182. Predigt – Über die Ereignisse in Basra
Von Nauf al-Bikali wurde
überliefert: Ali, der Befehlshaber der Gläubigen, hielt uns
diese Predigt in Kufa, während er auf einem Stein stand, den
Dscha´da ibn Hubaira al-Machzumi aufgestellt hatte, und er
(a.) hatte ein wollenes Hemd an, sein Schwertgürtel war aus
Palmfasern, und (auch) an seinen Füßen trug er Sandalen aus
Palmfasern, und es sah aus, als hätte er eine harte Stelle auf
der Stirn von den vielen Niederwerfungen, und er sagte:
Ich
lobpreise Allah, bei Dem das Ende der Geschöpfe und der
letztendliche Ausgang aller Dinge sein wird. Wir lobpreisen
Ihn für Seine Güte, Seine erleuchtenden Beweise, die Mehrung
Seiner Huld und Wohltaten, als Lobpreisung, die Sein Recht
erfüllt, um Ihm Dank zu erweisen und uns Seinem Lohn näher zu
bringen und als Motiv für die Mehrung Seiner Güte.
Wir ersuchen Ihn um Hilfe wie ein
solcher, der auf Seine Huld hofft, Seinen Nutzen erwartet, auf
Seine Abwehr (von Schlechtem) vertraut, der Seine Huld (gegen
Seine Geschöpfe) eingesteht und sich in Wort und Tat Ihm fügt.
Wir haben Überzeugung [iman] wie jemand, der auf Ihn in fester
Gewissheit hofft, sich als jemand mit Überzeugung zu Ihm
hinwendet und sich Ihm in Unterwerfung demütigt, Ihn
aufrichtig als Monotheist dient, Ihn lobpreisend verherrlicht
und bei Ihm verlangend und Anstrengungen vollbringend Schutz
sucht.
Allah Der Einzige
Er, Der Erhabene, wurde nicht gezeugt, so
dass er einen Teilhaber an Seiner Ehre haben könnte, noch
zeugte Er, so dass Er nach dem Tod beerbt werden könnte. Zeit
und Periode sind Ihm nicht vorangegangen, noch wechselten sich
Mehrung und Mangel bei Ihm ab, sondern Er hat sich dem
Verstand (des Menschen) dadurch gezeigt, was Er uns von den
Zeichen Seiner festen Kontrolle und gefestigter Bestimmung
(zuteil werden ließ). Unter Seinen bezeugten Beweisen Seiner
Schöpfung ist die Schöpfung der Himmel, befestigt mit ihrer
Umlaufbahn durch das Gewicht ihrer Himmelskörper ohne Pfeiler
und die aufrecht stehen ohne Stütze. Er
rief sie, und sie antworteten ihm willig und unterwürfig, ohne
Zögern und ohne Säumen. Wenn sie Seine Herrschaft nicht
bestätigt und sich Ihm nicht mit Gehorsam unterworfen hätten,
dann hätte Er sie nicht zum Platz für Seinen Thron gemacht,
noch zu dem Wohnort Seiner Engel, noch zu dem Ort, wohin das
gute Wort und die rechtschaffene Tat Seiner Geschöpfe
emporsteigen. Er hat ihre Sterne zu Zeichen gemacht, durch die
der verwirrte (Reisende) auf den verschiedenen Straßen
(zwischen den Bergen) der Gegenden (auf der Erde) Leitung
suchen kann. Die starken Vorhänge der finsteren Nacht halten
das Strahlen ihres Lichtes nicht ab, noch vermögen die
Gewänder der schwarzen dunklen Nächte das zurückzuhalten, was
in den Himmeln an Funkeln des Mondlichtes erstrahlt. So sei
Der gelobt, vor Dem weder die enorme Finsternis verborgen
bleibt noch die stille Nacht in den tief gelegenen Ebenen der
Erden, noch die Erhöhungen der schwarz-roten Berge, noch das
Grollen des Donners an den Horizonten des Himmels, noch das,
von wo die Blitze in den Wolken verschwinden, noch der Ort, an
dem die Blätter niederfallen, die von den Stürmen und Orkanen
weggeweht wurden oder von den Niederschlägen des Himmels! Er
weiß, wohin die Tropfen fallen und wo sie verbleiben, wohin
die Stäubchen ihre Spur hinterlassen oder wohin sie treiben,
was der Mücke an Nahrung ausreicht und was das weibliche Wesen
in seinem Leib trägt.
