Reise durch Persien

Reise durch Persien

1925 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

Dritter Teil

Sonnabend, 12. Mai

Bei Sonnenaufgang brechen wir endlich nach Ispahan auf. Eine Stunde lang reiten wir durch eine traurige kleine Wüste, deren Boden aus braunen Lehmhügeln und Tälern besteht – zweifellos liegt die Wüste hier, um die Stadt der blauen Glasur mit ihrer frischen Oase doppelt schön erscheinen zu lassen.

Und dann, wie auf dem Theater, wenn der Vorhang aufgeht, teilen, trennen sich zwei einzeln dastehende Hügel; und das dahinterliegende Paradies entfaltet sich langsam vor unseren Augen. Zuerst sieht man Felder mit hohen weißen Blumen, und nach der Einförmigkeit der erdigen Wüste leuchten uns diese wie Schnee entgegen. Dann folgen mächtige Baumgruppen – Pappeln, Weiden, immergrüne Eichen, Platanen –, und zwischen den Bäumen hindurch leuchten all die blauen Kuppeln, all die blauen Minaretts von Ispahan auf . . . Ein Wald und eine Stadt zugleich. Dies Maiengrün ist noch üppiger als bei uns, ist von wunderbarer Frische, aber besonders ist es diese blaue Stadt, diese Stadt von Türkis und Lapislazuli, die unter den Strahlen eines Morgenhimmels so seltsam unwahrscheinlich, so zauberhaft schön wie eine alte orientalische Sage daliegt.

Ungezählte kleine Kuppeln aus rosenrotem Lehm tauchen zwischen den Zweigen auf, aber alles, was ein wenig höher in den Himmel hinaufragt, die schlanken, gleich Spindeln gewundenen Minaretts, die ganz runden Kuppeln, diese auf gebauchten Kuppeln, die Turbanen gleichen, und in einer Spitze enden, die majestätischen Kuppeln der Moscheen, die Mauervierecke mit ihren spitzbogigen Toren, dies alles glitzert, flimmert in so kräftigen, wunderbaren, blauen Tönen, daß man unwillkürlich an Edelsteine, an Paläste aus Saphiren, an eine überirdische zauberhafte Pracht erinnert wird. Und in der Ferne beherrschen, verteidigen die Schneegefilde diese hochgelegene, heute vereinsamte Oase, die zu ihrer Zeit doch der Mittelpunkt aller Herrlichkeiten, aller Wunder der Welt war.

Ispahan! . . . Aber welches Schweigen herrscht in seinem Umkreise! . . . Bei uns, außerhalb einer großen Stadt, sieht man noch kilometerlange Strecken mit rußfarbenen Schmutzhaufen, mit Kohlen, mit lärmenden Maschinen, vor allem aber mit dem Netz der Eisenbahnlinien bedeckt, die eine törichte Verbindung mit der übrigen Welt herstellten.

