Christentum und Islam in Afrika
Das etablierte Christentum
fürchtet weder das Judentum, den Hinduismus oder den
Buddhismus, denn diese Religionen sind Nationalreligionen,
welche außerhalb ihres einheimischen Milieus nur wenig
Einfluss haben. Also fühlen die Christen, der Islam sei die
einzige Gefahr für sie. Denn der Islam besitzt eine Ideologie
und eine Denkweise, die sie kennen, teils als Freunde, teils
als Feinde. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, was der
Papst vor dem Vatikanischen Konzil gesagt habe: “Der Islam
ist eine viel ernstere Bedrohung für das Christentum als der
Kommunismus.“
Obwohl die missionarischen Bemühungen
des Islam praktisch gleich Null sind, so gewinnen ihn die
schiere Weite seiner Kultur und Gefühlsstärke viele
Konvertiten in verschiedenen Gebieten, besonders in Afrika, wo
die unterdrückten Schwarzen seine umfassende Brüderlichkeit
als ein so anziehendes Obdach empfinden, dass die Kirche die
von ihm gewonnenen Zahlen nicht mehr übersehen kann.
Belgian Institutes berichtet,
dass es zu Beginn unseres Jahrhunderts 4000 Muslime in einer
Provinz in Kongo gab, woraus zu Beginn der 60er Jahre allein
in Maniyema, Stanleyville und Kivu 236 000 geworden waren.
Die Pariser Zeitschrift
„Peru“ zitiert Marcel Corder, europäischen Experten im Bereich
des Islam in Afrika: „Der Islam dringt mit einer
phantastischer Schnelligkeit vor und gewinnt im
Jahresdurchschnitt eine halbe Million neuer Anhänger, nicht
auf Grund seiner alten Wurzeln, sondern der neuen
Lebensverhältnisse, die sich im vergangenen Jahnhundert
gebildet haben, so dass, vorsichtig geschätzt, 50% der
Schwarzafrikaner schon irgendwie Muslime sind ... 1950
eröffneten vier Graduierte aus El-Azhar Muslimschulen in
Mabaku, welche mitreißende Fortschritte machten, bis die
französische Regierung eingriff und sie schleunigst schloss.“
Dr. L. V. Vaglieri von der
Universität Neapel schreibt: „Was ist der Grund dafür, dass
trotz der erheblichen Freiheit, die Nicht-Muslime in
Muslim-Gemeinschaften genießen und trotz totaler Abwesenheit
von Muslim-Missionaren und der allgemeinen Schwäche aller
Religionen überall einzig und allein der Islam in den letzten
Jahren große Fortschnitte in Asien und Afrika gemacht hat?
Heute ist es nicht mehr das Schwert, das den Übertritt
erzwingt. Vielmehr ist es so, dass viele Länder, die einst
unter mohammedanischer Herrschaft standen, nunmehr zu
nichtmohammedanischen Regierungen gehören, welche ihre eigenen
Religionen ihren Muslim-Untertanen aufzunötigen trachten -
alles vergeblich! Worin besteht die verborgene Kraft dieses
Glaubens? Was in der innersten Natur der Menschheit findet
darin Zufriedenheit und Erfüllung? Welcher tiefe Trieb im
Menschen antwortet auf den Ruf des Islam so enthusiastisch, so
froh mit dem Ruf. "Hier bin ich"?“
Manche Christen scheuen vor
nichts zurück, wo sie den Islam zu zerstören trachten.
Professor Muhammad Qutb schreibt: „Eine Schifffahrtslinie
englischer Herkunft besitzt Niederlassungen in Südafrika.
