Von der Intention
Die
Vortrefflichkeit der Intention, ihr Wesen, dass die Intention
besser ist als das Werk, inwiefern die verschiedenen
Handlungen von der Intention abhängen, dass man die Intention
nicht willkürlich erwecken kann.
Die
Vortrefflichkeit der Intention (Absicht)
1. Schriftstellen
und Traditionen vom Propheten
Allah der
Allerhöchste sagt:
وَلاَ تَطْرُدِ الَّذِينَ يَدْعُونَ رَبَّهُم بِالْغَدَاةِ
وَالْعَشِيِّ يُرِيدُونَ
„Und stoß jene
nicht zurück, die ihren Herrn anrufen, früh und spät, nach
seinem Antlitz ver-langend (juriduna)“.
(Sure 6 Aya 52)
Mit juriduna
ist hier die Intention gemeint.
Und der Prophet
(s)
sagt:„Die Handlungen richten sich allein nach den
Intentionen, und jedem Mann kommt das zu, was er beabsichtigt;
wer seine Hidschra zu Allah und seinen Gesandten macht, der
macht sie zu Allah und seinen Gesandten, und wer sie zur Welt
macht, um sie zu erlan-gen, oder zu einer Frau, um sie zu
heiraten, der macht sie zu diesen“.
Ferner sagt der
Prophet (s): „Von den Märtyrern
meines Volkes sind die meisten in ihren Betten ge-storben, und
Allah weiß, was mancher von denen, die zwischen den
Schlachtreihen gefallen sind, für eine Absicht gehabt hat.“
(Ahmad)
Allah ta’ala
sagt ferner:
إِن يُرِيدَا إِصْلاَحًا يُوَفِّقِ اللّهُ بَيْنَهُمَا
Wenn beide sich
aussöhnen wollen (jurida), so wird Allah Frieden
stiften zwischen ihnen.“
(Sure 4 Aya 35)
Er macht demnach
die Intention zur Ursache des Gelingens.
Ferner sagt der
Prophet (s):
„Allah sieht nicht auf eure Gestalt und euer Vermögen,
er sieht nur auf eure Herzen und eure Werke.“ (Muslim)
Und zwar sieht er
deswegen auf die Herzen, weil sie der Sitz der Intention sind.
Der Prophet (s)
sagt ferner: „Wenn der Mensch gute Werke vollbracht hat,
so bringen sie die Engel auf versiegelten Blättern in den
Himmel hinauf vor Allah ta’ala.“ Da sagt Allah:
„Werft dieses Blatt weg, denn er hat mit dem, was darauf
steht, nicht mein Antlitz gesucht.“ Dann ruft Er den
Engeln zu: „Schreibt für ihn das und das an, schreibt
für ihn das und das an!“ „Aber, o Herr“, wenden sie
ein, „er hat ja von dem gar nichts getan.“ „Aber er hat
es gewollt“, erwiderte Er. (Daraqutni „hasan“)
Ein weiterer
Ausspruch des Prophet (s) lautet: „Es gibt vier Klassen
von Menschen. Der Eine empfängt von Allah Wissen und Vermögen
und er schaltet seinem Wissen entsprechend mit seinem
Vergnügen. Da sagt ein anderer: Würde mir Allah dasselbe
verleihen wie ihm, so würde ich es da-mit ebenso halten wie
er. Bei beiden ist der Lohn gleich. Ein anderer empfängt von
Allah Vermögen, aber nicht die richtige Einsicht, so dass er
in seinem Unverstand sein Vermögen missbraucht. Da sagt ein
anderer: Würde mir Allah dasselbe verleihen wie ihm, so würde
ich es ebenso verwenden wie er. Bei beiden ist das Vergehen
das gleiche.“ (Ibn Maga)
Er macht ihn also
wegen seiner Absicht zum Teilhaber an den guten bzw.
schlechten Handlungen der anderen. So auch in der
Überlieferung des Anas bin Malik: Als der Gesandte gegen Tabuk
zu Felde zog, sagte er: „Es gibt in der Stadt (Medina)
Leute, die bei jedem Tal, das wir überschreiten, bei jedem
Pfad, den wir zu Ärger der Ungläubigen betreten, bei jeder
Ausgabe, die wir machen, und bei jedem Hunger, den wir
erleiden, auch beteiligt sind, obgleich sie in der Stadt sich
befinden.“ „Wie-so das, Allahs Gesandter?“, erwiderte
man ihm, „sie sind doch nicht mit uns.“ „Sie sind nur
abge-halten“, antwortete er, „ aber durch die
Absicht sind sie mit uns vereint.“ (Malik „sahih“,
Buhari, Abu Dawud)
Ein Überlieferung
des Ibn Masud lautet: „Wer eine Hidschra mitmacht, um
etwas dabei zu erlangen, der soll es haben. Ein Mann machte
die Hidschra und heiratete dann eine Frau von uns. Er hieß
darum‚der Muhagir der Umm Kais.“ (Tabarani)
In der
Überlieferung wird berichtet, dass ein Mann im Kampf für die
heilige Sache fiel und qatil al-himar („der um des Esels
Willen Getötete“) genannt wurde. Er hatte nämlich einen Feind
töten wollen, um seine Rüstung und seinen Esel sich
anzueignen, und war dabei ums Leben gekommen. So wurde er mit
dem benannt, was er beabsichtigte.
