Rosenöl
Rosenöl (Hammer-Purgstall)

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1813 n.Chr.

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Rosenöl - Joseph von Hammer-Purgstall

32. Die Hölle

Die Hölle besteht aus sieben Stockwerken oder [Rand: Feraid. S. 237.] Schachten, je einer über dem andern, und in jedem tieferen ein heftigeres Feuer. Die erste Hölle Gehenne oder Vorhölle, ist bloß bestimmt für die zeitlichen Strafen der Rechtgläubigen, die, wenn sie die Zeit ihrer Strafe ausgestanden haben, ins Paradies eingehen. Die zweite Lasa, d.i. Flammenpfuhl, ist der Wohnort der Christen, die dritte Hatma, d.i. Feuerwut, der Aufenthalt der Juden. In der vierten Sair, d.i. Lohebrand, werden die Sabäer, in der fünften Sakar, d.i. Sonnenglut, die Magier; in der sechsten Dschahim, d.i. Brunstwirbel, die Götzendiener, und in der siebenten Hawir, d.i. dem Abgrund (barathrum) die Gottesleugner gepeinigt.

In der ersten Hölle werden die Rechtgläubigen nach dem Maas ihrer begangenen Missetaten mehr oder weniger mit der Feuerstrafe belegt. Einige stehen bloß mit den Füßen, andere bis an die Lenden, andere bis an die Brust, andere bis an den Hals im Feuer, je nachdem sie mehr oder weniger durch die verschiedenen Teile des Körpers gesündigt haben. Einige wer den tausend Jahre, Andere länger darin bleiben, Keiner über siebentausend Jahre, nach welcher Epoche alle Rechtgläubigen im Paradiese versammelt, und die erste Hölle ausgeleert sein wird. Nach der folgenden Überlieferungsstelle:

Wenn die Bewohner der ersten Hölle ganz zu Kohlen verbrannt sind, so giebt der Herr der Fürsprache des Propheten Gehör. Sie werden gebracht haufenweise, und an den Rand der Flüsse des Paradieses gelegt. Dann ergeht an die Bewohner des Paradieses der Ruf: Begießt sie mit Wasser; und sobald sie begossen worden, wächst ihnen neues Fleisch, wie das Korn im Wasser aufwächst.

Hierauf gehen sie ins Paradies ein. Diese Gunst wird aber nur den Rechtgläubigen, denn die Verdammten der sechs untern Höllen erhalten zwar auch frisches Fleisch, sobald das alte zu Kohlen verbrannt ist, aber bloß, damit ihre Pein von neuem beginne, und so fort in alle Ewigkeit.

Den Ersten wird auf die Hand geschrieben: Ihr seid die Freigelassenen Gottes. Die Letzten aber sind auf ewig mit einer siebzig Ellen langen glühenden Kette an ihren Platz gefesselt.

Sobald sie in die Hölle gestürzt sind, schwellen ihre Körper an zu ungeheurer Ausdehnung, so nämlich, dass jeder Zahn zu einem Berge wird, die Haut die Dicke von drei Tagereisen erhält, und die Schulterbreite drei Jahre Weges für einen schnell reitenden Kurier. Ihre Kleider sind flammendes Pech; die Folterengel zerren sie bei Bart und Haar, bei Hand und Fuß, und fragen sie: Habt ihr den Propheten nicht gekannt, der Euch die Zeichen des Herrn und diese Pein verkündet hat?

Ja wohl, antworten die Verdammten.

Aber das ja wohl nutzt ihnen nichts, denn festgesetzt ist die ewige Pein für die Ungläubigen.