Wiederholung zur Lobpreisung
Alle Lobpreisung gebührt Allah, Dem
Existierenden, bevor Herrschaftssitz [kursi] oder Thron
existierten, oder Himmel und Erde, oder Dschinn
und Mensch. Er kann nicht durch Vorstellungskraft
wahrgenommen, noch durch Verständnis bemessen werden. Der Ihn
Bittende lenkt Ihn nicht (von irgendetwas) ab, noch erleidet
Er Minderung, wenn Er etwas gibt. Er schaut nicht durch ein
Auge, noch kann Er auf einen Ort begrenzt werden. Ihm können
keine Gefährten zugeschrieben werden, noch erschafft Er aus
Notwendigkeit heraus, noch kann er mit den Sinnen
wahrgenommen, noch kann Er von den Menschen bemessen werden.
Er ist Derjenige, Der zu Moses (a.) in klaren (Worten) sprach
und Sich ihm in großen Zeichen zeigte, ohne Körperglieder,
Werkzeuge, ohne (menschliche) Sprache oder Zäpfchen (in der
Kehle).
Oh du, der du starke Anspielungen machst,
deinen Herrn zu beschreiben, beschreibe (erst die beiden
Erzengel) Gabriel [dschibrail], Michael [mika´il] und die
Heerscharen der Ihm nahe stehenden Engel in den heiligen
Gemächern, deren (Köpfe) herunterhängen und nach sich nach
links und rechts bewegen. Ihr Verstand ist vor Ehrfurcht (vor
Allah) ergriffen, als dass sie den Besten der Schöpfer
eingrenzen könnten. Denn dies kann nur mit Eigenschaften
wahrgenommen werden, die Form und Werkzeuge haben und die
vorübergehen, wenn sie die Grenze ihrer Frist durch Untergang
erreichen. So gibt es keinen Gott außer Ihm. Er hat mit Seinem
Licht jegliche Finsternis erleuchtet und mit Seiner Finsternis
jedes Licht verdunkelt.
Rat zu Gottesehrfurcht
Ich rate euch, ihr Diener Allahs, zur
Gottesehrfurcht gegenüber Allah, Der euch in prächtige
Gewänder kleidete und euch überreichlichen Lebensunterhalt zur
Verfügung stellte. Wenn es jemanden von euch geben würde, der
eine Leiter zum ewigen Leben oder einen Weg zur Abwehr des
Todes finden könnte, so wäre es Sulaiman ibn Dawud
(a.) gewesen, dem das Reich der Dschinn und der Menschen
dienstbar gemacht wurde, zusammen mit dem großen Prophetentum
und der Nähe (zu Allah). Doch als seine Ration an
Lebensunterhalt erschöpft und seine Zeitdauer (auf Erden)
vollendet war, schoss der Bogen der Vernichtung die Pfeile des
Todes auf ihn. Seine Häuser wurden leer von ihm und seine
Wohnstätten waren verlassen (von seiner Anwesenheit), und eine
andere Gruppe von Menschen erbten sie. Wahrlich, in den
vorangegangenen Jahrhunderten liegt eine Lehre für euch!
Wo sind die Amalekiter und die Nachkommen
der Amalekiter? Wo sind die Pharaonen und die Nachkommen der
Pharaonen? Wo sind die Leute der Städte von al-Rass, welche
die Propheten ermordeten, die Verfahrensweise [sunna] der
Gesandten auslöschten und die Verfahrensweise [sunna] der
Tyrannen belebten? Wo sind die, die mit Heerscharen
marschierten, Tausenden eine Niederlage beibrachten, Truppen
aufstellten und Städte gründeten?
