Alkohol
Ein toller Verbrauch
alkoholischer Getränke vermehrt unsere sozialen Missstände,
verursacht täglich böse Perversionen in Sitte und Moral,
Gesundheit der Religion, Seele und Körper.
Kein vernünftig denkender
Mensch kann an diesen bitteren Tatsachen vorbeisehen. Die
Hospitäler sind voll von D.T. (Delirium Tremens)-Erkrankten
und geistesgestörten Alkoholikern, während draußen Tausende
unter dem Einfluss des Alkohols zu Mord, Selbstmord,
Diebstahl, Erpressung und Rufmord greifen.
Der Alkohol offeriert einen
Ausweg aus Problemen und Sorgen, aber er endet immer mit ihrer
Vervielfachung. Statt die Leiden des Lebens zu vermindern,
steigert er sie zum materiellen und moralischen Bankrott und
zermalmt eher den Leidenden, statt ihn zu erleichtern. Die
Glocken des Gerichts und der Katastrophe dröhnen ihm nur noch
lauter in die Ohren. Vor ihrem Lärm flieht er zurück zum
Trostpflaster des Alkohols. Er sucht seine Kümmernisse zu
ertränken in der Hoffnung, in der kurzen Zeitspanne seiner
trunkenen Benommenheit ein Paradies der Einbildung zu schauen,
wo die Last von ihm abfällt.
„Sei nicht trunken vom Wein,
sondern fülle dich mit dem Geist“,
ist der Wahlspruch eines Weisen, welcher sich darüber klar
ist: „Wenn man lustlosen Geistes zu solchen Mitteln
greift, so kann das zu Umnachtung führen, also zum Verlust all
der Verstandeskräfte, die den Menschen über das Tier erheben.
Denn der Alkohol ist eben das Gift, das Menschen in den Mund
nehmen, um sich den Verstand zu nehmen.“
In Hamburg bekam ich einmal
Zutritt zum Inneren einer Synagoge, die mich durch ihre äußere
Pracht angezogen hatte. Ein Führer zeigte uns ihre
verschiedenen Teile. Überrascht sahen wir, das sie einen
besonderen Raum für Wein- und Käsepartys enthielt. Fassungslos
fragte ich: „Darf man Wein auch auf solch geweihtem Boden
trinken?“ Er erwiderte ernst: „Nur Auserwählten steht
das Recht dafür zu.“
Der Alkoholgenus hat sich so
ausgedehnt, das die Universitäten und Gesundheitsbehörden
Organisationen zu seiner Bekämpfung gegründet haben. Aber sie
sind noch nicht zur Wurzel des Problems vorgedrungen: dem
Krebsgeschwür im Inneren westlicher Religionen. das dem freien
Willen des Einzelnen in Angelegenheiten, die die Allgemeinheit
angehen, zu viel Spielraum lässt, also dem Menschen erlaubt,
ein Gift zu schlürfen, das ein gesundes Familienleben
zerbricht und Völker zugrunde richtet. Es wächst die Furcht,
das die Arbeiterschaft und die Jugend von morgen sich in einen
alkoholischen Mob verwandeln - eine tragische Katastrophe für
die Leidenden und für die Völker der Welt.
Ärzte, die am 24.
Internationalen Kongress zur Bekämpfung des Alkoholismus in
Frankreich teilnahmen, gaben folgende Erklärung über die
Wirkungen des Alkohols auf Seele und Geist heraus: „20% der
Frauen und 60% der Männer, die in ein Hospital eingeliefert
werden, sind Alkoholiker; bei 70% der Geisteskranken und 40%
der Gedächtnisskranken waren es Folgeerscheinungen von
Alkoholmissbrauch. In England, so versichern uns Fachleute,
sind 95% der Geisteskrankheiten darauf zurückzuführen.“ („Health
Magazine“). Und die gleiche Zeitschrift (Nr. 12, S. 5) stellt
fest: „Französische Zeitungen bringen unter Überschriften
wie ‚Erschütternd’ den Bericht des französischen
Gesundheitsministers über die Zahl der Alkoholtoten heraus,
worin es hieß, das in einem Jahr 20.000 Menschen an
Alkoholexzessen starben, und zitierten den Generalsekretär des
Komitees für die Bekämpfung des Alkohols als Autorität für die
Statistik, das 25% der Betriebsunfälle und 57% der Autounfälle
auf Alkohol zurückzuführen sind.“
Der frühere französische
Staatspräsident Poincaré war auch Vorsitzender der
Anti-Alkoholliga und schrieb in einem Buch über den 1.
