33. Mansur
Mansur, der Chalife, leitete eines Tages das [Rand: Alaim.]
Gespräch auf den Umsturz, der vor seiner Familie regierenden
Dynastie der Beni Ommia. Ismail, der Sohn Ali Al-Hadi's,
sprach: Du hältst, o Fürst der Rechtgläubigen, einen der
vorzüglichsten Abkömmlinge der Familie Ommia, den Sohn
Merkwan's Abdollah, im Kerker. Lass ihn kommen, dass er dir
erzähle, was ihm mit dem König von Nubien begegnet. Ich habe
öfters davon reden gehört, aber er selbst wird uns am besten
sagen können, was Wahres daran sei. Der Gefangene ward
herbeigeführt. Er grüßte den Chalifen, der Chalife gab ihm den
Gruß zurück, und fragte ihn, wie er vom nubischen Könige
aufgenommen worden.
Ich war, wie du weißt, o Fürst der Rechtgläubigen, beim
Sturze meiner Familie, der rechtmäßige Thronerbe. Als solcher
suchte ich Zuflucht beim nubischen Könige. Mein Gefolge
bestand aus zehn Sklaven, deren jedem ich tausend Dukaten, und
fünf mit Kostbarkeiten beladene Kamele anvertrauet hatte. Der
König schickte mir einen Abgesandten entgegen, mich zu fragen:
ob ich käme Krieg zu führen, oder die Religion zu ändern, oder
Schutz zu suchen. Ich antwortete: das Letzte. Am folgenden
Tage erschien ich bei Hofe, und der Empfang war äußerst
glänzend. Der König fragte mich durch den Dolmetscher: Wie
konnte die Herrschaft genommen werden von eurer Familie, die
so nahe verwandt ist mit der des Propheten? – Nähere Verwandte
haben uns entthronet. – Habt ihr nicht Wein getrunken, der
euch verboten war? – Wir nicht, aber die Sklaven und die
fremden Söldlinge tranken Wein ohne unsere Zustimmung. –
Rittet ihr nicht auf goldnen und silbernen Schabracken, was
dem Gesetze zuwider? – Nicht wir, aber die Sklaven und die
fremden Söldlinge bedienten sich derselben ohne unsre
Einwilligung. – Habt ihr nicht die Saaten eurer Untertanen
zerstampft durch die Wildjagd, habt ihr nicht mit
Robothdiensten dieselben in den Staub gebeuget? –Nicht wir,
wohl aber unsere Sklaven und fremden Söldlinge.
Sie hätten sich dessen nicht unterstanden, wenn ihr sie
nicht dazu bevollmächtiget hättet. Deswegen hat der Herr euch
das Kleid der Herrschaft ausgezogen, und euch zum Spielwerk
gemacht eurer Feinde. Begebt euch weit hinweg von meinen
Grenzen, denn ich müsste fürchten, in's Zorngericht des Herrn
zu fallen, das über euch ergangen. – Ich kehrte also nach
Ägypten zurück, wo mich dein Statthalter, Fürst der
Rechtgläubigen, gefangen nahm.
Der Chalife, gerührt durch diese Erzählung, schenkte dem
unglücklichen Prinzen die Freiheit für den Rest seiner Tage.