186. Predigt – Über Tauhid (Einheit Allahs) und die
Prinzipien des Wissens
Über
Tauhid (die Einheit Allahs), und die Predigt enthält die
Prinzipien des Wissens, die keine (andere) Predigt enthält.
Wer Ihn in (verschiedene) Formen presst,
erkennt Seine Einheit nicht an, wer Ihn (mit anderem)
vergleicht, hat Seine Wahrheit nicht erfasst, wer ihn
(anderem) ähnlich macht, hat nicht Ihn im Sinne, und wer auf
Ihn zeigt und sich Ihn vorstellt, der meint nicht Ihn. Alles,
was durch es selbst bekannt ist, ist erschaffen worden, so wie
alles, was durch anderes als Ihn existiert, (auch) durch Ihn
verursacht wurde. Er ist ein Handelnder, doch ohne dass Er
sich eines Instruments bedient, Er setzt das Maß fest, ohne
Beschäftigung mit Nachdenken. Er ist Sich Selbst genügend,
ohne (etwas) erworben zu haben.
Die Zeiten begleiten Ihn nicht, und
Werkzeuge leisten Ihm keine Hilfe. Seine Existenz geht den
Zeiträumen voran, (ebenso) Sein Dasein der Nicht-Existenz und
Seine Ewigkeit geht dem Anfang voran. Durch Seine Einsetzung
der Sinne ist bekannt, dass Er keine Sinne besitzt, und durch
die Gegensätzlichkeit zwischen den Dingen erkennt man, dass Er
keinen Gegenpart hat. Dadurch, dass Er die Dinge miteinander
vergleicht, wird ersichtlich, dass Er niemanden Ihm
Vergleichbaren hat. Er hat das Licht im Gegensatz zur
Finsternis gesetzt, die Klarheit zur Zweifelhaftigkeit,
Trockenheit der Feuchtigkeit und die Hitze zur Kälte. Er
stiftet Freundschaft zwischen verfeindeten Dingen, bringt
voneinander Unterschiedliches zusammen, und Entferntes bringt
Er einander nahe und trennt zwischen einander Verbundenem. Er
wird nicht durch Grenzen eingefasst, noch durch Zahlen
gezählt. Die materiellen Dinge können nur ihresgleichen
eingrenzen, und die Werkzeuge können nur auf ihnen
Vergleichbares hinweisen. Das (arabische) Wort “mundhu (seit)“
verhindert ihre Ewiggültigkeit, “qad“
hindert sie daran, für immer (existent) zu sein, und “lau la“
(wenn nicht wäre)“ hält sie von Perfektion fern. Durch sie
offenbart sich ihr Schöpfer den Intellekten, und durch sie
wird Er von den Blicken der Augen abgeschirmt.
Bewegungslosigkeit und Bewegung stoßen Ihm nicht zu, und wie
könnten Ihm Dinge passieren, die Er selbst hat passieren
lassen? Wie kann etwas auf Ihn zurückfallen, das Er erst
erschaffen hat, und wie kann etwas in Ihm geschehen, was Er
hat geschehen lassen? Dann wäre Sein Wesen uneinheitlich,
Seine innerste Natur wäre geteilt und Seine Bedeutung [ma´naa]
würde verhindert werden, ewig zu sein. Es würde etwas hinter
Ihm geben, wenn es etwas vor Ihm gäbe. Er würde nach
Vervollständigung streben, wenn ein Mangel Ihm anhaften würde.
In so einem Fall würde das Zeichen des Erschaffenen an ihm in
Erscheinung treten, und Er würde sich in einen Hinweis
verwandeln, anstatt dass auf Ihn gewiesen wird. Er ist
aufgrund Seiner Macht, sich von allem abzuschirmen, weit davon
entfernt, von Dingen beeinflusst zu werden, die andere (Dinge)
beeinflussen. Er ist Derjenige, Der sich nicht verändert und
nicht aufhört, und Er unterliegt nicht (dem Prozess des)
Untergehens. Er zeugte nicht, so dass Er (von jemand anderem)
geboren worden war, und Er wurde nicht gezeugt, denn sonst
wäre Er zu einem Begrenzten geworden. Er ist hoch erhaben
darüber, sich Söhne genommen zu haben, und Er ist rein, um
Frauen zu berühren (für den Zeugungsakt). Die
Vorstellungskraft kann nicht an Ihn heranreichen, um Ihn zu
bemessen, noch kann Ihn der Scharfsinn sich einbilden und Ihn
sich vorstellen. Die Sinne können Ihn nicht erfassen, um Ihn
wahrzunehmen, und die Hände können Ihn nicht berühren, um Ihn
zu befühlen. Er ändert Sich nicht von einem Zustand in einen
anderen. Die Nächte und Tage lassen Ihn nicht hinfällig
werden, und Licht und Dunkelheit verändern Ihn nicht. Er kann
nicht anhand von etwas an Körpergliedern beschrieben werden,
noch durch Extremitäten und Elemente, noch durch
vorübergehende Eigenschaften, noch durch Altruismus
und Teile. Es kann nicht behauptet werden, dass Er eine Grenze
hat und ein Ende, und ein Aufhören und ein Ziel besitzt.
