Ghazalis Werk
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Über Intention, reine Absicht und Wahrhaftigkeit

كتاب النية والإخلاص والصدق

Das 37. Buch von Ghazalis Hauptwerk

Übersetzt von Hans Bauer, Halle 1916

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Von der Intention

Die Vortrefflichkeit der Intention, ihr Wesen, dass die Intention besser ist als das Werk, inwiefern die verschiedenen Handlungen von der Intention abhängen, dass man die Intention nicht willkürlich erwecken kann.

Die Vortrefflichkeit der Intention (Absicht)

1. Schriftstellen und Traditionen vom Propheten

Allah der Allerhöchste sagt:

وَلاَ تَطْرُدِ الَّذِينَ يَدْعُونَ رَبَّهُم بِالْغَدَاةِ وَالْعَشِيِّ يُرِيدُونَ

„Und stoß jene nicht zurück, die ihren Herrn anrufen, früh und spät, nach seinem Antlitz ver-langend (juriduna)“. (Sure 6 Aya 52)

Mit juriduna ist hier die Intention gemeint.

Und der Prophet (s)[1] sagt:„Die Handlungen richten sich allein nach den Intentionen, und jedem Mann kommt das zu, was er beabsichtigt; wer seine Hidschra zu Allah und seinen Gesandten macht, der macht sie zu Allah und seinen Gesandten, und wer sie zur Welt macht, um sie zu erlan-gen, oder zu einer Frau, um sie zu heiraten, der macht sie zu diesen“.

Ferner sagt der Prophet (s) [2]: „Von den Märtyrern meines Volkes sind die meisten in ihren Betten ge-storben, und Allah weiß, was mancher von denen, die zwischen den Schlachtreihen gefallen sind, für eine Absicht gehabt hat.“ (Ahmad)

Allah ta’ala sagt ferner:

إِن يُرِيدَا إِصْلاَحًا يُوَفِّقِ اللّهُ بَيْنَهُمَا

Wenn beide sich aussöhnen wollen (jurida), so wird Allah Frieden stiften zwischen ihnen.“ (Sure 4 Aya 35)

Er macht demnach die Intention zur Ursache des Gelingens.

Ferner sagt der Prophet (s)[3]: „Allah sieht nicht auf eure Gestalt und euer Vermögen, er sieht nur auf eure Herzen und eure Werke.“ (Muslim)

Und zwar sieht er deswegen auf die Herzen, weil sie der Sitz der Intention sind. Der Prophet (s)[4] sagt ferner: „Wenn der Mensch gute Werke vollbracht hat, so bringen sie die Engel auf versiegelten Blättern in den Himmel hinauf vor Allah ta’ala.“ Da sagt Allah: „Werft dieses Blatt weg, denn er hat mit dem, was darauf steht, nicht mein Antlitz gesucht.“ Dann ruft Er den Engeln zu: „Schreibt für ihn das und das an, schreibt für ihn das und das an!“ „Aber, o Herr“, wenden sie ein, „er hat ja von dem gar nichts getan.“ „Aber er hat es gewollt“, erwiderte Er. (Daraqutni „hasan“)

Ein weiterer Ausspruch des Prophet (s) lautet: „Es gibt vier Klassen von Menschen. Der Eine empfängt von Allah Wissen und Vermögen und er schaltet seinem Wissen entsprechend mit seinem Vergnügen. Da sagt ein anderer: Würde mir Allah dasselbe verleihen wie ihm, so würde ich es da-mit ebenso halten wie er. Bei beiden ist der Lohn gleich. Ein anderer empfängt von Allah Vermögen, aber nicht die richtige Einsicht, so dass er in seinem Unverstand sein Vermögen missbraucht. Da sagt ein anderer: Würde mir Allah dasselbe verleihen wie ihm, so würde ich es ebenso verwenden wie er. Bei beiden ist das Vergehen das gleiche.“ (Ibn Maga)

Er macht ihn also wegen seiner Absicht zum Teilhaber an den guten bzw. schlechten Handlungen der anderen. So auch in der Überlieferung des Anas bin Malik: Als der Gesandte gegen Tabuk zu Felde zog, sagte er: „Es gibt in der Stadt (Medina) Leute, die bei jedem Tal, das wir überschreiten, bei jedem Pfad, den wir zu Ärger der Ungläubigen betreten, bei jeder Ausgabe, die wir machen, und bei jedem Hunger, den wir erleiden, auch beteiligt sind, obgleich sie in der Stadt sich befinden.“ „Wie-so das, Allahs Gesandter?“, erwiderte man ihm, „sie sind doch nicht mit uns.“ „Sie sind nur abge-halten“, antwortete er, „ aber durch die Absicht sind sie mit uns vereint.“ (Malik „sahih“, Buhari, Abu Dawud)

Ein Überlieferung des Ibn Masud lautet: „Wer eine Hidschra mitmacht, um etwas dabei zu erlangen, der soll es haben. Ein Mann machte die Hidschra und heiratete dann eine Frau von uns. Er hieß darum‚der Muhagir der Umm Kais.“ (Tabarani)

