Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

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Der Quran im Islam

Der Quran ist in seiner Signifikanz unabhängig

Der Quran ist eine sprachliche Äußerung wie jede andere, deren Sinn sich jedem erschließt. Er ist in seiner Signifikanz nie unbestimmt und bedarf keiner außersprachlichen Sinndeutung, denn das Bezeichnete im Quran ist das, was aus dem arabischen Wortlaut verstanden wird. Die Feststellung, dass er in seiner Ausdrucksweise nicht unbestimmt ist, bedeutet, dass jeder, der der arabischen Sprache mächtig ist, die Sätze der Quranischen Verse ebenso deutlich versteht, wie er die Sätze einer jeden arabischen Äußerung versteht. Darüber hinaus begegnen wir im Quran einigen Versen, in denen eine bestimmte Volksgruppe, wie die Kinder Israels, die Gläubigen, die Ungläubigen und manchmal auch alle Menschen angesprochen werden[1], wobei Gott ihnen seine Intentionen näherbringt, mit ihnen diskutiert oder sie auffordert, etwas Ähnliches wie den Quran zu bringen, falls sie daran zweifeln, dass es sich hierbei um Worte Gottes handelt.

Selbstverständlich hat es keinen Sinn, die Menschen mit Worten anzureden, die keinen Kommunikationscharakter haben. Auch die Aufforderung an die Leute, einem sprachlichen Vorbild nachzueifern, dem kein Sinn zu entnehmen ist, wäre unakzeptabel.

Darüber hinaus sagt Gott der Erhabene:

„Machen sie sich denn keine Gedanken über den Quran? Oder sind gewisse Herzen versiegelt?“ (47:24)

Und er sagt, wie schon erwähnt:

„Machen sie sich denn keine Gedanken über den Quran? Wenn er von jemand anderem als von Allah wäre, würden sie in ihm viel Widerspruch finden.“ (4:82)

Diese Quranischen Verse setzen das Nachdenken, das ein Kommunikationsprozess ist, voraus. Sie weisen ebenfalls darauf hin, dass die Widersprüche, die auf den ersten oberflächlichen Blick in verschiedenen Versen auftreten, durch das Nachdenken aufgehoben werden können. Wären die Bedeutungen der Verse nicht zu erschließen, hätte es keinen Sinn, darüber nachzudenken oder ihre äußerlichen Widersprüche mit ihrem tieferen Sinn zu erklären suchen.

Es gibt eigentlich keinen Grund, den Quranischen Text mit außerkontextuellen Argumentationen erklären zu wollen. Es wird zwar gesagt, dass man zu einem besseren Verständnis der Quranischen Intentionen nur die Erklärungen des Propheten oder seine Erklärungen und die der Mitglieder seiner Familie zu Rate ziehen müsse, doch diese Empfehlung ist unannehmbar, denn die Richtigkeit der Erklärungen des Propheten und der Imame soll erst aus dem Quran erschlossen werden. Wie kann also angenommen werden, dass sich die Beweise über die Sinndeutung des Quran auf ihre Aussagen stützen sollen?

Im Gegenteil, das Prinzip des Prophetentums und des Imamats muss erst durch den Quran, der auch eine Berufungsurkunde des Propheten ist, begründet werden. Das widerspricht jedoch nicht der Tatsache, dass der Prophet und die Imame die Einzelbestimmungen der Gesetze und Scharia-Gebote, die aus der äußeren Form des Quran nicht zu erschließen sind, ermittelt haben.

Sie hatten darüber hinaus die Aufgabe, die Erkenntnisse der Schrift, wie aus folgenden Versen ersichtlich, zu lehren:

„Und wir haben die Mahnung (d.h. den Quran) zu dir hinabgesandt, damit du den Menschen klarmachst, was zu ihnen hinabgesandt worden ist.“ (16:44)

„Was der Gesandte euch nun gebracht hat, das nehmt an! Aber verzichtet auf das, was er euch verwehrt!“ (59:7)

„Und wir haben keinen Gesandten geschickt, ohne dass ihm – mit Allahs Erlaubnis – Gehorsam geleistet werden sollte.“ (4:64)

„Er ist es, der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten aus ihrer Mitte berief, der ihnen seine Wunderzeichen vorträgt, der sie läutert und sie die Schrift und die Weisheit lehrt.“ (62:2)

Aufgrund dieser Verse hat der Prophet die Aufgabe, die Einzelheiten der islamischen Rechtssprechung zu erläutern und den Quran zu lehren. Er hat laut Thaqalain[2] genannter Überlieferung, die in einer vollständigen Kette tradiert worden ist, die Imame aus seiner Familie als seine Stellvertreter in diese Aufgabe eingesetzt. Und das steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, dass auch andere unter Anwendung der Verfahren, die sie von ihren wahren Lehrern gelernt haben, den Sinn des Quran aus seiner äußeren Form erschließen können.

[1] Zum Beispiel mit den Worten: „Ihr Gläubigen! Ihr Leute der Schrift! Ihr Kinder Israels! Ihr Menschen!“ und dergleichen mehr.

[2] Die zwei Gewichtigen, in früherer Fußnote erläutert.

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