Weitkrieg: „Jugend Frankreichs! Der Alkohol ist euer
schlimmster Feind! Tut mehr, ais euch mit den Deutschen
anzulegen! Bewaffnet euch gegen den Trunk! Denn er brachte uns
1870 mehr geistige und materielle Schäden ein als uns der
Krieg gegen Deutschland damals kostete. Der Alkohol, der euren
Gaumen kitzelt, ist ein tödliches Gift. Er lässt euch
vorzeitig altern, er raubt euch euer halbes Leben, denn er
macht euch weit anfälliger gegen die Angriffe von Krankheiten
und Gebrechen alter Art.“
Den „Reader’s Digest“,
persische Ausgabe, berichtete, das in Deutschland in einem
Jahr ungefähr 150.000 Fälle vor Gericht kommen unter der
Anklage missbräuchlicher Verwendung von Alkoholika. Ein
Mitglied der amerikanischen Regierung sagte laut „Heath
Magazins“, 5. Jahrgang, Nr. 12: “Wir müssen ein wachsames
Auge auf die Wirkungen des Alkoholismus auf unsere Finanzen
haben. Fachleute sagen uns, das die laufenden Untersuchungen
allein den Staat 15 Milliarden Dollar in nur einem Jahr
kosten, abgesehen von privater Seite. Davon gehen 1 Milliarde
in die Hospitalisation, 5 Milliarden in die öffentliche
Fürsorge und Wohlfahrt, 2 Milliarden auf Polizei- und ähnliche
Kosten, 7 Milliarden auf Gerichts- und Gefängniskosten. Davor
muss noch die Tatsache berücksichtigt werden, das die
Alkoholsteuer dem Finanzministerium nur 8 Milliarden
einbringt.“
Auch die Sowjetunion ist
nicht immun. Die Teheraner Tageszeitung „Ettela’at“ berichtet
in Nr. 13108, das strenge Maßnahmen eingeführt wurden, um den
gefährlich hohen Alkoholverbrauch dort einzudämmen; denn der
Ministerpräsident der UdSSR erklärte: „Der Alkohol hat den
Verbrechenspegel und die Abwesenheitsziffer in den Fabriken
ansteigen lassen und einen derartigen Produktionsausfall
verursacht, das der Staat notgedrungen einen weit schärferen
Kampf dagegen führen muss“.
Dieselbe Sucht ist für viele
Flugzeugunglücke verantwortlich. Der Industriepsychologe und
Spezialist Dr. Clement Korn Gould legt in der persischen
Ausgabe des „Readers Digest“, Jahrgang 26, Nr. 37, die
Mehrzahl der Unfälle bei den Fluggesellschaften auf ihr Konto,
sowohl bei angeheuerten Piloten wie bei Privatbesitzern von
Flugzeugen und Hubschraubern. Wörtlich sagt er dann: „Laut
Untersuchungen steht fest, das sich die Mehrzahl der
Luftzusammenstöße aus mangelnder Aufmerksamkeit ereignen, und
zwar als alkoholische Nachwirkungen auf die Aufmerksamkeit der
Piloten und Co-Piloten, bei Amerikanern noch mehr als bei
jeder anderen Nationalität. Weiterhin haben
Untersuchungen gezeigt, das die Mehrzahl der Piloten, die in
Luftzusammenstöße verwickelt waren, während des Flugs
getrunken hatten. Die Zunahme der Luftzusammenstöße hat die
verantwortlichen Behörden entschlossen gemacht, den Ursachen
auf den Grund zu gehen, und ihre Untersuchungen haben gezeigt,
das eine große Zahl von Unfällen während der letzten wenigen
Jahre durch Trunkenheit oder Ausschweifungen der Piloten vor
dem Flug verursacht wurde.“