In der Überlieferung wird berichtet, dass ein Mann im Kampf für die heilige Sache fiel und qatil al-himar („der um des Esels Willen Getötete“) genannt wurde. Er hatte nämlich einen Feind töten wollen, um seine Rüstung und seinen Esel sich anzueignen, und war dabei ums Leben gekommen. So wurde er mit dem benannt, was er beabsichtigte. ( Abu Ishaq „mursal“)

Nach einer Überlieferung Ibada bin al-Samit sagte der Gesandte (s): „Wer nur in der Absicht auf Beute in den Kampf zieht, der bekommt, was er beabsichtigt.“  (An-Nasa’i)

Ferner berichtet er, dass sein Vater (ibn Ka’b) erzählte: „Ich fordere von einem Mann, der mit mir im Felde stand, einen Liebesdienst.“ „Nur wenn du mir etwas dafür gibst“, erwiderte er. Da gab ich ihm etwas. Als ich dem hochgehbeneideten Propheten die Sache berichtete, sagte er: „Er soll weder in dieser noch in jener Welt etwas anderes erhalten als was du ihm gegeben hast.“ (Tabarani, Abu Dawud)

In der israelitischen Geschichte wird erzählt, dass ein Mann zur Zeit der Dürre durch eine sandige Ge-gend ging. Da sagte er bei sich: „Wenn dieser Sand Speise wäre, so würde ich ihn unter den Leuten verteilen.“ Darauf offenbarte Allah ta’ala ihren Propheten: „Sag ihm, das Allah ta’ala dein Almosen angenommen und deine gute Absicht dadurch anerkannt hat, dass er dir dieselbe Belohnung erteilt, wie wenn jener Sand Speise gewesen und von dir als Almosen gespendet worden wäre.“

Verschiedene Überlieferungen gehen dahin, dass dem, der eine gute Handlung verrichten will, sie aber nicht verrichtet, die gute Handlung doch zugute geschrieben wird.

In einer Überlieferung des Abdullah bin ’Amr heißt es: „Wessen Sinn auf die Welt gerichtet ist, dem stallt Allah ta’ala seine Armut vor Augen, und er trennt sich von ihr mit dem ärgsten Verlangen nach ihr; wessen Sinn aber auf das Jenseits gerichtet ist, dem legt Allah seinen Reichtum ins Herz und hält ihm sein Vermögen zusammen, und er trennt sich davon mit vollkommener Gleichgültigkeit.“ (Ibn Maga)

In einer Überlieferung von Umm Salama heißt es: „Der hochgehbeneidete Prophet erzählte von einem Heer, das in der Wüste von der Erde verschlungen wurde.“ Da warf ich ein: „Aber Allahs Gesandter, es sind Widerwillige und Söldner darunter.“ Er antwortete: „Sie werden mit ihren Absich-ten auferweckt werden.“ (Muslim, Abu Dawud)

Der selige Umar berichtet: Ich habe den Gesandten (s)  sagen hören: „Die Kämpfer gelten als solche nur gemäß ihren Absichten.“ (Ibn Maga)

Ferner sagte der Gesandte (s)[5]: „Wenn die Schlachtreihen aufeinander treffen, so steigen die Engel hernieder, um die Leute nach ihren Klassen aufzuschreiben: Der und der kämpft für die Welt, der und der aus Kampflust (hammiya), der und der aus Fanatismus (asabiyya), sagt also nicht der und der ist für die heilige Sache gefallen. Nur wer darum kämpft, dass Allahs Wort erhöht wurde, der kämpft für die heilige Sache.“ (Bin Mubarak)

Nach einer Überlieferung des Gabar bin Abdallah al-Ansari sagte der Prophet (s): „Jeder Mensch wird auferweckt werden entsprechend der Gesinnung, in der er gestorben ist.“ (Muslim)

Nach einer Überlieferung des al-Ahnaf bin Kais al-Tamimi von Abu Bakra sagte der Prophet (s): „Wenn zwei Muslime mit dem Schwert aufeinander losgehen, so kommen beide in die Hölle, der Tötende und der Getötete.“ Als man einwarf: „Das gilt für den Tötenden Allahs Gesandter, aber wieso auch für den Getöteten?“, erwiderte er, „Weil er die Absicht hatten den anderen zu töten.“

In einer Überlieferung des Abu Huraira heißt es: „Wer einer Frau bei seiner Heirat eine Mitgift zusagt, aber nicht die Absicht hat, diese auszuzahlen, begeht Unzucht, und wer Schulden macht ohne die Absicht, sie wieder zu begleichen, der ist ein Dieb.“ (Ahmad, Ibn Maga)

Ein weiterer Ausspruch des Gesandten Allahs lautet[6]: „Wer sich parfümiert für Allah, der wird am jüngsten Tag lieblicher als Moschus duften, wer sich aber parfümiert für etwas außer Allah, der wird am jüngsten Tagübler riechen als ein Aas.“ (Abu Walid)


Fußnoten

[1] Berichtet von Amr

[2] Berichtet von Ibn Masud 

[3] Berichtet von Abu Huraira

[4] Berichtet von Anas

[5] Berichtet von Ibn Masud

[6] Berichtet von Ishaq bin Abi Talha

 

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