessen Herz findet keine Ruhe, der hart mit euch ist. Die Erklärungen sind mit Irrtümern, und ihr batet mich um Aufschub, die Verteidigung eines Schuldners (der nicht zahlen will) ist langwierig. Demütigung kann das Unrecht nicht verhindern, und das Recht kann nur mit (ernsthaftem) Eifer erreicht werden. Welche Häuser nach euren Häusern werdet ihr beschützen, und mit welchem Imam werdet ihr nach mir kämpfen? Bei Allah, der ist getäuscht, den ihr getäuscht habt, und wer mit euch gewonnen hat, hat – bei Allah – (nur) erfolglose Pfeile gewonnen. Wer mit euch geschossen hat, hat nur mit gebrochenen Pfeilen (auf den Gegner) geschossen[2]. Bei Allah, ich bin nun dahin gekommen, dass ich nicht bestätige, was ihr sagt, noch auf eure Hilfe hoffe, noch den Gegner mit euch herausfordere. Was ist mit euch? Was ist eure Medizin, und was ist euer Heilmittel? Der Gegner besteht (auch nur) aus Männern wie ihr. Wird es Gerede ohne Wissen geben, Nachlässigkeit ohne Frömmigkeit und Gier gegen das Recht?!

Erläuterung

Nach der Schlacht von Nahrawan schickte Muawiya seinen Kommandeur al-Dhahhak ibn Qais al-Fihri mit einer Streitmacht von viertausend Mann gegen Kufa mit dem Auftrag, dass er Unordnung in jener Gegend stiften sowie jeden töten sollte, den er ergreifen kann, damit er ein derartiges Blutvergießen und Zerstörung anrichte, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) weder Ruhe noch Seelenfrieden finden sollte. Er machte sich auf den Weg, um dieses Ziel zu erreichen, und während er unschuldiges Blut vergoss und überall Zerstörung verbreitete, erreichte er einen Ort namens „al-Tha´labiyya“. Dort griff er eine Karawane von Pilgern nach Mekka an und plünderte ihr Eigentum und ihre Habseligkeiten. Dann tötete er bei al-Qutqutana einen Neffen des Prophetengefährten Abdullah ibn Mas´ud, nämlich Amr ibn Uways ibn Mas´ud zusammen mit seinen Gefolgsleuten. Auf diese Weise richtete er überall Zerstörung und Blutvergießen an. Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) von dieser Verwüstung und Brandschatzung erfuhr, rief er seine Männer zur Schlacht, um diesem Vandalismus Einhalt zu gebieten, aber es schien, als ob die Leute den Krieg meiden würden. Angeekelt von ihrer Lethargie und Schlaffheit bestieg er die Kanzel und hielt obige Predigt, in der er die Leute wachrüttelte, damit sie sich schämten, dem Krieg zu entfliehen, und damit sie sich statt dessen wie tapfere Männer zum Schutze ihres Landes erheben, ohne falsche und lahme Ausreden vorzubringen. Zuletzt erhob sich Hudschr ibn Adi al-Kindi mit einer Streitmacht von viertausend Mann, um den Gegner zurück zu schlagen, und besiegte ihn bei Tadmur. Zwischen den Parteien hatte nur ein kleines Gefecht stattgefunden, als die Nacht kam und al-Dhahhak floh, und nur neunzehn wurden auf seiner Seite getötet. In der Armee des Befehlshabers der Gläubigen (a.) fielen zwei Männer als Märtyrer.

[1] Gemeint ist, dass sie eine Ausflucht suchen, um nicht am Verteidigungskampf teilnehmen zu müssen.

[2] Sinngemäß: wirkungs- bzw. erfolglos

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