Unsere Wirtschaft

Unsere Wirtschaft / Iqtisaduna

Muhammad Baqir al-Sadr

Natur der islamischen Gesetzgebung

Weiterhin ist das allgemeine Gleichgewicht in der islamischen Gesellschaft einer Anzahl von islamischen gesetzlichen Bestimmungen in verschiedenen Bereichen zu verdanken, welche, wenn sie vom Staat in die Praxis umgesetzt werden, zur Bewahrung des sozialen Gleichgewichtes beitragen. Wir können hier nicht sämtliche gesetzlichen Bestimmungen aufzählen, die mit dem Prinzip des sozialen Gleichgewichts im Zusammenhang stehen, und die Aspekte dieses Zusammenhangs herausstellen. Es genügt hier ein Hinweis auf die Bekämpfung des Hortens von Geld durch den Islam, auf die Abschaffung der Zinsnahme, auf die Erbvorschriften, auf die Autorisierung des Staates zu Eingriffen im Rahmen des von der islamischen Gesetzgebung gelassenen Freiraumes, auf das Verbot der Ausbeutung der natürlichen Reichtümer mit kapitalistischen Methoden, und auf weitere Bestimmungen. So machen es die Verhinderung des Hortens von Geld und die Abschaffung der Zinsen unmöglich, dass kapitalistische Banken Gegensätze schaffen und das soziale Gleichgewicht stören, und dadurch in die Lage versetzt werden, einen großen Teil vom Reichtum des jeweiligen Landes an sich zu ziehen, wie dies die Banken in den kapitalistischen Ländern praktizieren, indem sie die Menschen zum Horten des Geldes ermuntern und ihnen mit den Zinsen Anreiz dafür bieten.

Aus dem islamischen Standpunkt ergibt sich als natürliche Konsequenz, dass das private Kapital eines Einzelnen in der Regel nicht in der Lage sein wird, sich in den Bereichen von Produktion und Handel in einer Weise auszubreiten, dass dem Gleichgewicht Schaden zugefügt wird, denn die Expansion von Produktions- und Handelsunternehmungen einzelner Personen in einer Gesellschaft wie der kapitalistischen Gesellschaft stützt sich auf die kapitalistischen Banken, welche jene Unternehmen gegen einen bestimmten Zinssatz mit ihrem Bedarf an Kapital versorgen. Wenn also das Horten verhindert und die Zinsnahme verboten wird, dann ist es den Banken nicht möglich, in ihren Tresoren Geld in größeren Umfang anzuhäufen und dieses Privatunternehmen als Kredite zur Verfügung zu stellen, womit die privaten Aktivitäten auf wirtschaftlicher Ebene innerhalb vernünftiger Grenzen bleiben, die mit dem allgemeinen sozialen Gleichgewicht zu vereinbaren sind, und –natürlicherweise – die größeren Produktionsunternehmungen dem öffentlichen Eigentum überlassen werden. Die Bestimmungen über die Vererbung, Kraft derer die Erbschaft in der Regel auf eine Anzahl von Verwandten und Erben aufgeteilt werden muss, sind als ein weiteres Mittel zur Sicherung des sozialen Gleichgewichts anzusehen, denn sie zerteilen die Reichtümer kontinuierlich und verhindern deren Anhäufung, (indem sie diese an die Verwandten verteilen, so wie es die Erbbestimmungen vorschreiben). So werden die Vermögen der Reichen am Ende jeder Generation in der Regel an eine größere Gruppe von Personen verteilt, wobei die Anzahl der neuen Eigentümer der hinterlassenen Güter unter Umständen ein Vielfaches der ursprünglichen Eigentümer erreichen kann. Und die dem Staat gewährten Kompetenzen, den Freiraum der islamischen Gesetzgebung auszufüllen, sind von großer Relevanz für den Schutz des sozialen Gleichgewichtes, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden. Gleichfalls ist das Verbot der Ausbeutung roher Reichtümer der Natur mit kapitalistischen Methoden Ausdruck der Schaffung eines Ausgangspunktes wirtschaftlicher Aktivität, der naturgemäß zur sozialen Ausgeglichenheit führt, denn die Nutzung der Reichtümer der Natur ist der wesentliche Ausgangspunkt aller wirtschaftlichen Aktivität. Wenn also das eigenhändige Ausführen der Arbeiten zu ihrer Gewinnung zur Grundvoraussetzung der Aneignung roher Reichtümer der Natur gemacht wird, wie es der Auffassung einiger Rechtsgelehrter entspricht, und es verboten wird, andere Personen zu diesem Zweck in den Dienst zu stellen ... dann wird die Verteilung jener Reichtümer in einer Weise festgesetzt, die soziale Ausgeglichenheit bewirkt und es nicht einigen wenigen Personen erlaubt, sich dieser zu bemächtigen, indem sie andere in diesem Bereich für sich arbeiten lassen, womit das Gleichgewicht untergraben und von Anfang an der Keim von Gegensätzen und Unausgeglichenheit gelegt würde.

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