Ghazalis Werk
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Über Intention, reine Absicht und Wahrhaftigkeit

كتاب النية والإخلاص والصدق

Das 37. Buch von Ghazalis Hauptwerk

Übersetzt von Hans Bauer, Halle 1916

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Die reine Absicht, ihre Bedeutung, ihr Wesen, und ihre Grade

Aussprüche von Geistesmännern über die reine Absicht

Abu Yaqub al-Susi sagt: „Die reine Absicht besteht darin, die reine Absicht nicht zu sehen. Wenn nämlich jemand, der die reine Absicht besitzt, diese betrachtet, so braucht die reine Absicht wieder eine Reinigung.“

Er will damit andeuten, dass das Werk frei sein muss von Selbstgefälligkeit beim Handeln. Sich auf die reine Absicht hinwenden und sie betrachten ist aber Selbstgefälligkeit, und das ist ein Makel. Rein bedeutet jedoch das Freisein von jeglichem Makel; damit wäre aber wenigstens ein Makel gegeben.

Sahl al-Tustari sagt: „Die reine Absicht besteht darin, dass des Menschen Tun und Lassen auf Allah ta’ala speziell gerichtet ist.“

Dieser Satz umfasst tatsächlich alles, worauf es ankommt. In demselben Sinne sagt Ibrahim bin Adham: „Ihlas ist die Wahrhaftigkeit (sidk) der Absicht Allah gegenüber.“

Als Sahl gefragt wurde: „Was ist das Schwerste für die Natur (nafs)?“, antwortete er: „Die reine Absicht, denn daran hat sie keinen Anteil.“

Abu Muhammed Ruwaim sagt: „Die reine Absicht bei einem Werk besteht darin, dass man keine Vergeltung dafür begehrt weder in diesem noch im anderen Leben.“

Darin liegt ausgedrückt, dass die sinnlichen Genüsse ein Makel bedeuten hier wie dort. Wer also Allah dient, um im Paradiese seine sinnlichen Begierden befriedigt zu sehen, der ist mit einem Fehler behaftet. Das Richtige ist vielmehr, dass man durch das Werk das Antlitz Allahs allein sucht. Damit ist der Ihlas der Siddiqun gemeint oder das absolute Ihlas. Wer aber aus Hoffnung auf den Himmel oder aus Furcht vor der Hölle handelt, der ist muhlis in Bezug auf die Genüsse dieser Welt, im übrigen aber sucht er doch Gaumen- und Geschlechtslust. Das eigentlich Erstrebenswerte für die "Verständigen" ist jedoch das Antlitz Allahs allein. Nun könnte aber jemand einwenden, der Mensch betätige sich nur, um ein hazz (Glück, Genuss) zu erlangen, und die Freiheit von den huzuz, sei eine göttliche Eigenschaft, und wer das von sich behaupte, sei ein Ungläubiger; so habe der Kadi Abu Bakr al-Baqillani denjenigen als einen Ungläubigen hingestellt, der die Freiheit von den huzuz von sich behaupte, und erklärt, das sei eine göttliche Eigenschaft.

[Darauf ist zu erwidern]: Das Gesagte ist richtig, aber sie meinen damit nur die Freiheit von dem, was die Menschen huzuz" nennen, nämlich die Genüsse, die im Paradiese geschildert werden. Das hazz jener besteht aber lediglich im Genuss der Erkenntnis und der Anschauung Allahs und der Vertraulichkeit mit ihm. Das betrachten aber die Menschen nicht als Genuss, sondern sie wundern sich vielmehr darüber. Wenn hingegen jenen statt der Wonne, die sie im Dienste Allahs, im Umgang mit ihm und in der fortwährenden Anschauung seiner Majestät, insgeheim und offen, genießen, alle Wonnen des Paradieses angeboten würden, so würden sie diese verschmähen und unbeachtet lassen. Ihre Betätigung geht also tatsächlich auf einen Genuss und auch ihr Gottesdienst geht auf einen Genuss, aber ihr Genuss ist der, den sie verehren, allein und nichts anderes.

Abu Uthman Sa`id bin Ismail sagt: „Die reine Absicht besteht darin, dass man vergisst, die Geschöpfe zu sehen, durch das fortwährende Hinsehen auf den Schöpfer.“

Damit ist aber nur auf den Makel der Augendienerei hingewiesen. In demselben Sinne sagt ein anderer: „Die reine Absicht bei einem Werk besteht darin, dass nicht ein Teufel darauf sieht, es zu verderben, und auch kein Engel, um es aufzuschreiben“;

damit ist lediglich auf das Verbergen hingewiesen. Man hat auch gesagt: „Ihlas ist, was verborgen ist, vor den Geschöpfen (hala'iq) und rein von dem, woran der Mensch hängt (ala'iq).“

Diese Definition ist umfassender. Harit al-Muhasibi sagt: „Der Ihlas besteht in der Entfernung der Geschöpfe aus dem Verhältnis zum Herrn.“

Das ist gleichfalls nur ein Hinweis auf die Ausschließung der Augendienerei. Ebenso der Ausspruch des Ibrahim bin Ahmed al-Hawwas: „Wer aus dem Becher der Herrschsucht (riyasa) trinkt, der tritt heraus aus dem Ihlas der Untertänigkeit (ubudiya).“

Als die Jünger Jesu (as) ihn fragten: „Wer ist rein in seinen Werken?“, antwortete er: „Wer das Werk für Allah verrichtet, ohne zu wünschen, dass ein Mensch ihn dafür lobt.“

Auch dieser Ausspruch richtet sich gegen die Augendienerei, und zwar ist sie deshalb namhaft gemacht, weil sie von allen Dingen, welche die reine Absicht trüben, das ärgste ist.

Al-Gunaid sagt: „Ihlas ist die Reinigung der Handlung von den Trübungen (kudurat).“

AI-Fudail sagt: „Ein Werk der Menschen wegen zu unterlassen ist Augendienerei, es der Menschen wegen zu verrichten ist Beigesellung; der Ihlas besteht darin, dass Allah dich vor beiden bewahrt.“

Es heißt auch: „Ihlas bedeutet das ständige Achthaben (muraqaba) auf sich und das Vergessen aller Annehmlichkeiten (huzuz)“; das ist die vollkommene Erklärung.

Es gibt darüber noch viele andere Aussprüche, aber es hat keinen Zweck, viele Autoritäten anzuführen, wenn das Wesen der Sache klar ist. Die bündigste Erklärung ist die Erklärung des Herrn der ersten und letzten, des Gesandten, der über den Ihlas befragt, antwortete[1]: „Dass du sagst: 'Mein Herr, Allah!' dann bei dem bleibst, was dir aufgetragen ist“, (Ibn Maga)

d.h. dass du nicht deinen sinnlichen Neigungen dienst, sondern deinem Herrn, und in deinem Dienste fort fährst, wie es dir aufgetragen ist. Das heißt soviel wie alles, was nicht Allah ist, aus dem Blickbereich (magra 'l-nazar) zu entfernen, und das ist in Wahrheit das Ihlas.

Fußnoten

[1] Berichtet von Sufijan bin Abdullah

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