Der schwarze Stein
Manche Muslime glauben nach einer
Legende, dass der Stein einst weiß war und durch de Sünden der
Menschen Schwarz wurde, was allerdings auf keiner gesicherten
islamischen Quelle beruht. Rückert hat jene Legende in seinem
Gedicht mit aufgenommen.
Die Pilger versuchen den Stein zu küssen,
gelingt das nicht, kann er ihn gemäß einer Überlieferung
alternativ nur mit der Hand berühren, und gelingt das nicht
kann er alternativ auf ihn zeigen. Das Küssen bzw. die
alternative Handlung symbolisiert das Küssen der "Hand" Gottes
als Erinnerung an den eigenen Eid gegenüber Ihm, uns Ihm zu
ergeben, als er uns das Vertrauenspfand anbot. Imam Sadiq (a.)
sagt dazu: "Als ALLAH den Menschen ein Versprechen abgenommen
hat, befahl er dem Schwarzen Stein, die Verspechen mit auf die
Erde zu nehmen, und wenn wir dann in seiner Nähe sage: 'Ich
habe mein Vertrauenspfand erfüllt und meinen Bund errichtet’.“
Der Schwarze Zeit ist inzwischen in
mehrere Stücke zerbrochen und wieder zusammen gelegt, heute
durch ein Silberband zusammengehalten. Die Beschädigung rührt
aus dem Diebstahl 931 n.Chr. durch die Sekte der Qarmaten (bei
Rückert Karmaten), die den Stein nach Bahrain verschleppt
hatten. Erst 951 n.Chr., also 20 Jahre später, kehrte der
Stein auf Vermittlung der Fatimiden nach Mekka zurück,
allerdings beschädigt. Genau in jener Zeit (941) begann die
große Verborgenheit des Imam Mahdi (a.). Auf diese 20 Jahre
Abwesenheit des Steins geht Rückert in seinem Gedicht ein.
Der schwarze Stein der Kaaba,
Der weiß vom Himmel kam,
Und durch der Menschen Sünden
Die schwarze Farb’ annahm.
Annahmen wird das Ende
Der Welt zu jener Frist,
Wo unterm Kuss der Frommen
Er weiß geworden ist.
Einmal in seinem Leben
Muss küssen diesen Stein,
Wer irgend sich will rühmen
Ein Muselmann zu sein.
Die Wallfahrt zu der Kaaba
Ist jedes Moslims Pflicht;
Und wer den Stein nicht küsset,
Der macht die Wallfahrt nicht.
Einmal war unterbrochen
Die Wallfahrt zwanzig Jahr,
der Stein hinweg genommen,
Als Gott erzürnet war.
Das waren die Karmaten,
Die, als im höchsten Schwung
War ihre Macht, es taten
Auf Gottes Zulassung.
Die erst mit frechen Händen
Ihn weggenommen dort,
Und nachher ihn freiwillig
Zurückgebracht zum Ort.
Sie sagten, dass sie beides
Auf Antrieb höh’rer Macht
Ihn erst hinweg genommen
Und nun zurück gebracht.
Sie sagten, dass mit vierzig
Kamelen sie ihn fast
Hinweg nicht konnten bringen,
So schwer wog seine Last.
Mit Leichtigkeit dagegen
Trug auf der Wiederfahrt
Ihn ein Kamel, ein magres,
Das fett davon noch ward.