Über Imam al-Mahdi (möge er bald erscheinen)
Teil der gleichen Predigt über
Imam al-Mahdi (möge er bald erscheinen)
Er (Imam
Mahdi) wird für die (Errichtung der Herrschaft der) Weisheit
ihren Panzer (der Weisheit) angelegt haben, den er mit ihrer
gesamten Bildung ergreifen wird wie unter Hinwendung an sie,
Erkenntnis darüber und unter ausschließlicher Widmung an sie.
Denn sie ist bei seiner (nach Erfüllung der Erlösung)
suchenden Seele das, wonach er verlangt und ein Bedürfnis, das
er erfüllt haben will. Er wird in die Fremde gehen, wenn der
Islam in die Fremde geht, (und) er wird (dabei aus lauter
Kummer) sein (wie ein müdes Kamel), das mit dem Schwanzende
schlägt und seinen Hals (wie auf dem Schlachtplatz) zu Boden
streckt. Er ist der letzte überlebende Beweis (Allahs) und
einer der Statthalter Seiner Propheten.
Kummer über das Martyrium seiner Gefährten
Dann
fuhr er (a.) fort, über die Methode der Regierung zu sprechen
und über seinen Kummer über das Martyrium seiner Gefährten
Ihr Menschen, ich habe euch die Ermahnung
bereits kundgetan, welche die Propheten ihren Völkern
gepredigt hatten, und ich habe euch das zukommen lassen, was
die Sachwalter (der Propheten) denen hatten zukommen lassen,
die nach ihnen kamen. Ich disziplinierte euch mit meiner
Peitsche,
doch ihr konntet (damit) nicht gerade gerichtet werden. Ich
habe euch mit Verweisen angetrieben, doch ihr habt euch nicht
ordnen lassen. Ich überlasse euch Allah! Erwartet ihr einen
anderen Imam als mich (der euch auf den rechten) Pfad bringt
und euch auf den (geraden) Weg rechtleitet?
Fürwahr, das, was vom Diesseits zukünftig
war, gehört nun der Vergangenheit an, (die Dinge), die hinten
lagen, sind vorgerückt. Die erwählten Diener Allahs haben sich
zur Abreise entschlossen, und sie erhandelten sich für Weniges
im Diesseits, das nicht bleibt, das Viele des Jenseits, das
nicht vergeht. Welchen Schaden erlitten unsere Brüder, deren
Blut vergossen wurde, als sie in Siffin (kämpften), dadurch,
dass sie heute nicht am Leben sind, nicht die Qual des Würgens
(der Todesqual) erleiden und kein trübes Wasser trinken? Bei
Allah, sie haben Allah schon getroffen, und Er hat ihnen ihren
Lohn vollständig überreicht und sie in sichere Wohnstätten
gebracht nach ihrer Furcht.
Wo sind meine Brüder, die den (richtigen)
Weg nahmen und (auf dem Wege) der Wahrheit gingen? Wo ist
Ammar (ibn Yasir)? Wo ist Ibn al- Tayyihan? Wo ist
Dhu-Schahadatain? Und wo sind die anderen gleich ihnen unter
ihren Brüdern, die sich dem Tod verpflichtet haben und deren
Häupter zu den Übeltätern befördert wurden!
Dann
strich er (a.) mit seiner Hand über seinen edlen und
ehrenwerten Bart und weinte für eine lange Zeit, dann sagte er
(a.):
Oh weh für meine Brüder, die den Qur´an
verlasen und ihn gut beherrschten, über die Pflicht (des
Qur´ans) sorgfältig nachdachten und sie erfüllten, die
Verfahrensweise [sunna] (des Propheten, s.) belebten und die
unzulässige Hinzufügung [bid´a] abschafften. Sie wurden zur
Anstrengung [dschihad] gerufen und folgten diesem (Ruf), und
sie vertrauten auf ihren Anführer und folgten ihm.
Dann
rief er mit allerlautester Stimme:
Anstrengung [dschihad], Anstrengung, ihr
Diener Allahs! Fürwahr, ich mobilisiere die Armee an diesem
Tag, und wer sich zu Allah aufmachen will, der soll ausziehen!