( Abu Ishaq
„mursal“)
Nach einer
Überlieferung Ibada bin al-Samit sagte der Gesandte (s): „Wer
nur in der Absicht auf Beute in den Kampf zieht, der bekommt,
was er beabsichtigt.“ (An-Nasa’i)
Ferner berichtet
er, dass sein Vater (ibn Ka’b) erzählte: „Ich fordere
von einem Mann, der mit mir im Felde stand, einen
Liebesdienst.“ „Nur wenn du mir etwas dafür gibst“,
erwiderte er. Da gab ich ihm etwas. Als ich dem
hochgehbeneideten Propheten die Sache berichtete, sagte er:
„Er soll weder in dieser noch in jener Welt etwas anderes
erhalten als was du ihm gegeben hast.“
(Tabarani, Abu
Dawud)
In der
israelitischen Geschichte wird erzählt, dass ein Mann zur Zeit
der Dürre durch eine sandige Ge-gend ging. Da sagte er bei
sich: „Wenn dieser Sand Speise wäre, so würde ich ihn unter
den Leuten verteilen.“ Darauf offenbarte Allah ta’ala
ihren Propheten: „Sag ihm, das Allah ta’ala dein Almosen
angenommen und deine gute Absicht dadurch anerkannt hat, dass
er dir dieselbe Belohnung erteilt, wie wenn jener Sand Speise
gewesen und von dir als Almosen gespendet worden wäre.“
Verschiedene
Überlieferungen gehen dahin, dass dem, der eine gute Handlung
verrichten will, sie aber nicht verrichtet, die gute Handlung
doch zugute geschrieben wird.
In einer
Überlieferung des Abdullah bin ’Amr heißt es: „Wessen
Sinn auf die Welt gerichtet ist, dem stallt Allah ta’ala seine
Armut vor Augen, und er trennt sich von ihr mit dem ärgsten
Verlangen nach ihr; wessen Sinn aber auf das Jenseits
gerichtet ist, dem legt Allah seinen Reichtum ins Herz und
hält ihm sein Vermögen zusammen, und er trennt sich davon mit
vollkommener Gleichgültigkeit.“ (Ibn Maga)
In einer
Überlieferung von Umm Salama heißt es: „Der
hochgehbeneidete Prophet erzählte von einem Heer, das in der
Wüste von der Erde verschlungen wurde.“ Da warf ich
ein: „Aber Allahs Gesandter, es sind Widerwillige und
Söldner darunter.“ Er antwortete: „Sie werden
mit ihren Absich-ten auferweckt werden.“ (Muslim, Abu
Dawud)
Der selige Umar
berichtet: Ich habe den Gesandten (s)
sagen
hören: „Die Kämpfer gelten als solche nur gemäß ihren
Absichten.“
(Ibn Maga)
Ferner sagte der
Gesandte (s):
„Wenn die Schlachtreihen aufeinander treffen, so steigen
die Engel hernieder, um die Leute nach ihren Klassen
aufzuschreiben: Der und der kämpft für die Welt, der und der
aus Kampflust (hammiya), der und der aus Fanatismus (asabiyya),
sagt also nicht der und der ist für die heilige Sache
gefallen. Nur wer darum kämpft, dass Allahs Wort erhöht wurde,
der kämpft für die heilige Sache.“ (Bin Mubarak)
Nach einer
Überlieferung des Gabar bin Abdallah al-Ansari sagte der
Prophet (s): „Jeder Mensch wird auferweckt werden
entsprechend der Gesinnung, in der er gestorben ist.“
(Muslim)
Nach einer
Überlieferung des al-Ahnaf bin Kais al-Tamimi von Abu Bakra
sagte der Prophet (s): „Wenn zwei Muslime mit dem
Schwert aufeinander losgehen, so kommen beide in die Hölle,
der Tötende und der Getötete.“ Als man einwarf:
„Das gilt für den Tötenden Allahs Gesandter, aber wieso auch
für den Getöteten?“, erwiderte er, „Weil er die
Absicht hatten den anderen zu töten.“
In einer
Überlieferung des Abu Huraira heißt es: „Wer einer Frau
bei seiner Heirat eine Mitgift zusagt, aber nicht die Absicht
hat, diese auszuzahlen, begeht Unzucht, und wer Schulden macht
ohne die Absicht, sie wieder zu begleichen, der ist ein Dieb.“
(Ahmad, Ibn
Maga)
Ein weiterer
Ausspruch des Gesandten Allahs lautet:
„Wer sich parfümiert für Allah, der wird am jüngsten Tag
lieblicher als Moschus duften, wer sich aber parfümiert für
etwas außer Allah, der wird am jüngsten Tagübler riechen als
ein Aas.“ (Abu Walid)