103. Mamun übergab
Mamun übergab eines Tages seinem Polizeidirektor Abbas
einen Gefangenen in strenge Verwahrung. Der Gefangene
erzählte: er sei aus Damaskus gebürtig, nun aber aus Ägypten,
wo er an einem Aufstande Teil genommen hatte, entflohen. Beim
Namen Damaskus brach Abbas in dankbare Lobeserhebung eines
seinigen dortigen Wohltäters aus, der ihm in stürmischen
Zeiten das Leben gerettet und davon geholfen hatte. Es fand
sich, dass der Gefangene sein Wohltäter war. Abbas, ungeachtet
er mit seinem Kopf für den Gefangenen haftete, weilte keinen
Augenblick, die Schuld der Dankbarkeit abzutragen, und ließ
seinen Wohltäter entfliehen.
Am nächsten Morgen ward Abbas in den Palast berufen. Er
ging hin, in ein Leichentuch eingewickelt. Wo ist der
Gefangene? – Herr, das Leichentuch ist meine Antwort. Ich habe
mein Leben verwirkt, weil ich seines gerettet. Ich trage
Schuld, weil ich die der Dankbarkeit abtrug. Der Chalife ließ
sich die Geschichte erzählen, und gerührt von der Großmut der
Gesinnungen, schenkte er beiden das Leben und was dazu gehört,
desselben froh zu werden. Großmut und Dankbarkeit belohnen
sich schon gegenseitig, und werden oft noch von der Welt
belohnet.