Einst stellte sie viele Muslime auf ihren Schiffen ein, aber
dann, da sie eine christliche Gesellschaft war, beschloss sie,
keine Muslime mehr zu beschäftigen. Um dieses Ziel zu
erreichen, zahlte sie einen Teil der Heuer in Alkohol aus. Da
Muslime Alkohol weder trinken noch verkaufen dürfen, kamen sie
mit ihrer Heuer zu kurz. Ein muslimischer Rechtsanwalt erfuhr
von ihrer Notlage und beriet sie dahin, die Annahme dieser Art
von Zahlung, unerhört in jedem anderen Teil der Welt, zu
verweigern und mit der Gesellschaft von Gericht zu gehen,
falls sie dem nicht stattgäbe. Und was tat die Gesellschaft?
Kaum lag der Protest vor, als sie ihn schon zum Vorwand nahm,
jeden Muslim zu entlassen. Eine schöne Menschlichkeit!“
Muslimische Gelehrte finden die Türen
weit offen in Afrika. Die Menschen dieses Erdteils würden den
Islam von ganzem Herzen und von ganzen Seele annehmen, wenn
wir nur ein bisschen Eifer zeigten, ihnen die Botschaft zu
bringen. Denn ganz Afrika sucht nach einer Religion, die
Geistiges und Materielles verbindet, soziale
Unvoreingenommenheit, also Gleichstellung, fordert und alle
Menschen zu Frieden, Ruhe und Wahrheit ruft. Das moderne
Christentum kann wegen seiner inneren Armut und Mangel dieses
Verlangen nicht befriedigen. Die Kirche selbst wirkt trennend,
da sie keine gemeinsamen Gottesdienste für Schwanz und Weiß
zulässt. Die christliche Haltung der Schwarzen gegenüber ist
schlicht unmenschlich.
Lumumba, der tote Führer aus
dem Kongo, sagte einmal zu einer Pariser Zeitung: „Ich
konnte nie verstehen, warum wir in den Schulen beigebracht
bekamen, dass christliche Grundsätze unsere Hochachtung
verdienten, während die Europäer draußen sich genau
entgegengesetzt verhielten und alle menschlichen,
zivilisierten Vorschriften mit Füßen traten. Die Art, wie die
Europäer die Schwarzen behandelten, strafte alles, was sie uns
in ihren Schulen lehrten, Lügen.“
Nicht nur in Afrika wird das
Christentum vom Voranschreiten des Islam herausgefordert. In
Amerika macht der Islam der schwarzen Bevölkerung große
Hoffnungen. Man ist bemüht, den Islam nicht hochkommen zu
lassen. Der Senat ersuchte den Präsidenten, die ,Schwarzen
Muslime’ (Black Muslims) in den Bann zu setzen, ihre Tätigkeit
für illegal zu erklären; aber Vorbeugungsmaßnahmen verstärken
nur die Mitgliederzahl der Schwarzen Muslime und spornen ihren
Eifer an. Sie haben jetzt 70 Niederlassungen in 27 Staaten.
Islamische Kulturinstitute gibt es in Chicago und Detroit;
islamische Zentren und Moscheen sind in zahlreichen Städten
der USA erbaut worden.
Die Muslime geben eine
Zeitung „Mohammed spricht“ heraus. Sie bringen Protest
Demonstrationen auf die Beine, bei denen Spruchbänden „Es
gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist Sein Prophet „
mitgetragen werden.
Alle ,Schwarzen Muslime’ üben
ihre religiösen Pflichten mit beispielhaftern Enthusiasmus
aus. Die Frauen tragen den Schleier. Sie versuchen, Fleisch
nur dann zu kaufen, wenn es die Stempelgarantie „Mond und
Stern“ trägt. Der Umstand, dass gewisse Individuen sich
bereichert haben, indem sie den Verkauf von geziemenden
Kleidung, Lebensmitteln und anderen für Muslime
unentbehrlichen Dingen monopolisierten; den Umstand, das ein
paar Extremisten widerreligiöse Methoden angewandt haben und
den Umstand, das viele der neuen Konvertiten erst einen
rudimentären Begriff von der theologischen Wahrheiten haben,
auf deren ihr Glaube beruht - alle diese Umstände negieren
nicht die Segnungen, die den konvertierten Massen bereits
zuteil wurden. Es sind Missgeschicke, die in Ordnung gebracht
werden, sobald Unterricht und Praxis den neugefundenen Glauben
vertiefen. Denn die Schwarzen Muslime lernen eifrig arabisch
und bestehen darauf, dass Schulen und Hochschulen Arabisch
lehren, damit ihre Kinder den Qur’an im Original lesen können.
