Beirut
Diese Stadt liegt in einer Sandfläche, nur die
Maulbeerpflanzungen, von welchen sie reichlich umgeben ist,
gewähren ihr ein freundliches, frisches Ansehen. Doch geht man
überall in den Gärten und Alleen und auf allen Wegen tief im
Sand. Von der Ferne gesehen macht Beirut, wie ich schon bei
meiner Ankunft von Konstantinopel bemerkte, einen
überraschenden Eindruck, allein in der Nähe betrachtet,
verliert es sehr. Ungern ging ich in der Stadt und deren
Umgebung herum, aber mit wahrem Vergnügen betrachtete ich die
Landschaft, an einem schönen Abend auf einer Terrasse sitzend.
Ich sah den dunkelblauen Himmel sich wölben über die herrliche
Gebirgskette, über das üppige Tal und über die weite
Meeresfläche. Ich sah die goldne Sonne, wie sie ihre Strahlen
zum Abendgruß den Gebirgen zusandte und endlich selbst dem
Auge entschwand, alles in ein sanftes Dunkel hüllend. Ich sah
die unzähligen Sterne glänzen und den Mond sein zauberisches
Licht über die nächtliche Landschaft ergießen; und wer bei
diesem Übermaß von Naturschönheiten nicht den bessern Menschen
in sich fühlt, der ist wahrlich des Namens »Mensch« nicht
würdig. Ja, der Tempel Gottes ist überall, überall verkünden
seine Werke ein Etwas, dem auch der ungläubigste Geist nicht
widerstehen kann: es ist das Dasein Gottes. Wie viele so
schöne Abende genoß ich nicht in Beirut, sie waren auch meine
einzige Entschädigung für die unendlichen Leiden, die ich in
dieser Stadt ertragen mußte.
|