Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

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Der Quran im Islam

Beispiel für die Auslegung des Quran durch den Quran

Der erhabene Gott sagt in der Schrift an mehreren Stellen:

„Allah ist der Schöpfer aller Dinge.“ (39:62)

Diese Äußerung wiederholt sich an vier verschiedenen Stellen und besagt, dass alles, was in der Welt der Schöpfung angenommen werden kann, von Gott erschaffen worden ist und durch ihn existiert. Man darf nicht außer acht lassen, dass im Quran in zahlreichen Versen der Zusammenhang von Ursache und Wirkung bestätigt und die Handlung eines jeden auf ihn selbst zurückgeführt wird. Handlungen wie das Anzünden von Feuer, das Wachsenlassen der Pflanzen und das Regnenlassen von Wasser gehören dazu. Die freien Handlungen des Menschen werden ihm selbst zugeschrieben. Fazit: Dem Handelnden wird seine Handlung zugeschrieben. Doch sowohl der Handelnde wie auch die Handlung existieren nur durch Gott.

Nach der Verallgemeinerung des Schöpfungsaktes sagte der Erhabene:

„Er ist es, der alle Dinge auf die schönste Weise geschaffen hat.“ (32:7)

Aufgrund dieser beiden Verse stehen Schöpfung und Schönheit in einem unmittelbaren Zusammenhang. Alles Existierende in der Welt ist schön und nichts anderes als schön. Andererseits wird in vielen Quranischen Versen der Gegensatz von gut und böse, Nutzen und Schaden, gut und schlecht, schön und hässlich bestätigt. Zahlreiche Handlungen und Erscheinungen werden als schlecht und hässlich bezeichnet. Doch das Schlechte, das Hässliche und das Unangenehme entstehen nur durch Vergleiche. Sie sind relativ und existieren nicht an sich. Beispielsweise sind Schlangen und Skorpione schlecht, bezogen auf die Menschen und Tiere, die von ihnen gebissen bzw. gestochen werden, nicht jedoch in Bezug auf die Steine und die Erde. Der Geruch und der Geschmack von Kadaver sind ekelerregend, aber nur für den Geruchs- und Geschmacksinn des Menschen, und dies nicht für alle. Manche Handlungs- und Verhaltensweisen sind schlecht, jedoch mit Bezug auf die betreffende Gesellschaftsordnung und nicht in jeder Gesellschaft und nicht unabhängig von Gesellschafts­ord­nungen. Wird eine Zeitlang auf Relationen und Vergleiche verzichtet, so erscheint einem alles Existierende in erstaunlicher und unbeschreiblicher Schönheit. Denn das Beschreiben der Schönheit selbst ist ein Teil der Existenz. Dieser Quranische Vers will in der Tat den Menschen von der relativen Schönheit und Hässlichkeit abbringen, auf die absolute Schönheit aufmerksam machen und den Verstand mit dem allgemeinen Blick ausstatten.

Diese Quranische Lehre vor Augen, begegnen wir Hunderten von Versen, die auf mannigfaltige Weise die Seienden dieser Welt einzeln oder gruppenweise mit den ihnen eigenen Teil- und Ganzsystemen als Zeichen des erhabenen Gottes darstellen und sie – wie man sie sich auch immer vorstellen mag – als Manifestation Gottes erachten. Aus dieser Erörterung geht in Bezug auf die beiden erwähnten Verse hervor, dass die erstaunliche Schönheit, die die ganze Welt umfasst, in der Tat die Schönheit ihrer göttlichen Erhabenheit ist, die sich durch himmlische und irdische Zeichen offenbart. Jedes Teil dieser Welt öffnet ein Fenster nach außen zu einem herzerfreuenden unendlichen Bereich, doch keines dieser Teile besitzt etwas von sich aus. Daher kommt jede Schönheit und Vollkommenheit nur Gott zu, wie es auch in weiteren Versen ebenfalls heißt:

„Er ist der Lebendige. Es gibt keinen Gott außer ihm.“ (40:65)

„... dass alle Macht Allah zukommt.“ (2:165)

„Alle Macht kommt nur Allah zu.“ (4:139)

„Er schafft, was er will, und ist der, der alles weiß und kann.“ (30:54)

„Er ist der, der alles hört und durchschaut.“ (17:1)

„Allah; es gibt keinen Gott außer ihm. Ihm stehen die schönsten Namen zu.“ (20:8)

In der Welt der Existenz kommt demnach alles Schöne nur dem erhabenen Gott zu, für alles andere bleibt nichts anderes als der geborgte Schein.