Nauf sagte: „Er (a.) übergab Hussain
(a.) das Kommando über Zehntausend (Mann), Qais ibn Sa´d
(ebenfalls) über Zehntausend und Ayyub al-Ansari über
Zehntausend, und andere (setzte er, a.) über andere Anzahlen
(von Kämpfern). Er wollte nach Siffin zurückkehren, doch kaum
war es Freitag geworden, schlug ihn der verfluchte Ibn
Muldscham – möge Allah ihn verfluchen – (mit dem Schwert,
woran er (a.) später starb). Daher kamen die Truppen zurück
und sie waren wie Schafe, die ihren Hirten verloren hatten und
die der Wolf von allen Seiten an sich riss!“
Erläuterung
Die
Geschichte zeigt, dass der Niedergang und die Zerstörung von
Völkern oft aufgrund der von ihnen verbreiteten Unterdrückung
und offenkundiger Bosheit und Verworfenheit erfolgte. Folglich
verschwanden Gemeinschaften vom Erdboden, die ihre Macht auf
alle Ecken der bewohnten Welt und ihre Flaggen im Osten und
Westen des Globus aufgestellt hatten, wie ein falsches Wort,
wobei ihre Bosheiten und Übeltaten aufgedeckt wurden. Einige
davon zählt Imam Ali (a.) in seiner Predigt auf.
Die
Amalekiter sind ein altertümlicher Nomadenstamm, oder ein
Zusammenschluss von Stämmen, die im Alten Testament als
unbarmherzige Gegner Israels beschrieben werden, obwohl sie
eine enge Verwandtschaft mit Ephraim hatten, einem der zwölf
Stämme Israels. Ihr Herrschaftsbereich erstreckte sich über
den Süden von Judäa und wahrscheinlich bis nach Nordarabien.
Die Amalekiter überfielen die Hebräer während ihres Auszuges
aus Ägypten und griffen sie nahe dem Berg Sinai an, wo sie von
Joshua (a.) besiegt wurden.
Der Pharao
war ein altägyptischer Gewaltherrscher. Die hebräische Form
des ägyptischen „per´-o“ („das große Haus“), was den
königlichen Palast bezeichnet, ist ein Titel, mit dem das
„Neue Königreich“ bezeichnet wurde und danach als ein
Ehrentitel der ägyptischen Könige selber fungierte. In der 22.
Dynastie wurde der Titel zu dem persönlichen Namen des Königs
hinzugefügt. Zu den Pharaonen gehörte der Pharao der Zeit des
Propheten Moses (a.). Sein Stolz, Egoismus, seine Anmaßung und
sein Hochmut waren dergestalt, dass er behauptete „Ich bin
euer Gott“, und er nahm somit für sich in Anspruch, Macht
über alle Mächte der Welt zu besitzen und war Opfer der
Wahnvorstellung, dass keine Macht das Reich und die Regierung
aus seinen Händen nehmen könnte. Als aber sich sein Reich dem
Ende zuneigte, wurde es in geschichtlich betrachtet kurzer
Zeit zerstört. Weder seine Position noch seine Diener konnten
sich der Zerstörung in den Weg stellen, noch konnte die Größe
seines Reiches es verhindern. Vielmehr erfassten ihn die
Wellen genau des Wassers, dessen Besitzes er sich rühmte,
packten ihn, transportierten seinen Geist in die Hölle und
warfen den Körper ans Ufer, um als Lektion für die gesamte
Schöpfung zu dienen.
Genauso
wurden auch die Bewohner von al-Rass getötet und zerstört,
aufgrund ihrer Nichtachtung der Predigten und des Rufes eines
Propheten, wegen ihrer Revolte und ihres Ungehorsams. Über sie
sagt der Heilige Qur´an: „Und so auch die Ad, die Thamud
und die Leute von al-Rass und so manches Geschlecht zwischen
ihnen. Ihnen prägten Wir Gleichnisse, und alle zerstörten Wir
samt und sonders“.
Und es heißt auch: „Schon vor ihnen leugnete das Volk
Noahs und das Volk von al-Rass und die Thamud; und die Ad und
Pharao und die Brüder des Lut, und die Waldbewohner und das
Volk von Tubba. All diese verwarfen die Gesandten . Darum ward
Meine Drohung wirksam.“
Der in der
Predigt erwähnte Ammar ibn Yasir ibn Amir al-Ansi
al-Madhhidschi al-Machzumi war einer der frühesten Konvertiten
zum Islam, der erste Muslim, der eine Moschee in seinem
eigenen Haus baute, in der er Allah anzubeten pflegte.