Diebe unter ihnen dürfen bestraft werden. Selbst ihre Feinde
geben zu, das die Schwarzen Muslime sich im Herzen gewandelt
haben, und zwar durch das Licht des Qur’an, der sie anleitet,
den Verführungen und Befleckungen ihrer Vergangenheit zu
entsagen.
Christliche Missionare in
Afrika versuchen nicht, den Afrikanern beim Vorankommen zu
helfen, damit sie mit den Weißen gleichziehen können. Sie
wünschen vielmehr, das sie von Kirche und Staat der Weißen
abhängig bleiben. Professor Westermann drückt sich in “Der
Imperialismus und das Evangelium“ so aus: „Eine Bekehrung
zum Islam hebt den sozialen Status des Bekehrten, vermehrt
seine Selbstachtung, zeigt ihm, was in ihm steckt, lehrt ihm
ein Weltbürger zu werden, definiert seine Beziehungen zu den
Europäern mit Würde. Der Schwarze, der früher Abfall auf dem
Kopf trug, erreicht im Islam einen Status, der ihm sogar unter
Europäern Achtung verschafft. Wohingegen ein Schwarzer, der
sein Heidentum aufgibt um Christ zu werden, sich in einem
anderen Licht als die Schwarzen Muslime sieht, da die
Grundlagen unserer Gesellschaft verschieden sind von denen,
worin die Afrikaner entzogen wurden. Sie sehen zwar die
äußerlichen Vorteile unserer Zivilisation, aber können ihr
Wesen nicht begreifen, weil wir sie nichts Entsprechendes
gelehrt haben. Auch haben sie ihren eigenen besonderen
Beitrag und dessen Eigentümlichkeiten nicht begriffen, weil
wir Unsere Pflicht nicht verstanden haben, ihre schwarze
kulturelle Herkunft zu studieren, den Afrikanern bei ihrem
Fortschreiten in Gedankengängen zu helfen, die eine natürliche
Fortsetzung ihrer geschichtlichen Entwicklung bis heute sind.
Wenn wir das afrikanische Milieu mit unserem ebenso
oberflächlich vergleichen, wie die Afrikaner uns beurteilen,
vermitteln wir unseren Mit-Europäern ein wenig
schmeichelhaftes, einseitiges Bild des Schwarzen. Wir stellen
ihn als einen minderwertigen Europäer dar. Aber der Islam
zeigt ihn als einen Schwarzen, den er selbst und den andere
achten. Er gibt ihm eine natürliche Gleichheit, die wir nicht
begreifen. Er ist ein Geschöpf mit eigener Geschichte und
Überlieferung. Christen hingegen, die das von ihnen erreichte
Kulturniveau als das natürliche Überhaupt ansehen, behandeln
schwarze Konvertiten mit der Herablassung, die man armen
Wilden schuldet, die in Schmutz und Abfall leben. Sie fordern
die Schwarzen heraus, ihre Überlegenheit zu verteidigen.
Hierin geben die Schwarzen Muslime ihnen ihre Chance, während
man schwarze Christen in Minderwertigkeit zurückstößt. Aus
diesem Grunde branden die amerikanischen Neger zum Islam hin,
weg vom Christentum. Denn sie sehen, das ihnen dort kaum ein
gleicher Status wie ihren europäischen Brüdern zugestanden
wird, während der Islam ihnen die sofortige Anerkennung als
Mitmenschen gewährt: gleich, frei und Brüder dieser Ende.“