20. Als der Scheich Takieddin
Als der Scheich Takieddin Ben Hadscha diese Anekdote
vernommen hatte, rief er: da sieh' einmal das Glück an, um
eines Verses willen wird Hamad nach Damaskus geholt, und mit
Gold und Sklavinnen belohnet. Und was ist denn endlich dran an
dem Ganzen? Nichts, als das Bild des Mädchens, das den
Morgenwein in goldener Kanne hielt. Das gefiel dem Chalifen,
der sich gerne von Mädchen den Morgenwein kredenzen lässt. Da
sind meine eigenen Verse doch noch mehr wert.
Jesid, der Sohn Abdolmelek's, dem diese Äußerungen wieder
hinterbracht wurden, verlangte die Verse zu hören, es waren
die folgenden:
In finstrer Nacht erscheint Sie mir als Mond,
Der ober den Pejaden strahlend thront.
Sie schlummert leise, bald wird sie erwachen,
Dann wird das Morgenrot im Osten lachen.
Es blinken minder dann die Sternelein,
Denn in der Kanne blinkt der goldne Wein.
Dies sind des Morgens unfehlbare Zeichen,
Der mich gelehret hat den Morgentrunk zu reichen.
Im Weine nur liegt Wohlberedenheit,
Wodurch die Sprache ihrem Lob sich weiht.
Den onyxfarben Mund seh' ich im Glase,
Die Zähne blinken wie des Weines Blase.
Der Wein verblühet wie ein Rosenblatt,
Auch ich hab' ausgeschäumt und bin schachmatt.
Der Chalife war mit den Versen sehr zufrieden, und belohnte
den Dichter nicht weniger großmütig als den ersten.