144. Ein Bürger von Kufa
Ein Bürger von Kufa zankte sich eines Tages ganz gewaltig
mit seinem Nachbar. Man brachte die streitenden Parteien
auseinander und fragte sie um die Ursache ihres Zankes. – Weil
mich die Leute einen Geizhals schelten, sprach der Eine, so
kaufte ich um einen Pfennig einige Markbeine, sog das Mark aus
und warf die Beine vor die Tür, damit die Leute sähen, dass
ich gegessen, und mich mit ihren Spottreden verschonen
sollten. Da kömmt der saubere Nachbar, und nimmt die Beine vor
meiner Tür weg und legt sie vor die seinige hin, um sich in
guten Leumund zu bringen, und mich in bösem zu erhalten. Nun
sprechet Recht, Herr Richter. – Der Richter war der
kompetenteste von der Welt, denn er wat selbst ein Geizhals,
der es noch weiter gebracht hatte in der Kunst, als die beiden
Parteien. – Du, sagte er, zum Beklagten, hast gefehlt, fremdes
Eigentum dir zuzueignen, und die Beine vor des Nachbarn Türe
wegzunehmen; zur Strafe dafür sollen sie vor deiner liegen
bleiben. Und du, o Blödsinniger, fuhr er fort, indem er sich
zum Kläger wandte, begreifst du denn nicht, dass die Meinung
der Leute: du äßest nichts, bei weitem die vorteilhaftere ist?
So läufst du keine Gefahr, Gäste zu bekommen, die sich bei
deinem Nachbar einfinden können, wenn die Meinung gang und
gäbe wird, dass er Mahlzeit halte. So sei er bestraft für
seinen Diebstahl. |