Nichts enthält und erhebt Ihn oder lässt Ihn fallen, noch
(kann gesagt werden) das es etwas gibt, was ihn trägt, das Ihn
sich neigen oder im Gleichgewicht stehen lässt. Weder dringt
er in die Dinge ein, noch steht Er außerhalb ihrer. Er gibt
Kunde, doch weder mit Zunge noch Sprachorganen. Er hört, doch
nicht mit (Ohr-) Löchern und Organen. Er spricht, jedoch
äußert nicht (mit der Zunge), Er bewahrt, jedoch ohne das
Gedächtnis zu bemühen. Er wünscht, doch hegt er keine Gefühle.
Er liebt, und Er zeigt Zufriedenheit ohne Sentimentalität. Er
hasst und wird zornig ohne dass es Ihm Mühe bereitet, und Er
sagt zu dem, dessen Existenz Er erwünscht, „Sei“, und es ist,
aber nicht durch eine Stimme, die erklingt, und (auch) nicht
durch einen Ruf, der gehört wird. Seine Rede – Erhaben ist Er
– ist eine Tat, mit der Er es erschuf und bildete, es
existierte vordem nicht, und wenn es von jeher existiert
hätte, dann würde es ein zweiter Gott sein.
Man kann nicht sagen, dass Er in Existenz
kam, nachdem Er nicht existiert hätte, denn dann würden Ihm
die Eigenschaften der neu erschaffenen Dinge zuerkannt und es
gäbe zwischen ihnen und Ihm keine Trennung, und Er besäße
ihnen gegenüber keinen Vorzug, der Erschaffer und das
Erschaffene wären auf der gleichen Ebene und das Geschaffene
und der Schöpfer wären gleich. Er hat die Geschöpfe (allesamt)
ohne ein Muster erschaffen, frei von (jeglichem) anderen, und
Er ersuchte niemanden von Seiner Schöpfung um Hilfe, um sie zu
erschaffen. Er rief die Erde ins Leben und hielt sie aufrecht
ohne Beschäftigung, Er verankerte sie fest ohne Festigung,
ließ sie aufrecht stehen ohne Pfosten und erhob sie ohne
Stützen. Er machte sie immun gegen Krummheiten und dagegen,
auf die schiefe Bahn zu geraten. Er bewahrte sie davor, in
Stücke zu zerbrechen und zu zerspalten. Er verankerte ihre
Pfähle, festigte ihre Barrikaden, ließ ihre Quellen fließen
und durchfurchte ihre Täler. Was immer Er erbaut hat, ermattet
nicht, und was er stark gemacht hat, wird nicht von Schwäche
heimgesucht.
Er zeigt sich ihr durch Seine
Herrschaftsgewalt und Größe, und Er bleibt ihr verborgen durch
Sein Wissen und Kenntnis. Er ist der Hocherhabene über alle
Dinge von ihr (der Erde) durch Seine Pracht und Macht. Nichts
von ihr, nach dem Er verlangt, ist Ihm unmöglich, noch kann es
sich Ihm verweigern und Ihn besiegen. Kein schnelles
(Geschöpf) darauf (auf der Erde) entgeht Ihm, in dem es Ihn
überholt. Er benötigt keinen Besitzenden, der Ihn versorgt.
(Alle) Dinge beugen sich Ihm und demütigen sich in
Unterwürfigkeit Seiner Größe. Sie können sich vor Seiner
Herrschaft nicht zu einer anderen entfliehen, um sich Seinem
Nutzen und Schaden zu verweigern. Es gibt niemand
Ebenbürtigen, der Ihm gleichkommt, niemand Ihm Vergleichbaren,
der auf gleicher Ebene mit Ihm ist.
