Unsere Wirtschaft

Unsere Wirtschaft / Iqtisaduna

Muhammad Baqir al-Sadr

Eigentum ist ein sekundäres Instrument der Verteilung

Nach der Arbeit und der Bedürftigkeit spielt auch das Eigentum eine Rolle bei der Verteilung von Gütern, und zwar als sekundäres Instrument. Dies ist der Fall, weil der Islam, wenn er auch die Herausbildung von Privateigentum auf der Grundlage von Arbeit gestattet, sowohl dem Kapitalismus als auch dem Marxismus hinsichtlich der Rechte, die er dem Eigentümer gewährt, und der Bereiche, in denen sie ausgeübt werden können, widerspricht. Die Erlaubnis, sein Eigentum zur Vermehrung des eigenen Reichtums zu verwenden, ist nicht absolut und uneingeschränkt wie beim Kapitalismus, der alle Arten von Gewinn legalisiert, und Gewinn wird auch nicht ganz unmöglich gemacht, wie beim praktizierten Marxismus, bei dem der Gewinn und die individuelle Ausnutzung von Vermögen in ihren verschiedenen Formen verboten sind, sondern der Islam nimmt eine mittlere Position ein: Er verbietet einige Arten von Gewinn, wie den Zinsgewinn, und erlaubt andere, wie den Gewinn durch Handel.

Indem der Islam einige Arten von Gewinn verbietet, zeigt er einen grundsätzlichen Unterschied zum Kapitalismus und dessen Eintreten für den wirtschaftlichen Liberalismus, den wir bereits in dem Abschnitt “Über den Kapitalismus“[1] als eine Grundlage kapitalistischer ideologischer Denkweise kritisch untersucht haben. Wir werden in späteren Kapiteln noch einige Arten des im Islam verbotenen Gewinns, wie den Zinsgewinn, und die islamische Begründung für seine Abschaffung untersuchen.

Ebenso zeigt der Islam mit seiner Erlaubnis des Handelsgewinns einen grundsätzlichen Unterschied zum Marxismus und dessen Begriffen von Wert und Mehrwert, und zu dessen besonderer Methode, kapitalistische Gewinne zu interpretieren, welche wir in unserer Studie über den historischen Materialismus dargelegt haben.63 Und indem der Islam den Gewinn durch Handel anerkennt, wird das Eigentum selbst zum Mittel seiner eigenen Vermehrung, durch Handel im Rahmen der legalen Voraussetzungen und Grenzen, und folglich ein sekundäres Instrument der Verteilung, dessen Wirksamkeit durch die geistigen Werte und die Interessen der Allgemeinheit, für die der Islam eintritt, eingeschränkt wird.

So stellt sich also die islamische Methode der Güterverteilung dar, wie wir sie auf den vorangehenden Seiten herausgearbeitet haben: Die Arbeit als Bedingung für Eigentum ist ein wesentliches Kriterium der Güterverteilung, denn wer im Bereich der Natur arbeitet, erntet die Früchte seiner Arbeit und darf sie sich aneignen. Die Bedürftigkeit ist ein wesentliches Kriterium der Güterverteilung, denn sie ist Ausdruck des unveräußerlichen menschlichen Rechtes auf ein menschenwürdiges Leben. Deshalb wird in der islamischen Gesellschaft für die wichtigsten Bedürfnisse Sorge getragen und deren Befriedigung garantiert. Das Eigentum kann zu einem sekundären Instrument der Einkommensverteilung werden, und zwar durch die Handelsaktivitäten, die der Islam unter besonderen Voraussetzungen erlaubt, wenn sie nicht im Widerspruch zu den islamischen Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit stehen, deren Durchsetzung der Islam gewährleistet, wie es an anderer Stelle noch im Einzelnen erläutert werden wird.

[1] Dieser Teil des Buches wurde nicht übersetzt

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