Hima im Islam
“Hima“ ist ein
alter Begriff bei den Arabern, der die weiten Flächen von
Ödland bezeichnet, welche mächtige Personen für sich selbst
vorzubehalten pflegten, und deren Nutzung sie anderen
erlaubten. Dabei betrachteten sie das Land und alle darin
enthaltenen Potentiale und Reichtümer als ihr unumschränktes
Eigentum, weil sie sich dessen bemächtigt hatten und die Macht
besaßen, andere an seiner Nutzung zu hindern. Hierzu heißt es
in dem Buch “al-Dschawahir“ des Muhaqqiq al-Nadschafi:
„Einer von jenen in der vorislamischen Zeit hatte die
Angewohnheit, dass er, wenn er sich in einer fruchtbaren
Gegend niederließ, einen Hund auf einem Berg oder in der Ebene
heulen ließ, und verkündete, das er die gesamte Fläche, auf
der die Stimme des Hundes, die sich in alle Richtungen
ausdehnte, zu hören war, als Eigentum beanspruche und vor
anderen schützen werde. Daher wurde dieses Land Hima
genannt.“ Und al-Schafi´i schreibt in seinem Buch “al-Umm“,
nachdem er eine Überlieferung zitiert, in dem al-Sa´b von
Allahs Gesandtem (s.) überliefert, dieser habe gesagt: „Der
Hima steht nur Allah und seinem Gesandten zu.“-: „Ein
mächtiger Mann unter den Arabern pflegte, wenn er sich in
einer fruchtbaren Gegend niederließ, einen Hund auf einem
Berg, oder, falls kein Berg vorhanden war, auf einem erhöhten
Platz zu postieren und ihn heulen zu lassen. Damit wurde jeder
auf seinen Anspruch aufmerksam gemacht, der das Heulen des
Hundes noch hören konnte, und überall, wohin sich dessen
Stimme in jeder Richtung ausbreitete, war sein Hima. Er ließ
dann seine meisten Tiere wie alle anderen Besitzer von Herden
auch außerhalb dieses Gebietes weiden, während er andere daran
hinderte seinen Hima zu betreten, um ihn den schwachen Tieren
seiner Herde und was er sonst noch dort weiden lassen wollte,
vorzubehalten. Und man ist der Ansicht, dass bei dem Ausspruch
von Allahs Gesandtem (s.): „Der Hima steht nur Allah und
seinem Gesandten zu,“ nicht der Hima in diesem speziellen
Sinne gemeint ist, denn Allahs Gesandter (s.) pflegte Land nur
für die allgemeinen Interessen der Muslime zum Hima zu
erklären, und nicht, wie andere das zu tun pflegten, für
seinen eigenen Bedarf.“
Es ist
natürlich, dass der Islam den Hima ablehnt, denn dort beruht
das persönliche Recht auf Macht und nicht auf Arbeit. Daher
erlaubt er diese Praxis keinem Muslim, und es gibt einen
Überlieferungs-Text, der diese Methode der Aneignung und
Monopolisierung natürlicher Produktionsquellen ausdrücklich
verurteilt, mit den Worten: „Es gibt keinen Hima außer
für Allah und seinen Gesandten.“ Und in einer
Überlieferung heißt es: „Jemand fragte Imam al-Sadiq (a.):
'Angenommen ein Muslim besitzt ein Landgut, auf dem sich ein
Berg befindet, den er verkaufen will, und ein muslimischer
Glaubensbruder kommt zu ihm mit Schafen, die einen Berg als
Sommerweide benötigen; darf der erstere ihm dann den Berg
verkaufen, wie andere Dinge auch, oder ihm verbieten, den Berg
kostenlos zu beanspruchen? Wie ist die Rechtslage, und was
bekommt der Landbesitzer?' Der Imam (a.) antwortete: 'Er darf
seinen Berg seinem Glaubensbruder nicht verkaufen.“
Die bloße
Tatsache, dass sich eine natürliche Produktionsquelle in der
Gewalt einer Person befindet, gilt im Islam nicht als
hinreichender Grund für die Etablierung eines Rechts der
Person an jener Produktionsquelle. Der einzige Hima, den der
Islam erlaubte, war der Hima von Allahs Gesandtem; so
beschlagnahmte der Prophet gewisse Gebiete vom Ödland für
gemeinnützige Zwecke, wie “al-Baqi´“, das er als Weideland für
Kamele der Spende [sadakat]
und die Schafe der Schutzsteuer [dschizya] und
die Pferde der Soldaten bestimmte.