Zur Bekräftigung dieser Feststellung wird mit anderen Worten erklärt, dass die Schönheit und die Vollkommenheit eines jeden Geschöpfes in der Welt begrenzt und endlich sind und dass sie unbegrenzt und unendlich nur bei Gott existieren:

„Wir haben alles in einem begrenzten Maße geschaffen.“ (54:49)

„Und es gibt nichts, was wir nicht bei uns in Vorrat hätten. Und wir lassen es nur in begrenztem Maße auf die Erde herabkommen.“ (15:21)

Mit der Anerkennung dieser Quranischen Wahrheit befindet sich der Mensch plötzlich vor einer ihn umfassenden, lückenlosen, unendlichen Schönheit und Vollkommenheit, vergisst jede andere Schönheit und Vollkommenheit, sogar seine eigene, die ja auch zu jenen göttlichen Zeichen gehören. Er ist hingerissen und verliebt. In diesem Sinne heißt es im Quran:

„Doch die Gläubigen sind stärker in der Liebe zu Allah.“ (2:165)

Und gerade hier gibt er, wie es die Liebe erfordert, seine Unabhängigkeit und seinen Willen für den erhabenen Gott hin, begibt sich unter seine absolute Betreuung und seinen göttlichen Schutz. So heißt es dann auch im Quran:

„Allah ist der Schützer der Gläubigen.“ (3:68)

Der erhabene Gott übernimmt dann wie versprochen seine Führung:

„Allah ist der Schützer der Gläubigen. Er führt sie aus den Finsternissen zum Licht.“ (2:257)

Er schenkt ihm, wie es in folgenden Versen heißt, einen anderen Geist und ein anderes Leben:

„Ist denn einer, der tot war und den wir dann zum Leben erweckt und dem wir ein Licht gegeben haben, indem er unter den Menschen umhergeht wie einer, der in der Finsternis ist und nicht aus ihr herauskommen kann?“ (6:122)

Und:

„Allah hat ihnen den Glauben ins Herz geschrieben und sie mit Geist von sich gestärkt.“ (58:22)

Er gibt ihm ein Licht (der Erkenntnis), damit er den Weg der Glückseligkeit in der Gesellschaft erkennt. In einem anderen Vers zeigt er den Weg zu diesem Licht:

„Ihr Gläubigen! Fürchtet euch und glaubt an seinen Gesandten, dann gibt er euch dereinst einen doppelten Anteil an seiner Barmherzigkeit und macht euch ein Licht, in dem ihr umhergehen könnt.“ (57:28)

Der Glaube an den Propheten wird im Quran als Ergebenheit und Folgsamkeit ihm gegenüber ausgelegt:

„Sag: Wenn ihr Allah liebt, dann folgt mir, damit auch Allah euch liebt.“ (3:31)

In einem anderen Vers werden die Hintergründe der Folgsamkeit erklärt: „Die dem Gesandten, dem schriftunkundigen Propheten folgen, den sie bei sich in der Thora und im Evangelium verzeichnet finden und der ihnen gebietet, was recht ist, verbietet, was verwerflich ist, die guten Dinge für erlaubt und die schlechten für verboten erklärt und ihre drückende Verpflichtung und die Fesseln, die auf ihnen lagen, abnimmt.“ (7:157)

Noch deutlicher werden die Hintergründe der Folgsamkeit in einem anderen Vers, der gleichzeitig den ersten auslegt, erklärt:

„Richte nun dein Antlitz rechtgläubig auf die wahre Religion! Das ist die natürliche Art, in der Allah die Menschen erschaffen hat. Die Art und Weise, in der Allah die Menschen geschaffen hat, kann man nicht abändern. Das ist die Religion, die rechtleitet.“ (30:30)

Laut diesem Vers beruht das vollständige Programm des Islam auf den Erfordernissen der Schöpfung. Mit anderen Worten, es beinhaltet Gebote und Gesetze, zu denen die Menschen durch ihre natürliche Art, in der sie geschaffen worden sind, geführt werden (das makellose Leben eines natürlichen Menschen). In diesem Sinne heißt es auch andernorts:

„Und bei einem jeden menschlichen Wesen und bei dem, der es geformt und ihm die ihm eigene Sündhaftigkeit oder Gottesfurcht eingegeben hat! Selig ist, wer es rein hält, aber enttäuscht wird, wer es verkommen lässt.“ (91:7-10)

Der Quran ist das einzige himmlische Buch, das erstens das glückliche Leben mit dem makellosen reinen Leben des natürlichen Menschen gleichsetzt und zweitens im Gegensatz zu den meisten oder gar allen Systemen, die die Gottesverehrung des Menschen von seinem täglichen Leben trennen, das religiöse Leben als das tägliche Leben gestaltet. Er kümmert sich um alle individuellen und gesellschaftlichen Belange des Menschen, gibt realistische Anweisungen (als Weltanschauung und Erkennung Gottes), er überlässt die Menschen der Welt, die Welt den Menschen und sie beide dem erhabenen Gott.

Der Quran erwähnt zahlreiche äußere und innere Eigenschaften für die Männer Gottes und die Freunde der Wahrheit in Bezug auf ihre Zuversicht, deren Erörterung den Rahmen dieses Kapitels sprengen würde.

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