Den Vers des Korans: am Tage, wo jede Seele zanken wird, hat Ibn Abbas folgendermaßen ausgelegt:

Die Verdammten werden nicht nur unter sich, sondern Geist und Körper eines Jeden werden mit einander zanken. Der Geist wird sagen: Herr, du hast den Körper erschaffen, und ich habe an dem, was er Böses gethan haben mag, keine Schuld. Ich habe nicht die Hand aufgehoben und den Fuß gesetzt, ich habe nichts gehört und nichts gesehen. Strafe also den Leib, wie ers verdient, und rette mich. Herr! wird der Leib sagen, ich für mich habe nichts getan, und ohne den Geist hast du mich erschaffen wie ein Stück Holz; ich habe die Hand nicht aufgehoben und den Fuß nicht gesetzt; ich habe nicht gesehen und nicht gehört. Strafe also den Geist, und rette mich. Um diesen Streit beizulegen, wird Gott der Herr dem Geist und dem Körper die Fabel erzählen vom Lahmen und Blinden, die allein nichts vermocht hätten, die aber mit vereinten Kräften einen Diebstahl begingen, weil der Blinde den Lahmen trug, und dieser jenen leitete. Dem zufolge wird über beide der Ausspruch der ewigen Verdammnis ergehen, nach dem im Koran enthaltenen schrecklichen Ausspruch: Gehet ein durch die Pforten der Hölle, um ewig darin zu wohnen. Welch ein Aufenthalt, die Hölle, für die Stolzen der Erde!

[Rand: Feraid. S. 243.] Über den Ort, wo sich die Hölle befindet, sind die Meinungen geteilt, indem Einige dieselbe unter die sieben Meere, Andere unter die sieben Erden verlegen. Das Höllenfeuer ist siebzigmal stärker, als das gewöhnliche Erdenfeuer, und ohne Licht schwarz wie Ruß. Der großen Folterengel sind an der Zahl neunzehn; der erste derselben, der zugleich Hüter der Pforten der Hölle ist, heißt Malek. Diese neunzehn Höllenfürsten regieren unter Satans Vorsitz die Hölle, und die Legionen der Teufel gehorchen ihnen. Sie belegen die Verdammten mit Kleidern aus brennendem Pech, und mit glühenden Ketten; sie gießen ihnen siedendes Wasser in den Mund, und rösten Herz und Leber auf feurigen Rosten. So oft die Haut abgezogen ist, erneuet sie sich zu frischer Pein.

Die Nahrung der Verdammten sind die Früchte des Höllenbaums, Sakum genannt, der nichts als Teufelsköpfe trägt; ihr Getränk heißt Goslin, und ist nichts als der Kloakenunrath der Bewohner des Paradieses, und das Wundeneiter der Blutzeugen. Eines aus den zahlreichen Tälern der Hölle heißt Wadiol-ikil, das Wehethal. Wenn die Verdammten dort hinuntergeworfen werden, so fallen sie vierzig Jahre, ehe sie auf den Grund kommen. Sie werden in eiserne glühende Särge eingepackt und hinabgeschleudert in den stammenden Abgrund.

Ein anderes Höllenthal heißt Sencherir oder das Eisthal, wohin die Verdammten von Zeit zu Zeit zur Abwechselung der Pein übertragen werden. Aber die Kälte ist eben so brennend als das Feuer, sie frieren zu Eis, und da wird sein Heulen und Zähnklappern. Wieder gibt es Berge in der Hölle, wo oben und unten Folterengel stehen, um die Verdammten mit glühenden Ketten, die ihnen an Hand und Fuß befestiget sind, hinauf und herab zu reißen. Umsonst sagen sie, wie's im Koran heißt: O Malek! bitte für uns den Herrn, dass er uns nur einen einzigen Tag unsere Pein erleichtere; denn das Flehen der Ungläubigen ist umsonst.

Aaraf oder der Unterscheidungsplatz.

Die vornehmsten Ausleger sind über die nähere Bestimmung dieses Platzes uneins. Einige meinen, die Höllenmauer, oder die Scheidewand zwischen Hölle und Himmel werde so genannt; andere sagen, Aaraf sei der Name eines besonderen Berges; die[321] Meisten machen Aaraf zum Aufenthalt einer Zahl von Heiligen, deren Geschäft es sein wird, am Tage des Gerichts die Auserwählten und die Verworfenen zu bezeichnen, und von einander zu unterscheiden12.

Fußnoten

12 Man sieht hieraus, dass der Begriff von Fegefeuer oder Vorhölle, mit dem man dieses Wort zu übersetzen pflegt, wenn nicht völlig irrig, doch nicht allgemein richtig ist.

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