Ammar nahm den Islam zusammen mit seinem Vater Yasir und
seiner Mutter Sumayya an. Jene beiden erlitten schlimme Folter
durch die Quraisch aufgrund ihrer Überzeugung vom Islam, in
solch einem Ausmaß, dass Ammar seine Eltern verlor; und sie
waren die ersten Märtyrer – sowohl Mann als auch Frau – im
Islam.
Ammar gehörte
zu denen, die nach Abessinien auswanderten sowie zu den ersten
Auswanderern [muhadschirun] nach Medina. Er war bei der
Schlacht von Badr anwesend, genauso bei anderen Schlachten und
den Versammlungen der Muslime während der Lebenszeit des
Heiligen Propheten (s.), und er zeigte seine Kraft und seine
Vorzüge in allen islamischen Verteidigungskämpfen auf die
beste Art und Weise. Über Ammar wurden vom Propheten (s.)
viele Überlieferungen weitergegeben über seine Tugenden,
herausragenden Charakterzüge und glorreichen Taten, wie die
Überlieferung, die Aischa und andere berichtet hatten, dass
der Heilige Prophet (s.) selbst gesagt hatte, dass Ammar von
Kopf bis Fuß mit Glauben erfüllt war.
In einer
anderen geschichtlich sehr bedeutsamen Überlieferung sagte der
Prophet (s.) über Ammar: „Ammar ist mit der Wahrheit und
die Wahrheit ist mit Ammar. Er wendet sich dahin, wohin sich
die Wahrheit wendet. Ammar ist so nahe zu mir wie das Auge zur
Nase. Nein! Eine aufrührerische Gruppe wird ihn töten.“
Auch in der
bestimmenden und weithin bekannten Überlieferung
heißt es über ihn, was alle Berichterstatter der Islamischen
Überlieferungen und Historiker durch fünfundzwanzig Gefährten
des Heiligen Propheten (s.) bestätigen: „Oh weh, eine
Gruppe von Aufrührern, die von der Wahrheit abgewichen sind,
wird Ammar ermorden. Ammar wird sie zum Paradies rufen, und
sie werden ihn zur Hölle rufen. Seine Mörder und die, die ihn
seiner Waffen und Kleider berauben werden, werden in der Hölle
sein.“ Die genannte Überlieferung gilt bei allen Muslimen
als gesichert, wobei es keinen Zweifel über die Authentizität
geben kann.
Nach dem
Ableben des Heiligen Propheten (s.) war Ammar einer der
nahestehendsten Anhänger und besten Unterstützer des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) während der Regierungszeit
der ersten drei Kalifen. Während Uthmans Kalifat, als die
Muslime gegen Uthmans Verteilungspolitik des Staatsschatzes [bait-ul-mal]
protestierten, sagte Uthman in einer öffentlichen Versammlung,
dass das Geld, das sich in dem Schatz befindet, heilig ist und
Allah gehöre, und dass er als Nachfolger des Propheten das
Recht hätte, es so zu verteilen, wie er es für angemessen
hielt. Uthman bedrohte und verfluchte alle, von denen er
vermutete, dass sie dagegen sind oder dagegen protestieren
würden, was er sagte. Daraufhin erklärte Ammar ibn Yasir mutig
sein Nichteinverständnis und klagte ihn an, die Interessen der
Allgemeinheit zu ignorieren, und beschuldigte ihn, die
heidnischen Bräuche wiederzubelegen, die der Prophet (s.)
abgeschafft hatte. Daraufhin ließ Uthman ihn zusammenschlagen,
und auf der Stelle fielen einige der Umayyaden von den
Verwandten des Kalifen über den ehrenwerten Ammar her, und man
brachte ihm einen Leistenbruch bei. Ammar wurde bewusstlos für
drei Tage, und die Mutter der Gläubigen
Umm Salama pflegte ihn in ihrem Haus.
