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Muhammad Baqir al-Sadr

Hima im Islam

“Hima“ ist ein alter Begriff bei den Arabern, der die weiten Flächen von Ödland bezeichnet, welche mächtige Personen für sich selbst vorzubehalten pflegten, und deren Nutzung sie anderen erlaubten. Dabei betrachteten sie das Land und alle darin enthaltenen Potentiale und Reichtümer als ihr unumschränktes Eigentum, weil sie sich dessen bemächtigt hatten und die Macht besaßen, andere an seiner Nutzung zu hindern. Hierzu heißt es in dem Buch “al-Dschawahir“ des Muhaqqiq al-Nadschafi: „Einer von jenen in der vorislamischen Zeit hatte die Angewohnheit, dass er, wenn er sich in einer fruchtbaren Gegend niederließ, einen Hund auf einem Berg oder in der Ebene heulen ließ, und verkündete, das er die gesamte Fläche, auf der die Stimme des Hundes, die sich in alle Richtungen ausdehnte, zu hören war, als Eigentum beanspruche und vor anderen schützen werde. Daher wurde dieses Land Hima[1] genannt.“ Und al-Schafi´i schreibt in seinem Buch “al-Umm“, nachdem er eine Überlieferung zitiert, in dem al-Sa´b von Allahs Gesandtem (s.) überliefert, dieser habe gesagt: „Der Hima steht nur Allah und seinem Gesandten zu.“-: „Ein mächtiger Mann unter den Arabern pflegte, wenn er sich in einer fruchtbaren Gegend niederließ, einen Hund auf einem Berg, oder, falls kein Berg vorhanden war, auf einem erhöhten Platz zu postieren und ihn heulen zu lassen. Damit wurde jeder auf seinen Anspruch aufmerksam gemacht, der das Heulen des Hundes noch hören konnte, und überall, wohin sich dessen Stimme in jeder Richtung ausbreitete, war sein Hima. Er ließ dann seine meisten Tiere wie alle anderen Besitzer von Herden auch außerhalb dieses Gebietes weiden, während er andere daran hinderte seinen Hima zu betreten, um ihn den schwachen Tieren seiner Herde und was er sonst noch dort weiden lassen wollte, vorzubehalten. Und man ist der Ansicht, dass bei dem Ausspruch von Allahs Gesandtem (s.): „Der Hima steht nur Allah und seinem Gesandten zu,“ nicht der Hima in diesem speziellen Sinne gemeint ist, denn Allahs Gesandter (s.) pflegte Land nur für die allgemeinen Interessen der Muslime zum Hima zu erklären, und nicht, wie andere das zu tun pflegten, für seinen eigenen Bedarf.[2]

Es ist natürlich, dass der Islam den Hima ablehnt, denn dort beruht das persönliche Recht auf Macht und nicht auf Arbeit. Daher erlaubt er diese Praxis keinem Muslim, und es gibt einen Überlieferungs-Text, der diese Methode der Aneignung und Monopolisierung natürlicher Produktionsquellen ausdrücklich verurteilt, mit den Worten: „Es gibt keinen Hima außer für Allah und seinen Gesandten.“ Und in einer Überlieferung heißt es: „Jemand fragte Imam al-Sadiq (a.): 'Angenommen ein Muslim besitzt ein Landgut, auf dem sich ein Berg befindet, den er verkaufen will, und ein muslimischer Glaubensbruder kommt zu ihm mit Schafen, die einen Berg als Sommerweide benötigen; darf der erstere ihm dann den Berg verkaufen, wie andere Dinge auch, oder ihm verbieten, den Berg kostenlos zu beanspruchen? Wie ist die Rechtslage, und was bekommt der Landbesitzer?' Der Imam (a.) antwortete: 'Er darf seinen Berg seinem Glaubensbruder nicht verkaufen.[3]

Die bloße Tatsache, dass sich eine natürliche Produktionsquelle in der Gewalt einer Person befindet, gilt im Islam nicht als hinreichender Grund für die Etablierung eines Rechts der Person an jener Produktionsquelle. Der einzige Hima, den der Islam erlaubte, war der Hima von Allahs Gesandtem; so beschlagnahmte der Prophet gewisse Gebiete vom Ödland für gemeinnützige Zwecke, wie “al-Baqi´“, das er als Weideland für Kamele der Spende [sadakat][4] und die Schafe der Schutzsteuer [dschizya] und die Pferde der Soldaten bestimmte.

[1] Das Wort “Hima“ leitet sich aus der gleichen Wortwurzel wie “himaya“ (Schutz) ab.

[2] “Al-Umm“, Band 4, Seite 47

[3] “Al-Wasa´il“ des Scheich al-Hurr al-Amili Muhammad ibn Hasan, Band 12, Seite 276-277

[4] Mit “Kamele der Spende“ sind Tiere gemeint, die als Spende dem islamischen Staat zur Verfügung gestellt werden.

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