Er wird diese (Erde) nach ihrer Existenz
vernichten, bis dass alles, was auf ihr existiert, wie nicht
vorhanden sein wird. Doch das Vergehen des Diesseits nach
seiner Erschaffung ist nicht wundersamer als ihre Erschaffung
und ihre erstmalige Schöpfung. Und wie wäre er erst, wenn alle
Tiere sich darin vereinigen würden, Vögel und ihr Vieh, das
aufgestallte Vieh und das auf der Weide, von unterschiedlichen
Arten und Spezies, die Unverständigen (der Menschen) ihrer
(der Erde) Gemeinschaften und die Scharfsinnigen, um (nur)
eine Mücke hervorzubringen, so wären sie (dennoch) nicht in
der Lage, sie hervorzubringen, und sie kannten auch nicht den
Weg, sie zu erschaffen. Ihr Verstand ist über das Wissen
darüber (über ihre Unfähigkeit) verwirrt und ermüdet, und ihre
Kraft ist unfähig und am Ende und kehrt gedemütigt und
kraftlos zurück unter Erkenntnis ihrer Überwältigung und
Eingeständnis der Unfähigkeit, sie ins Leben zu rufen und ihre
Schwäche eingestehend, sie (sogar) vernichten zu können!
Wahrlich, Allah, erhaben ist Er,
verbleibt nach der Vernichtung der Welt Einzig, und nichts
wird bei Ihm sein. So wie Er vor ihrer Gestaltung war, so wird
Er auch nach ihrer Vernichtung sein, ohne Zeit und Ort, Moment
oder Zeit(-Periode). Dann werden weder Frist noch Zeiten
existieren, und Jahre und Stunden werden verschwinden. Es wird
nichts geben außer Allah, dem Einzigen, dem Bezwinger, zu Dem
alle Dinge ihren Ausgang haben. Die anfängliche Erschaffung
ihrer (der Welt) Geschöpfe erfolgte ohne Macht, die von ihnen
ausging, und ihre Vernichtung wird geschehen, ohne dass sie es
verhindern können. Wenn sie es zu verhindern vermöchten, dann
würden sie dauerhaft existieren. Die Hervorbringung eines
Dinges beschwerte Ihn nicht, während Er es hervorbrachte, und
die Erschaffung eines ihrer (der Welt) Geschöpfe, das Er
erschuf und formte, bereitete Ihm keinerlei Schwierigkeiten.
Er brachte sie nicht in Existenz, um Seine Herrschaftsmacht zu
verstärken, noch aus Furcht vor Niedergang und Mangel, noch um
Hilfe damit zu suchen gegen einen gleichwertigen
überwältigenden(Widersacher), noch um Sich damit gegen einen
anstürmenden Gegner zu wappnen, (auch) nicht um Sein Reich
damit zu vergrößern, noch um mit einem Teilhaber um den
größeren Anteil zu wetteifern, nicht aus Einsamkeit, so dass
Er seine Gesellschaft suchte.
Dann wird Er sie (die Welt) vernichten,
nachdem Er sie in Existenz gebracht hat, nicht aus Überdruss,
die Ihn in ihrer Leitung und Verwaltung überkommen sind, noch
aus Vergnügen, das Ihn ankommt, noch aus Langeweile, die Ihn
von einer Sache überkam. Die Länge ihres Verweilens ermüdet
Ihn nicht, so dass Ihn das zu ihrer schnellen Vernichtung
treibt. Aber Allah, Der Erhabene, lenkte sie durch Sein
Wohlwollen und hielt sie mit Seinem Befehl fest und
präzisierte sie mit Seiner Macht. Nach der Vernichtung wird Er
sie wiedererstehen lassen, ohne ihrer bedürftig zu sein, noch
um mit etwas davon gegen sie um Hilfe zu ersuchen, noch um aus
dem Zustand der Einsamkeit in den Zustand der Geselligkeit zu
wechseln, und nicht aus dem Zustand der Unwissenheit und
Blindheit in den Zustand des Wissens und Suchens, noch von
Armut und Bedürfnis zu Reichtum und Überfluss, noch von
Demütigung und Erniedrigung zu Ehre und Macht.
Erläuterung
Die
Predigt gilt als eine der Beschreibungen des Universums und
ihrer Vergänglichkeit. Immer wieder stellt Imam Ali (a.) die
Unbeschreibbarkeit des Schöpfers allen Seins in den
Mittelpunkt. Die Predigt konzentriert sich auch auf den
Begriff “Zeit“ und stellt dar, dass Allah “außerhalb“ der Zeit
und all dessen steht, was man mit de Zeit in Verbindung
bringen würde.