Als der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) Kalif wurde, war der
inzwischen sehr alte Ammar einer seiner aufrichtigsten
Unterstützer. Er nahm an allen sozialen, politischen und
militärischen Aktivitäten in dieser Periode teil, vor allem in
der Kamelschlacht und seiner letzten Beteiligung in der
Schlacht von Siffin. Ammar wurde am 9. Safar 37 nach der
Auswanderung in der Schlacht von Siffin zum Märtyrer, als er
über 90 Jahre alt war. An dem Tag, an dem Ammar ibn Yasir das
Martyrium erlangen sollte, wandte er sein Antlitz zum Himmel
und sagte: „Oh mein Allah! Wahrlich weißt Du, dass, wenn
ich erfahre, es Dein Wunsch an mich ist, dass ich in diesen
Fluss springe und ertränkt werde, ich es tun würde. Oh mein
Allah! Sicherlich weißt Du, dass, wenn ich weiß, Du zufrieden
bist, wenn ich meinen Krummsäbel auf meine Brust lege (um in
mein Herz zu stechen) und ihn so fest pressen würde, dass er
aus meinem Rücken wieder herauskäme, ich es tun würde. Oh mein
Allah! Ich denke nicht, dass es etwas gibt, was Dir mehr
gefällt, als gegen diese sündigen Truppe zu kämpfen, und wenn
ich wüsste, dass irgendeine Tat Dir mehr gefällt, dann würde
ich sie vollbringen.“
Abu
Abdurrahman al-Sulami berichtet: „Wir waren mit dem
Befehlshaber der Gläubigen bei Siffin, und ich sah, dass Ammar
ibn Yasir sein Gesicht weder zu irgendeiner Seite wandte, noch
zu den Tälern von Siffin, sondern die Geführten des Heiligen
Propheten folgten ihm, als ob er ein Zeichen für sie war. Dann
hörte ich Ammar zu Haschim ibn Utba (al-Mirqal) sagen: ’Oh
Haschim, stürze in die Reihen des Gegners, das Paradies liegt
unter deinem Schwert! Heute werde ich meinen Geliebten
treffen, Muhammad und seine Schia.’ Dann sagte er: ’Bei
Allah, wenn sie uns in die Flucht schlagen (und uns verfolgen)
bis zur Dattelpalme von Hadschar,
wir sind uns dennoch sicher, dass wir im Recht sind und sie im
Unrecht.’ Dann sprach Ammar, an die Gegner gerichtet:
´Wir kämpften gegen euch um der Offenbarung willen, und heute
kämpfen wir gegen euch um ihrer Deutung willen. So werden
Köpfe rollen, und der Freund wird seinen engen Freund
vergessen, bis die Wahrheit auf ihren Weg zurückkehrt.´“
Der Erzähler Abdurrahman al-Sulami sagte: „Ich sah nie, wie
so viele Gefährten des Propheten getötet wurden, wie an diesem
Tag getötet wurden.“
Dann spornte
Ammar sein Pferd an, betrat das Schlachtfeld und begann zu
kämpfen. Er verfolgte seinen Gegner hartnäckig, ritt eine
Attacke nach der anderen und rief herausfordernde Parolen, bis
zum Schluss eine Gruppe von böswilligen Syrern ihn von allen
Seiten umzingelten und jemand namens Abu al-Ghadiya
al-Dschuhari (al-Fazari) ihm so eine schwere Wunde beibrachte,
dass er es nicht ertragen konnte und zu seinem Lager
zurückkehrte. Er bat um Wasser. Ein Becher mit Milch wurde ihm
gebracht. Als Ammar auf den Becher schaute, sagte er: „Der
Gesandte Allahs hat die Wahrheit gesprochen“, und auf die
Frage der Leute, was er damit meinte, sagte er: „Der
Gesandte Allahs setzte mich darüber in Kenntnis, dass die
letzte Versorgung in dieser Welt für mich Milch sein würde.“
Dann nahm er den Becher mit der Milch in die Hand, trank die
Milch und übergab sein Leben Allah, Dem Allmächtigen. Als der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) von seinem Tod erfuhr, ging er
