Rückert

Rückerts Gedichte über den Islam

mit ausführlichen Erläuterungen von

Yavuz Özoguz

Inhaltsverzeichnis

Trost der Krankheit

Gemäß einer Überlieferung des Prophet Muhammad (s.) gibt es keine Krankheit, für die es nicht auch ein Heilung geben könnte, wenn die Menschen danach suchen würden. Jene Vorstellung hat zu einem Aufschwung des Arztberufes im Islam geführt. Allerdings werden körperliche Krankheiten - insbesondere die Übergangsweisen - wie z.B. Infektionskrankheiten, als Segen für die Gläubigen [mumin] eingestuft. Denn der Gläubige soll die körperliche Krankheit als eine der Prüfungen verstehen, an der er wachsen und sich weiterentwickeln kann (vgl. Heiliger Qur´an 2:177). Und das Leid der Krankheit vermindert seine Sünden. Genau das hat Rückert zum Ausdruck gebracht.

Gesundheit tröstet leicht sich selber,

Die Krankheit braucht den Tröster;

Mit diesem Spruch hat der Prophet

Getröstet einen Kranken:

 

Wenn Gott in seinem Rat beschließet,

Dass krank ein Frommer werde,

heißt er zu ihm vier Engel gehen,

Dass jeder ihm was nehme.

 

Den ersten Engel heißt er nehmen

Die Kraft aus seinen Gliedern.

Der Engel geht und nimmt die Kraft,

Und schwach fühlt sich der Kranke.

 

Den andern Engel heißt er nehmen

Den Schmack[1] von seiner Zunge.

Der Engel geht und nimmt den Schmack,

Ihm schmeckt nicht Trank noch Speise.

 

Den dritten Engel heißt er nehmen

Das Rot von dem Gesichte.

Der Engel geht und nimmt das Rot,

Und todbleich wird der Kranke,

 

Den vierten Engel heißt er nehmen

Die fünd’ge Luft vom Herzen.

Der Engel geht und nimmt die Luft,

Rein wird das Herz des Kranken.

 

Ist nun in Gottes Rat beschlossen,

Dass wieder er geneset,

So spricht Gott zu den Engeln; Geh,

gebt ihm das Seine wieder.

 

Gib ihm die Kraft, spricht er zum ersten,

Damit er stark sich fühle;

Zum andern: Gib ihm den Geschmack,

Dass Speis’ und Trank ihm munde.

 

Gib ihm das Rot, spricht er zum dritten,

Dass seine Wange blühe;

Doch zu dem vierten spricht er nicht:

Gib ihm die Sünde wieder.

 

Da spricht zu Gott derselbe Engel:

Die andern alle gaben

Ihm das Empfangene zurück,

Warum nicht ich das meine?

 

Gott aber spricht: Wozu erkranken

Hätt’ ich den Frommen lassen,

Wollt’ ich ihm wieder geben, was

Er gerne hat verloren?

 

„Was aber soll ich mit ihr machen?

Ich kann sie nicht behalten.“

Wirf sie ins Meer, ein Krokodil

Soll aus der Sünde werden.

 

Will mit Gewalt nun der Gesunde

Die Sünde wieder haben,

So mag er sie sich holen aus

Des Krokodiles Rachen.

[1] Gemeint ist der „Geschmack“

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