Von der Intention
Inwiefern die
verschiedenen Handlungen von der Absicht abhängen
b) Die guten
Handlungen
Sie hängen ab von
der Intention sowohl hinsichtlich ihrer Gültigkeit an sich als
auch hinsichtlich der Vervielfältigung ihres Wertes.
Was den ersten
Punkt betrifft, so kommt es darauf an, dass man durch die
Handlung einzig und allein die Verehrung Allahs ta’ala
bezweckt; wenn man dabei Augendienerei (riya)
beabsichtigt, so werden sie zur Sünde. Und was die
Vervielfältigung ihres Wertes betrifft, so wird sie erreicht
durch die Vielheit von guten Meinungen. Man kann nämlich bei
derselben guten Handlung ein mehrfaches Gutes beabsichtigen,
so dass ihr für jede Intention eine Belohnung zusteht; denn
jede einzelne von ihnen ist gut, und jede wird dann zehnmal
vervielfältigt, wie die Überlieferung lautet. So verhält es
sich z.B.:
mit dem Aufenthalt in der Moschee; denn das ist eine gute
Handlung, man kann aber dabei verschiedene gute Absichten
haben, so dass sie zu einer Tugendhandlung der Muttaqun
wird und man die Grade der Muqarrabun damit erreicht.
Die erste Intention besteht darin, den Glauben zu erwecken,
dass sie das Haus Allahs ist und dass der hier Eintretende
Gott seinen Besuch macht. Man soll also beabsichtigen, seinen
Herrn zu besuchen im Hinblick auf die Verheißung des
hochgebenedeiten Gesandten: „Wer in der Moschee weilt,
der ist bei Allah zu Besuch; dem Besuchten kommt es aber zu,
den Besuchenden zu ehren.“ (Ibn Hibban, Bayhaqi)
Zweitens soll man
von einem Gebetsoffizium auf das andere warten, dann gilt die
ganze Wartezeit als Gebet. Das ist gemeint mit dem Gotteswort:
وَرَابِطُواْ
„Und harret
aus (warabitu).“
(Sure 3 Aya 200)
Drittens soll man
darauf achten, Auge und Ohr im Zaume zu halten und seine
Glieder nicht viel hin und her zu bewegen, denn i’tikaf
ist kaff d.h. saum („sich enthalten“) und das
ist eine Art tarahhub (Enthaltsamkeit, Askese,
Mönchtum). Deshalb sagt der hochgebenedeite Gottesgesandte:
„Die rahbanija meiner Gemeinde ist das Weilen in den
Moscheen.“
Viertens soll man
seinen ganzen Sinn auf Allah richten und sich konzentrieren
auf den Gedanken an das Jenseits und alles von sich weisen,
was einen bei seiner „Zurückgezogenheit“ in der Moschee stören
und ablenken könnte.
Fünftens soll man
dem dikr Allahs, dem Erhabenen, sich ganz hingeben oder
ihn anhören und einen solchen anregen, gemäß dem, wie es in
der Überlieferung heißt: „Wenn einer morgens in die
Moschee geht, um den Dikr zu verrichten oder einen Dikr
anzuregen, so ist das soviel, als ob er für die heilige Sache
kämpfte.“ (Tabarani, Ibn Tuq)
Sechstens soll
man bestrebt sein, andere zu belehren, indem man sie auf das
Gebotene hinweist und sie vom Verbotenen abhält. Denn in der
Moschee gibt es immer den oder jenen, der das Offizium nicht
ordentlich verrichtet oder etwas treibt, was er nicht darf.
Wenn man einen solchen auf seine Pflicht hinweist und zum
rechten Gottesdienst anleitet, so hat man Anteil an dem Guten,
das der Betreffende von einem lernt, und man vervielfältigt
dadurch seine eigenen guten Werke.
Siebentens soll
man seinen Bruder über Allah belehren, denn das ist eine
„Beute“ und ein Schatz fürs Jenseits. Die Moschee ist nämlich
der „Nistort“ der religiösen Leute, die Allah lieben.
Achtens soll man
alles Sündhafte meiden aus Scheu vor Allah ta’ala und
aus Furcht, im Hause Allahs etwas zu treiben, was die
Heiligkeit des Ortes verletzen würde. So sagt al-Hassan bin
Ali, Allah habe ihn selig: „Wenn einer oft und gern zur
Moschee geht, dem spendet Allah eines der sieben folgenden
Dinge:
1. einen Bruder
von Allah, den er belehrt
2. eine Gnade,
die ihm herabgesandt wird
3. eine feine
Erkenntnis
4. ein Wort, das
ihm zum rechten leitet
5. ein Wort das
ihm vom Bösen abhält
6. das er die
Sünde meidet, sei es aus Scheu
7. oder aus
Furcht.“
Auf diese Weise
also lassen sich die Intentionen vervielfältigen. Man mache
die Anwendung auf die übrigen guten und erlaubten Handlungen.
Es gibt keine gute Handlung, die nicht mehrere gute
Intentionen verträgt, aber sie werden dem Herzen des Gläubigen
nur gegenwärtig in dem Maße, wie er in Streben nach dem Guten
sich anstrengt, sich dafür bemüht und darüber nachdenkt. So
also werden die Handlungen geläutert und die guten Werke
vervielfältigt.