Ispahan, einsam und entlegen ragt es in seiner Oase auf, und nicht einmal Fußsteige scheinen dorthin zu führen. Große, verlassene Friedhöfe, wo Ziegen grasen, klare Bäche, die ungehemmt dahineilen, über die man keine Brücke geschlagen hat, alte eingefallene krenelierte Mauern, das ist alles. Lange suchen wir zwischen den Trümmerhaufen der Wälle, zwischen den fließenden Gewässern nach einem Durchgang und wagen uns schließlich vorwärts, auf einem geraden Pfade, der von zwanzig Fuß hohen Mauern eingeschlossen wird, der uns keine Aussicht gewährt und durch den mitten hindurch ein kleiner Bach fließt. Er gleicht einer langen Mausefalle und mündet in einen großen Platz, wo die summenden Stimmen der Menge ertönen, Käufer, Verkäufer, gespensterhafte Frauen, Tscherkessen mit anschließenden Waffenröcken, syrische Beduinen, die mit den Karawanen aus dem Osten gekommen sind (ihre Köpfe erscheinen von gewaltigem Umfang durch die darum gewickelten Seidenstoffe), Armenier, Juden . . . Auf der Erde, im Schatten der Platanen, liegen ganze Haufen von Teppichen, Decken, Sätteln, von alten Burnussen oder alten Hüten; im Vorübergehen treten die Esel mit ihren Füßen darauf – gleichfalls unsere Pferde, die sich jetzt ängstigen. Aber noch haben wir nicht die Stadt der blauen Minaretts erreicht. Dies ist nicht das Ispahan, das wir beim Verlassen der Wüste sahen, und das uns in der klaren Morgenluft so nahe erschien; das wirkliche Ispahan liegt eine Meile weiter, liegt hinter den Mohnfeldern, hinter einem großen Fluß. Hier haben wir es nur mit einer armenischen Vorstadt zu tun, mit der profanen Vorstadt, in der alle Fremden, die nicht der mohammedanischen Religion angehören, wohnen dürfen. Und diese bescheidenen, fast ganz verfallenen Viertel, mit der großen armen Bevölkerung, das sind die Überreste des Djoulfa, das am Ende des sechzehnten Jahrhunderts, unter dem Schah Abbas, groß und mächtig war. (Es ist bekannt, daß dieser ruhmreiche Herrscher – allerdings durch ein etwas gewaltsames Verfahren – von den nördlichen Grenzen eine ganze armenische Kolonie kommen ließ, um sie hier am Fuße seiner Hauptstadt anzusiedeln, später überhäufte er sie mit Vorrechten, und so wurde diese handeltreibende Vorstadt eine Quelle großer Reichtümer für das Kaiserreich. In den darauffolgenden Jahrhunderten, unter anderen Schahs, sah sich diese immer wachsende armenische Ansiedlung bedrängt, verfolgt, auf jede Weise unterdrücktNeben den Erpressungen und Gewalttätigkeiten, die die Armenier zu erdulden hatten, erließ man ganz lächerliche Verordnungen gegen sie. So wurde es ihnen verboten, bei Regenwetter, wenn sie durchnäßt waren, die Stadt zu betreten, weil ihre Kleider in dem großen Basar die Gewänder der Muselmänner berühren und dann beschmutzen würden.. Heute jedoch, unter dem jetzt herrschenden Vezir von Irak, hat sie wieder die Erlaubnis erhalten, ihre Kirchen zu öffnen und in Frieden zu leben.)

Man drängt sich um uns, wir sollen in Djoulfa bleiben: Christen, so erzählt man uns, dürfen nicht in dem heiligen Ispahan wohnen. Auch werden unsere Pferde uns nicht dorthin bringen, ihr Besitzer weigert sich; es steht nicht im Kontrakt, folglich läßt es sich nicht machen. Armenier bieten uns Zimmer in ihren Häusern zur Miete an. Unser Gepäck und unsere Waffen liegen auf der Erde, und da stehen wir, umringt von der Menge, die einen immer dichteren Kreis um uns schließt, die immer lebhafter wird. – Nein, ich will in der schönen, blauen Stadt wohnen, deshalb bin ich hierher gekommen, und man soll mir keinen anderen Vorschlag machen! Man bringe mir Maultiere oder Esel, gleichgültig was, und dann fort aus dieser kaufmännischen Vorstadt, die nur der Ungläubigen würdig ist.

Wie ich vorausgesehen hatte, sind die Maultiere, die man herbeiführt, störrische, boshafte Tiere, zwei-, dreimal werfen sie ihre Last zu Boden. Und die Leute sehen unseren Vorbereitungen zum Aufbruch mit spöttischem Gesicht zu, mit einem Gesicht, auf dem geschrieben steht: Man wirft sie hinaus, und dann kommen sie zurück. Was tut das? Vorwärts auf den schmalen Pfaden, durch die engen Gäßchen, an den dort fließenden Bächen entlang, die in den nahen Schneegefilden entspringen. Bald befinden wir uns von neuem in den Korn- und Mohnblumenfeldern. Und dort liegt der Fluß von Ispahan, nur wenig tief fließt er in seinem Bett von Kieselsteinen dahin; er könnte als Verkehrsweg dienen, wenn er sich ins Meer ergösse, statt in die unterirdischen Lager einzudringen und schließlich in dem See zu münden, den wir zu Anfang unserer Reise inmitten der Einöden haben liegen sehen; an seinen Ufern trocknet man hunderte von diesen Wandbekleidungen, auf die man Muster in Form eines Tempelportals druckt, und die dann ganz Persien, die ganze Türkei überschwemmen.

