Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

143. Predigt – Regengebet

(Diese Predigt wurde gehalten als) Gebet um Regen.

So höret, die Erde, die euch trägt, und der Himmel, der euch überschattet, sind eurem Herrn gehorsam. Sie sind nicht aus Mitleid mit euch mit ihren Segnungen euch gegenüber freigiebig gewesen, noch weil sie sich euch nahe fühlten, noch weil sie Gutes von euch erhoffen, sondern ihnen wurde befohlen, euch mit ihrem Gehorsam (gegenüber Allah) Nutzen zu bringen. Sie wurden für die Erhaltung eures Wohls eingesetzt, und sie erhielten es.

Wahrlich, Allah prüft Seine Diener hinsichtlich ihrer schlechten Taten mit Verlust an Ackerfrucht, Zurückhaltung der Segnungen und Verschließen der Schätze der guten Dinge, auf dass der Reuige Buße tue und der, der auf (das Begehen von Sünden) verzichten will, darauf verzichte, damit sich der Eingedenkende[1] erinnere und derjenige, der sich (von der Sünde) abhalten lässt, sich abhalten lassen mag. Allah, Der Erhabene, hat die Bitte um Vergebung zu einem Mittel für das Fließen des Lebensunterhalts gemacht und als Barmherzigkeit für die Geschöpfe, wie Er, Der Erhabene, sagte: „Suchet eures Herrn Vergebung, denn Er ist allvergebend. Er wird Regen für euch hernieder senden in Fülle, und Er wird euch mit Glücksgütern und Kindern stärken...“.[2]

So sei Allah dem Menschen gnädig, der um Annahme seiner Reue bittet, um die Verminderung seiner Fehler und (mit guten Taten) zu seinem Ende eilt. Oh Allah, wir sind zu Dir hervorgekommen unter Decken und Bedeckungen (der Häuser), nach den Schreien (vor Durst) des Viehs und der Kinder, Deine Barmherzigkeit erwünschend und in der Hoffnung auf die Fülle Deiner Gnade sowie in Furcht vor Deiner Strafe und Deiner Vergeltung. Gib uns zu trinken von Deinem reichlichen Regen und mache uns nicht zu Verzweifelten, überantworte uns nicht der Vernichtung durch die Jahre (der Dürre), und strafe uns nicht für das, was die Törichten unter uns getan haben, oh Barmherzigster der Barmherzigen.

Oh Allah, wir sind zu Dir hinausgekommen und beklagen bei dir, was vor Dir (ohnehin) nicht verborgen bleibt, während die Sieben Plagen uns gezwungen und uns während der austrocknenden Dürren getrieben haben, während drängende Nöte uns hilflos gemacht und beschwerliche Zwietrachten uns unaufhörlich heimgesucht haben.

Oh Allah, wir bitten Dich, dass Du uns nicht als Enttäuschte abweist, noch uns als vor Trauer Verstummte zurückkehren lässt, noch dass Du uns hart ansprichst wegen unserer Sünden, noch uns nach unseren Taten bewertest.

Oh Allah, schütte Deinen reichlichen Regen und Deinen Segen, Deine Versorgung und Deine Barmherzigkeit über uns aus und tränke uns mit einem Durst stillenden, löschenden und ersprießlichen Trank, mit dem das wieder zu Wachstum kommt, was bereits vergangen ist und mit dem alles, was schon gestorben ist, wieder zum Leben erweckt wird. Es soll zu nutzbringender Fruchtbarkeit verhelfen und reichlichen reifen Früchten. Mit ihm mögen die Ebenen bewässert, Rinnen zum Fließen (als Flüsse) gebracht, die Bäume zum Ergrünen gebracht und die Preise gesenkt werden. Wahrlich, Du bist allmächtig über das, was Du willst.

Erläuterung

Wie auch im vorangegangenen Bittgebet um Regen (vgl. 115. Predigt) weist Imam Ali (a.) zunächst auf die Zusammenhänge der natürlichen Umstände hin, bevor er um den Regen betet, wobei neben dem Bitten um Wasser auch der übertragene Sinn des Bittgebets durch die Beziehung zu Leben und Tod deutlich wird.

[1] Sinngemäß: derjenigen, der stets an Allah denkt

[2] Heiliger Qur´an 71:10-12

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