51. Harun Raschid las
Harun Raschid las eines Tags im Koran. Bei dem Verse: Bin
ich nicht Ägyptens Herr? der dem Pharao in den Mund gelegt
ist, ward er nachsinnend, und machte Betrachtungen, wie der
Stolz Pharao's, der auf seine Macht trotzte, so sehr
gedemütigt worden, dass es heut in des Chalifen Macht stehe,
die Herrschaft von Ägypten dem letzten Sklaven zu verleihen.
Er rief den Vogt von Bagdad, und befahl ihm, die ganze Stadt
zu durchziehen, und ihm den ärmsten, elendsten Menschen, den
er auftreiben könnte, vorzuführen. – Der Vogt durchstreifte
die Gassen von Bagdad, und fand endlich auf einem Misthaufen
einen halbnackten Mann, der sich mit Hunden um seine Nahrung
schlug. Er nahm ihn mit sich, und brachte ihn vor den Chalifen,
der ihn um seinen Namen fragte. Er nannte sich Tulun. Harun
machte ihn auf der Stelle zum Statthalter von Ägypten. Der
ganze Hof erstaunte. Das hab ich getan, sagte Harun, dem
Dränger Pharao zum Trotz, dass alle Welt sehe, wie nichtig vor
den Augen des Herrn alle Macht und Herrschaft sei; auf
Ägyptens Thron soll heut der letzte meiner Sklaven sitzen.
Tulun verwaltete die ihm anvertraute Provinz mit vielem
Glanze. Sein Aufwand war königlich, und konnte dem der
Pharaonen verglichen werden. Auch forderte Harun, so lang er
lebte, keine Rechnung von ihm. |