Es ist eine prachtvolle, seltsame Brücke, auf der wir der Stadt entgegenziehen; sie stammt, wie aller Luxus in Ispahan, aus der Zeit des Schah Abbas; sie ist dreihundert Meter lang und besteht aus zwei übereinander liegenden, spitzbogigen Arkaden, deren graue Steine durch das herrliche Blau der Glasur hervorgehoben werden. Gleichzeitig mit uns hält eine Karawane ihren Einzug, eine sehr lange Karawane; sie kommt aus den Wüsten des Westens, und ihre Kamele sind alle mit wilden Federbüschen geschmückt. Zu beiden Seiten der Fahrstraße, die die Mitte der Brücke einnimmt, liegen die für Fußgänger bestimmten Wege, geschützt von anmutigen, fayencebekleideten Bogenwölbungen; sie gleichen gotischen Klostergängen.

All die schwarzen, gespensterhaften Frauen, die auf den überdachten Pfaden lustwandeln, halten einen Rosenstrauß in der Hand. Rosen, überall Rosen. All die kleinen Zuckergebäck- und Teeverkäufer am Wege haben ihre Aufsatzplatten mit Rosen überladen, haben Rosen in den Gürtel gesteckt, und die in Lumpen gehüllten Bettler unter den Spitzbogen entblättern die Rosen zwischen ihren Fingern.

Die blauen Kuppeln, die blauen Minaretts, die blauen Zinnen zeigen uns jetzt die Einzelheiten ihrer Arabesken, die den Zeichnungen alter Gebetsteppiche gleichen. Und unter dem wundervollen Himmel, der sich über Ispahan wölbt, tummeln sich viele Taubenschwärme, sie fliegen auf, sie kreisen in der Luft, sie lassen sich von neuem auf den fayencebekleideten Türmen nieder.

Nachdem wir die Brücke überschritten haben, erreichen wir eine große, gerade Allee, die allen unseren bis jetzt gesammelten Eindrücken von orientalischen Städten widerspricht. Zu beiden Seiten des Weges läuft eine Hecke von dichten Rosenbüschen entlang; im Hintergrunde sieht man die Gärten liegen, aber die Häuser, die vielleicht schon verfallenen Paläste, schimmern nur undeutlich zwischen den hundertjährigen Bäumen hindurch; das Laub ist gar zu dicht. Diese Rosenwände, die hier auf offener Straße stehen, und die die Vorübergehenden plündern können, haben in toller Üppigkeit geblüht, und da jetzt die Zeit der Ernte gekommen ist, da man jetzt an die Essenzbereitung geht, stehen die verschleierten Frauen mit der Schere in der Hand zwischen den Büschen und schneiden und schneiden; sie lassen einen Blätterregen herniederfallen; überall Körbe, gefüllt mit Rosen, überall Berge von Rosen auf der Erde . . . Erzählte man uns nicht in Djoulfa, daß wir einen üblen Empfang haben würden in dieser Stadt der großen Bäume und der Blumen, die so offen daliegt, und in die man uns so ruhig hineinziehen läßt?

Aber die Eingeschlossenheit, die Beklommenheit der Ruinen und des Geheimnisvollen wartet unser bei der ersten Biegung des Weges. Plötzlich finden wir uns wie in Chiraz in einem Labyrinth von verlassenen, dunklen Gäßchen, zwischen hohen, fensterlosen Mauern wieder, und auch hier ist der Boden mit Unrat, mit Gebeinen, mit verreckten Hunden bedeckt. Alles ist unbewohnt, baufällig und finster; zuweilen sehen wir durch einen Riß in der Mauer einige Häuser, aber diese können nur Geistern und Eulen als Unterschlupf dienen. Und in der unendlichen, grauen Eintönigkeit der Wände streuen die immer reizvollen alten Türen mit ihren wunderbar glasierten Einfassungen ihr Mosaik in kleinen blauen Stückchen auf die Erde, so, wie die Bäume im Herbst ihre Blätter über den Boden säen. Es ist kalt, und man atmet schwer zwischen diesen Trümmern, durch die wir im Gänsemarsch dahinziehen, und mehr als einmal verlieren wir unsere störrischen Tiere, die uns nicht folgen wollen, aus dem Auge. Wir wandern, wir wandern immer weiter, ohne recht zu wissen, wohin.

