Islamische Vorstellung von “dem wirtschaftlichen Problem“
Schließlich vertritt der Islam die
Auffassung, dass bei objektiver Betrachtung das
“wirtschaftliche Problem“ nicht auf die Spärlichkeit der
Ressourcen für die Produktion und den Geiz der Natur
zurückgeführt werden kann. Es stimmt zwar, dass die Ressourcen
der Natur für die Produktion begrenzt, und dass die
Bedürfnisse des Menschen zahlreich und vielfältig sind. Und es
ist wahr, dass unsere Gesellschaft im Idealfall über
unbegrenzte Ressourcen, die so reichlich wie die Luft
vorhanden wären, verfügen würde, dass ihr alle
wirtschaftlichen Probleme erspart blieben, und dass sich in
ihr kein Armer finden würde, da in so einem Paradies jeder
Einzelne in der Lage wäre, seine sämtlichen Wünsche zu
erfüllen. Aber das bedeutet nicht, dass das “wirtschaftliche
Problem“, mit dem die Menschheit zu kämpfen hat, tatsächlich
darauf zurückzuführen ist, dass ein solches Paradies nicht
existiert. Vielmehr ist der Versuch, es in diesem Sinne zu
interpretieren, nur eine Art von Ausflucht davor, sich der
Realität dieses lösbaren Problems zu stellen, indem man dessen
Fabel-Charakter herausstellt, der angeblich unter keinen
Umständen eine Lösung ermöglicht, was als Rechtfertigung dafür
dienen soll, dass man die Unabänderlichkeit des Problems
konstatiert, und sich auf dessen relative Lösung durch die
Entwicklung der Produktion als Selbstzweck beschränkt. Dies
führt im Folgenden zum Entwurf einer Wirtschaftsordnung, die
das Problem nicht in Angriff nimmt, anstatt dass ein System
herausgefunden wird, welches es überwindet. So verfährt der
Kapitalismus, wenn er den Fabel-Charakter der Lösung des
Problems herausstellt, und in der Vorstellung befangen bleibt,
dass die Bedürfnisse des Menschen, da die Natur geizig sei,
und sie nicht alle befriedigen könne, unweigerlich zu
Gegensätzen und Konflikten in der Gesellschaft führen müssten,
so dass es keine Alternativen zu einer Wirtschaftsordnung
gäbe, die diese Bedürfnisse in Kategorien einteilt, und
festsetzt, welche davon befriedigt werden müssen, und welche
nicht. Der Islam stimmt all diesem nicht zu, sondern
betrachtet das Problem in seinem realistischen, lösbaren
Aspekt, wie wir es durch Allahs Wort bestätigt finden:
„Allah ist es, der die Himmel und
die Erde für euch erschuf und Wasser vom Himmel herabsendet,
um ihre Früchte zu eurem Lebensunterhalt hervorzubringen. Und
er machte euch die Schiffe dienstbar, damit ihr nach seinem
Befehl auf dem Meer fahrt, und die Flüsse, und die
unermüdliche Sonne und den Mond, und die Nacht und den Tag,
und er gab euch alles, worum ihr ihn batet. Und wenn ihr die
Wohltaten Allahs zählen wollt, so gelingt es euch nicht.
Wahrlich, der Mensch ist sehr ungerecht und undankbar.“
Diese edlen Qur´an-Verse versichern,
nachdem sie die Quellen des Reichtums, welche Allah der
Erhabene dem Menschen gnädig zur Verfügung stellt, dargelegt
haben, dass diese ausreichen, um den Menschen zu befriedigen
und seinen Wünschen nachzukommen („ ... und er gab euch
alles, worum ihr ihn batet ...“). Das wirkliche
Problem ist also nicht auf den Geiz der Natur oder deren
Unfähigkeit, den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden,
zurückzuführen, sondern auf den Menschen selbst, wie es der
letzte Vers fest stellt: „Wahrlich, der Mensch ist sehr
ungerecht und undankbar“. Die Ungerechtigkeit des
Menschen bei der Verteilung der Güter und seine Undankbarkeit
gegenüber der göttlichen Gnade, indem er nicht alle
Ressourcen, die Allah ihm überreichlich zur Verfügung stellt,
vollständig ausnutzt, sind die beiden kombinierten Ursachen
des Problems, welches der geplagte Mensch seit den frühesten
Zeiten der Geschichte erlebt. Nur indem man das Problem mit
der Unvollkommenheit des Menschen erklärt, wird es möglich, es
zu überwinden, und die Ungerechtigkeit und Undankbarkeit
gegenüber der göttlichen Gnade durch die Etablierung eines
gerechten Systems der Güterverteilung und durch die
Mobilisierung aller materiellen Potentiale für die
Nutzbarmachung der Natur und die Entdeckung ihrer Schätze zu
beseitigen.