zu Ammar, legte dessen Kopf in seinen Schoß und rezitierte
folgende Trauerrede:
„Wahrhaftig,
jeder Muslim, der nicht über die Ermordung des Sohns von Yasir
traurig ist, und nicht vor diesem kummervollen Unglück
ergriffen ist, hat keinen wahren Glauben. Möge Allah Ammar
Seine Barmherzigkeit schenken an dem Tag, an dem er den Islam
annahm. Möge Allah Ammar Seine Barmherzigkeit schenken an dem
Tag, an dem er getötet wurde, und möge Allah Ammar Seine
Barmherzigkeit schenken an dem Tage, an dem er wieder
auferweckt wird. Wahrhaftig fand ich Ammar (auf so einem
Niveau), dass drei Gefährten des Heiligen Propheten nicht
genannt werden konnten, ohne dass er der Vierte war, und vier
von ihnen nicht genannt werden konnten, ohne dass er der
Fünfte war. Es gab niemanden unter den Gefährten des Heiligen
Propheten, der daran zweifelte, dass Ammar nicht nur ein- oder
zweifach das Paradies zustand, sondern mehrfach. Möge das
Paradies Ammar Freude schenken. Es wurde wahrhaftig gesagt
(vom Heiligen Propheten): ´Wahrlich, Ammar ist mit der
Wahrheit und die Wahrheit ist mit Ammar. Er wendet sich dahin,
wohin die Wahrheit sich wendet. Seine Mörder werden in die
Hölle kommen.´“
Dann trat der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) vor, betete für ihn das
Totengebet und begrub ihn dann eigenhändig mit seinen
Kleidern.
Ammars Tod
verursachte auch zu einem großen Teil Erschütterung in den
Reihen Muawiyas, denn es gab eine hohe Anzahl von bekannten
Leuten, die auf seiner Seite kämpften, weil ihnen in den Kopf
gesetzt worden war, dass Muawiya den Befehlshaber der
Gläubigen (a.) um des Rechts Willen bekämpfen würde. Diesen
Leuten war die Aussage des Heiligen Propheten bewusst, dass
Ammar von einer Gruppe getötet werden würde, die auf der
falschen Seite stand. Als sie sahen, dass Ammar von Muawiyas
Armee getötet worden war, kamen sie zu der Überzeugung, dass
sie auf der falschen Seite waren und dass der Befehlshaber der
Gläubigen (a.) definitiv im Recht war. Diese so verursachte
Unruhe unter den Anführern wie auch in den Reihen von Muawiyas
Armee wurde durch sein Argument erstickt, dass es schließlich
der Befehlshaber der Gläubigen (a.) gewesen sei, der Ammar auf
das Schlachtfeld geschickt habe und er daher verantwortlich
für dessen Tod sei. Als Muawiyas Argument gegenüber dem
Befehlshaber der Gläubigen (a.) erwähnt wurde, sagte dieser,
das wäre genauso, (als würde man behaupten), dass der Prophet
für Hamzas Tod verantwortlich gewesen sei, da er ihn auf das
Schlachtfeld von Uhud gebracht habe.
Der weiterhin
in der Predigt erwähnte Abul-Haytham (Malik) ibn al-Tayyihan
al-Ansari war einer der zwölf Anführer der Helfer [ansar] in
Medina, die an der Versammlung beim ersten Treffen mit dem
Propheten (s.) in Aqaba teilnahm und auch zu denen gehörte,
die beim zweiten Treffen in Aqaba dem Propheten (s.) den
Treueid des Islam schworen. Er nahm an der Schlacht von Badr
wie auch an allen anderen Schlachten teil, ebenso an den
Versammlungen der Muslime während der Lebenszeit des Heiligen
Propheten (s.). Er gehörte auch zu den aufrichtigen Anhängern
des Befehlshabers der Gläubigen (a.), und er hatte an der
Kamelschlacht teilgenommen wie auch an der Schlacht von
Siffin, wo er Märtyrer wurde.