Unser Führer scheint auch nicht zuversichtlicher als die Armenier in Djoulfa in bezug auf den Empfang zu sein, den man uns wird zuteil werden lassen. Zuerst wollen wir es in den Karawansereien versuchen, später können wir uns immer an die Einwohner wenden . . .

Wir erreichen jetzt die großen gewölbten Schiffe der Basare und befinden uns plötzlich mitten im Volksgewühl, hier ist es schattig und kühl. Die Stadt kann also doch nicht überall ausgestorben sein, denn ein lautes Gesumme dringt an unser Ohr. Aber es ist fast dunkel, und das Kommen und Gehen der burnusgekleideten Kaufleute, der gespensterhaften Frauen, der Reiter, der Karawanen, das Treiben, in das man plötzlich nach den vielen Trümmern, nach dem großen Schweigen hineingerät, erscheint zuerst fast märchenhaft.

Die Basare Ispahans, einst die reichsten Handelsplätze Asiens, sind eine Welt für sich. Ihre steinernen Schiffe, ihre Reihen hoher Kuppeln verlieren sich in der Unendlichkeit, sie kreuzen sich, bilden regelmäßige Plätze, und diese sind mit Springbrunnen geschmückt, und sind inmitten ihres Verfalls noch immer großartig anzusehen.

Löcher, Kloaken, ein holperiges Pflaster, auf dem man ausgleitet; nur mühsam dringen wir vorwärts, wir werden von den Leuten, von den Tieren gestoßen, und immer wieder müssen wir uns mit unseren Maultieren beschäftigen, die sich in dem seltsamen Gewühl verlieren.

Zu beiden Seiten dieser Alleen öffnen sich die Karawansereien, sie werfen eine Flut von Licht auf den Weg. Alle besitzen sie ihren unter freiem Himmel gelegenen Hof, wo die Reisenden ihre Kalyan im Schatten einer alten Platane, neben einem plätschernden Springbrunnen, zwischen den Büschen der rosenroten, der weißen Rosen rauchen, kleine, ganz gleiche Zimmer, die zwei oder drei übereinander liegende Stockwerke bilden, gehen auf die inneren Gärten und erhalten ihr Licht durch die blauglasierten Spitzbogen.

Wir haben an der Tür von drei, vier, fünf Karawansereien um Einlaß gebeten, und immer wurde uns die Antwort zuteil, daß alles überfüllt sei.

Hier wohnt scheinbar niemand; aber welch ein trauriges, dunkles Schmutzloch ist dies, das am Ende eines verlassenen, einstürzenden Stadtviertels liegt! – Um so schlimmer! Es ist nach zwölf Uhr mittags, wir sterben vor Hunger, wir können nicht mehr, also laßt uns hineingehen. – Außerdem weigern sich unsere Maultiere und Maultiertreiber, ihren Weg fortzusetzen, sie werfen alles von sich auf das Pflaster, vor die Tür, in der einsamen, unheimlichen Straße, die unter den dicken Gewölben fast ganz in Dunkelheit gehüllt daliegt. – »Alles ist überfüllt«, antwortete uns der Wirt mit seinem höflichsten Lächeln . . . Was jetzt anfangen? . . .

Ein alter Mann mit schlauem Gesicht verfolgt uns seit einem Augenblick, jetzt nähert er sich uns und will mich im Vertrauen sprechen: Ein Herr, der sich in Geldverlegenheit befindet, flüstert er mir ins Ohr, hat ihn beauftragt, ein Haus zu vermieten. Es mag ein wenig teuer sein, fünfzig Tomans (zweihundertfünfzig Franks) im Monat, aber immerhin, wenn ich es mir ansehen möchte . . . Und er führt mich weit, sehr weit, eine halbe Meile durch Trümmer- und Schutthaufen hindurch, um schließlich, am Ende einer Sackgasse, eine wurmstichige Tür zu öffnen, die in eine Totengruft zu führen scheint.

