Der Quran im Islam
Der Quran hat einen äußeren und einen inneren Sinn
Gott der Erhabene sagt in seinem heiligen
Wort:
„Und dienet Allah und gesellt ihm
nichts bei.“ (4:36)
Der äußere Sinn dieses Verbots ist die
Untersagung der damals üblichen Götzenanbetung, wie es auch
andernorts heißt:
„Darum meidet die Verunreinigung durch
die Götzen.“ (22:30)
Doch eine nähere Betrachtung und
Überlegung führt zu der Erkenntnis, dass die Götzenanbetung
deswegen verboten ist, weil dadurch einem anderen außer Gott
Demut und Ergebenheit bezeugt wird. Dieses Verbot beschränkt
sich nicht auf die Anbetung der Götzen, sondern schließt die
Anbetung des Satans ebenfalls ein, wie es z.B. aus dem
folgenden Vers ersichtlich ist:
„Habe ich euch, ihr Kinder Adams,
nicht verpflichtet, nicht dem Satan zu dienen?“ (36:60)
Bei einer weiteren Analyse erkennen wir,
dass es da keinen Unterschied gibt zwischen dem Gehorsam
gegenüber den anderen und dem Gehorsam eigenen Wünschen
gegenüber. Wie man sich der Willkür der anderen nicht
unterwerfen darf, darf man sich auch nicht seinen eigenen
Neigungen gegen Gott den Erhabenen unterwerfen:
„Hast du denn einen gesehen, der seine
persönliche Neigung sich zu seinem Gott gemacht hat?“
(45:23)
Eine noch genauere Analyse führt zu der
Erkenntnis, dass diese Aufmerksamkeit keinem anderen außer
Gott gebührt. Denn die Hinwendung zu einem anderen außer Gott
bedeutet, dass man ihm Unabhängigkeit verleiht und ihm
gegenüber klein und demütig wird. Und das ist nichts anderes
als die Anbetung eines anderen. Gott der Erhabene sagt:
„Wir haben ja viele von den Dschinn
und Menschen für die Hölle geschaffen. ... Das sind die, die
(alles) unbeachtet lassen.“ (7:179)
Wie schon erwähnt, geht aus dem Vers
„und gesellt ihm nichts bei“
zunächst hervor, dass der Mensch die Götzen nicht anbeten
soll, und bei einer näheren Betrachtung, dass er keinen
anderen außer Gott anbeten darf, bei einer weiteren
Betrachtung, dass er nicht einmal seinen eigenen Neigungen
folgen darf, und bei einer noch weiteren Betrachtung, dass er
seine Aufmerksamkeit keinem anderen außer Gott widmen soll.
Dieser Prozess, d.h. die Entstehung einer
ersten einfachen Bedeutung aus dem Vers und die Ableitung
einer weiteren Bedeutung daraus sowie die Entdeckung weiterer
tieferer Bedeutungen, ist für den gesamten Quranischen Text
relevant. In Anbetracht dieses Sachverhalts wird der Sinn
einer Prophetenüberlieferung, die in den
Überlieferungs-Büchern und Kommentaren überliefert worden ist,
erst recht klar:
„Der Quran hat Äußeres und Inneres.
Auch im Inneren gibt es Inneres bis zu siebenmal.“
Aus dem bisher Gesagten ist zu schließen,
dass der Quran einen inneren und einen äußeren Sinn hat. Sie
ergänzen sich gegenseitig und stehen einander nicht diametral
entgegen. D.h., die äußeren und inneren Bedeutungen heben sich
gegenseitig nicht auf.