Weiterhin
erwähnt Imam Ali (a.) auch Chuzaima ibn Thabit al-Ansari. Er
ist bekannt unter dem Namen “Dhu-Schahadatain (der mit den
beiden Bezeugungen)”, weil der Prophet (s.) seine Aussage als
gleichwertig mit der von zwei Zeugen betrachtete. Er war bei
der Schlacht von Badr anwesend, auch bei anderen Schlachten
und auch bei den Versammlungen der Muslime während der
Lebenszeit des Heiligen Propheten. Er wird unter die ersten
gerechnet, der seine Verbundenheit mit dem Befehlshaber der
Gläubigen (a.) bekundeten und nahm auch an der Kamelschlacht
und in Siffin teil. Abdurrahman ibn Abi Laila berichtete, dass
er einen Mann bei der Schlacht von Siffin heldenhaft kämpfen
sah, und als er dagegen wetterte, sagte der Mann: „Ich bin
Chuzaima ibn Thabit al-Ansari, und ich habe den Propheten
sagen hören: ’Kämpfe, kämpfe an der Seite von Ali’.“
Chuzaima wurde in der Schlacht von Siffin kurz nach dem
Martyrium von Ammar ibn Yasir ebenfalls Märtyrer.
Saif ibn Umar
al-Usayyidi, der als Lügner wohlbekannt war, hatte einen
anderen Chuzaima erfunden und behauptet, dass der, der in der
Schlacht von Siffin Märtyrer geworden war, dieser und nicht
der mit dem Beinamen „Dhu-Schahadatain“ sei, um die Beweise
gegen Muawiya abzumildern. Der Historiker Tabari hat entweder
absichtlich diese erfundene Geschichte von Saif zitiert oder
aus anderen Gründen, da die Geschichte auch andere Historiker
beeinflusst hat, die von Tabari zitierten oder sich auf ihn
verlassen hatten.
Ibn Abu´l Hadid fügte, nachdem er diese Legende verworfen
hatte, in seinem „Scharh Nahdsch al-Balagha“
Folgendes hinzu: „Warum haben es manche Leute nötig, den
Befehlshaber der Gläubigen zu verteidigen, indem sie die
Vorzüge von Chuzaima, Abu´l Haitham, Ammar und anderen
hervorheben? Wenn die Leute diesen (Imam Ali, a.) mit
Gerechtigkeit behandeln und ihn mit gesunden Augen sehen, dann
werden sie sehen, dass er auf dem Weg der Wahrheit ist und
alle anderen im Unrecht.“
Unter denen,
die an der Kamelschlacht auf der Seite des Befehlshabers der
Gläubigen teilnahmen, waren 130 „Badris“, d.h. diejenigen, die
an der Schlacht von Badr auf Seiten des Heiligen Propheten
(s.) teilgenommen hatten, und siebenhundert, die beim Treueid
von Ridhwan anwesend waren, der unter einem Baum stattfand.
Diejenigen, die auf der Seite des Befehlshabers der Gläubigen
(a.) bei der Kamelschlacht getötet worden waren, zählten gute
500, einige sagten, dass die Anzahl der Märtyrer diese Zahl
noch überstieg. Aber auf der anderen Seite wurden ca. 20.000
getötet.
Unter denen,
die an der Schlacht von Siffin teilgenommen hatten, waren 80
Badris und 800 von denen, die dem Heiligen Propheten den
„Treueid von Ridhwan“ geleistet hatten.
Auf der Seite von Muawiya wurden ca. 40.000 getötet, und auf
der Seite des Befehlshabers der Gläubigen (a.) waren 25 oder
26 Badris und 63 oder 303 von den Leuten des Treueids von
al-Ridhwan.
Neben den
bereits erwähnten hervorragenden und bedeutsamen Gefährten des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) ist zudem Haschim Ibn Utba
ibn Abi Waqqas al-Mirqal zu nennen. Er wurde am gleichen Tag
getötet, an dem Ammar Märtyrer wurde. Er trug an jenem Tage
das Banner des Befehlshabers der Gläubigen (a.).
Abdullah ibn
Budail ibn al-Warqa al-Chuza´i war in der Armee des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) teilweise auf dem rechten
Flügel und manchmal Kommandeur der Infanterie.