Ach! Welch eine wunderbare Wohnung ist dies! Ein Garten, oder vielmehr ein Nest von Rosen: schlanke Rosenstämme, hoch wie Bäume, Kletterrosen, die die Mauern unter einem Netz von Blüten verbergen. Und im Hintergrunde liegt ein kleiner Palast aus Tausendundeiner Nacht, mit einer langen, schlanken Säulenreihe, in altem persischen Stil, der noch von der achämenidischen Architektur, von dem Glanz des Königs Darius erzählt. Im Innern herrscht der alte, sehr reine Orient; ein hoher Saal, einst Weiß mit Gold, jetzt aber in Elfenbeinton, durch ein verblaßtes Purpurrot belebt. An der Decke sieht man ein Mosaik aus winzig kleinen Spiegelteilchen zusammengesetzt, es leuchtet mit dem Glanz getrübten Silbers, und dann die Behänge jener unvermeidlichen Ornamente der persischen Paläste, sie gleichen Perlen aus Stalaktit oder ungezählten Bienenzellen. Die Diwane sind mit graugrüner Seide bedeckt, in die ein altmodisches Muster von roten Flammen hineingewebt ist. Kissen, Teppiche aus Kerman und Chiraz. Im Hintergrunde gewähren die Türen, deren Bogen gleichsam aus Stalaktit ausgezackt zu sein scheinen, einen Blick in eine begrenzte Ferne, wo es bereits dunkelt. Und über diesem allen liegt der beunruhigende Reiz des Verfalls, des Geheimnisvollen, des Abenteuerlichen. Und in den süßen Hauch der Rosen mischt sich der unbestimmte Duft der Haremessenzen, mit denen alle Stoffe durchtränkt sind . . .

Schnell will ich meine Leute und mein Gepäck herbeiholen, während der gute Kerl seinen Herrn benachrichtigt, daß der Handel zu jedem beliebigen Preis geschlossen ist. Für mich, den durchreisenden Fremden, ist es ja ein ungeahnter Zeitvertreib, ein solches Haus zu bewohnen, das in einer Stadt wie Ispahan, umgeben von den Ruinen, in Schweigen gehüllt, daliegt!

Aber ach! Bald höre ich in der Straße jemanden hinter mir herlaufen; es ist der brave Alte, der mir ganz bestürzt zuruft: Der Herr in Geldverlegenheit lehnt das Anerbieten mit Entrüstung ab. »Christen!« – hat er geantwortet, »nicht für tausend Tomans den Tag; sie sollen sich scheren, nach Djoulfa oder zum Teufel!«

Es ist halb zwei Uhr. Wir sind mit jedem beliebigen Lager zufrieden, wenn wir uns nur im Schatten ausruhen und zu einem Ende kommen können.

In einem Hause armer Leute, über einem Hof, wo zerlumpte Kinder herumwimmeln, will uns eine alte Frau ein Hundeloch vermieten, vier aus Stampferde errichtete Mauern und ein Dach aus Zweigen, weiter nichts; zuerst aber muß sie bei ihrem Vater die Erlaubnis einholen, und das ist äußerst umständlich, denn der Greis ist schon kindisch, ist blind und taub, und unendlich lange dauert es, bis man ihm erst ins eine, dann ins andere Ohr die ganze Geschichte hineingetutet hat.

Kaum hatten wir uns dort oben zur Ruhe hingelegt, als ein ohrenbetäubender Lärm zu uns hinaufdrängt und uns stört: Der Hof ist voller Leute, ebenso die Straße; und wir sehen die alte Frau schluchzend in der Menge stehen, die auf sie einschreit und mit Fäusten droht.

– Was bedeutet dies? fragt man sie, sie beherbergt Christen! Heraus mit dem Geld! Heraus mit ihrem Gepäck, sofort hinaus mit ihnen!

– Nein, diesmal weichen wir nicht!

Ich lasse meine Tür verrammeln und der Menge durch einen Herold mitteilen, daß ich weit eher bereit wäre, alle Schrecken einer Belagerung zu ertragen, als hinabzugehen; und dann stellen mein französischer Diener und ich uns ans Fenster und lassen unsere Revolver blitzen, – nachdem wir sie zuvor entladen hatten, um allen etwaigen Unglücksfällen vorzubeugen.

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