53. Abunuwas
Abunuwas, der Dichter, gegen den sich Harun Raschid im
Vertrauen über die Enthaltsamkeit beklagte, zu der er von
Zobeide während der Woche des Neumondes verdammt sei, meinte,
man müsse sich in solchen Fällen an mehr als eine Seite
halten. Der Chalife erzählte lachend den Einfall des Dichters
seiner Gemahlin wieder. Diese ward darüber so aufgebracht,
dass sie auf der Stelle die Verbannung des Dichters vom Hofe
verlangte. Harun liebte seine Gemahlin zu zärtlich, als daß er
ihr dieses Begehren hätte abschlagen dürfen. Der arme Abunuwas
musste seinen Bündel schnüren. Zur letzten Gnade bat er sich
nur noch vom Chalifen aus, dass er zum Lebewohl noch einigemal
den Burghof umkreisen dürfe, was ihm ohne Schwierigkeit
gestattet ward. Abunuwas belud seinen Esel mit zwei Säcken,
deren einer leer, der andere mit Steinen gefüllt war. Der Sack
mit Steinen drückte beständig von einer Seite, und der Esel
fiel mehr als einmal nieder. Abunuwas, der ihm wieder aufhalf,
ihn wieder belud, und antrieb, machte solchen Lärm, dass alle
Frauen des Harems, und Zobeide selbst, an die Fenster liefen.
– Aber, warum fängst du es gar so ungeschickt an, rief sie dem
Dichter zu; warum denn Alles auf eine Seite, und nicht
geteilt? Das ist's ja eben, antwortete Abunuwas, was ich dem
Chalifen riet, und warum ich ins Elend wandern muss. Zobeide
lachte, verzieh, und beschenkte den Dichter. |