23. Suleiman, der Sohn Abdolmeleks
Suleiman, der Sohn Abdolmeleks, war ein gerechter und
tugendhafter Fürst. Eines Tages kam ein Mann in den
Audienzsaal mit den Worten: Der Gebetausruf! o Fürst, der
Gebetausruf! o Fürst der Rechtgläubigen! – Nun was ist's denn
mit dem Gebetausruf? – Hörst du nicht die Stimme des Muesin's,
der in diesem Augenblicke die Runde macht, und mit heller,
wohlklingender Stimme von den Minare's herabruft: Gottes Fluch
über die Unterdrücker1.
Nun über was hast du dich denn zu beklagen? – Man hat mir
meine Sklavin entführt. – Der[48] Chalife stieg vom Throne,
kniete auf den zum Gebete ausgespreiteten Teppich nieder,
kehrte einen Zipfel desselben um, legte seine Wange darauf und
tat einen großen Schwur, dass er seine Stellung nicht ändern
und sein Gebet nicht verrichten würde, ehe der Befehl, um
diese Ungerechtigkeit gut zu machen, ausgefertiget wäre.
Wirklich blieb er in dieser Stellung, und begann nicht sein
Gebet, bis nicht der nötige Befehl geschrieben, unterzeichnet,
versiegelt und abgefertigt war.
Fußnote 1: Diese Formel findet sich heut' nicht mehr in dem
Gebetsausruf der Muesins, scheint aber dazumal der gewöhnliche
Schluss der Einladung zum Gebete gewesen zu sein.