Musawi Lari

Westliche Zivilisation und Islam

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Ins Englische übersetzt von J.F. Goulding, hiernach ins Deutsche übertragen durch R.H. Sengler

Das folgende Manuskript ist eine geringfügig überarbeitete und sprachlich verfeinerte Version der 1995 in Qum erschienenen deutschen Übersetzung.

Delmenhorst 2004

TElL II - WAS DER ISLAM DER WELT GEGEBEN HAT

Der Islam

Der Islam tritt ein für Harmonie und die Fähigkeit zum Vollkommenwer­den, und dies mit einen unerreichten Tiefe und Weite des Horizonts, welcher alle Seiten des Geistes und des Lebens umfasst. Er kennt alle Straßen, die zum Segen und zum Glück führen. Er besitzt die Heilung für die mensch­lichen Gebrechen des Einzelnen und der Gemeinschaft und macht sie so klar, wie sie den Verstand des Menschen nur planen und begreifen kann. Er macht sich daran, einen jeden allseitig zu entwickeln und schließt daher unvermeidlich jede Wirklichkeit mit ein, welche auf die menschliche Exi­stenz einwirkt. In seiner Lehre vom Menschen hat er daher modernen Irrtümern oder verdorbenen Institutionen keinen Raum gewährt. Er setzt den Menschen nicht an Gottes Stelle. Dies zu tun bedeutet: den Menschen sich selber zu überlassen mit seinem Stolz und seiner Überheblichkeit, oder aber ihn auf einen sklavischen Lastesel für seine Mitmenschen zu reduzieren, den machtlos, willenlos, hilflos von der Tyrannei der Natur und der Materie steht. Dies ist aber genau das, was moderne Irrlehren mit dem Menschen tun. Der Islam hingegen rechtfertigt die einzigartige Natur des Menschen von allen anderen Lebewesen, denn er bestätigt, das er eine besondere Schöpfung ist mit einen hohen, nur ihm eigenen Berufung.

Der Islam vertritt den Standpunkt, dass das Wesen eines Menschen nicht mit seinem Tode zu Ende, sondern beständig, ewig, ist. „Weltlich“ und „Überweltlich“ sind eine unauflösliche Einheit. Körper und Seele können daher nicht in disparate Elemente aufgelöst werden. Aus diesen Gründen stellt der Islam beide Welten in leuchtenden Farben dar. Er schult den Men­schen für die Ewigkeit und findet ebenso in den erhabenen Bestimmung, die der Schöpfung vom Menschen innewohnt, die Leitsätze für seine Öffentlichen Institutionen auf der Erde.

Die Ewigkeit legt universale Prinzipien fest, die unveränderlich und un­veränderbar sind. Der Islam verkündet sie als Thesen, Überzeugungen, Gebote, Statuten; er schult in Zufriedenheit und drängt nach Fortschritt. Er bietet dem Menschen vollkommene Freiheit im Denken für das, was ihn interessiert und für die Auslegung des göttlichen Gesetzes, wo soziale Notwendigkeiten vorliegen. Er greift auf Grundprinzipien zurück, welche einen sicheren, felsenfesten Grund von tiefsten Wahrheit in allen Möglich­keiten und Wandlungen dieses vergänglichen Lebens bereitstellen.

Der Islam vertritt den Standpunkt, das der Mensch bestimmte Merkmale besitzt, die ihn mit der materiellen Welt, und bestimmte andere, die ihn mit nicht-materiellen Wirklichkeiten verbinden und welche Wünsche und Ziele edleren Art motivieren. Körper, Seele und Geist haben ihre eigenen Neigungen. Jede muss gebührend gewichtet werden, denn was eines dieser un­trennbaren Elemente begeht, soll nicht mit dem Begehren eines anderen in Konflikt geraten. Der Islam zieht alle Elemente und Aspekte der mensch­lichen Natur in Betracht und betreut das vielfältige Wesen der vereinten materiellen und spirituellen Neigungen des Menschen. Er zieht ihn zum Höchsten empor, ohne seine Wurzeln in der Materie zu kappen. Er verlangt absolute Reinheit und Keuschheit, ohne das Fleisch und dessen Bedürfnisse zu leugnen. Sein Strom fließt von Pol zu Pol über ein Netz lebendiger Drähte - den Überzeugungen und Bestimmungen, welche die Unversehrtheit allen angeborenen menschlichen Instinkte bewahren, weist aber die Freudsche Lehre völliger Freiheit, welche den Menschen nur noch als Tier behandelt, zurück.

Der Islam ist nicht ein bloßer Satz Ideen in einer Welt metaphysischen Spekulationen; auch ist er nicht bloß entstanden, um das soziale Zusam­menleben der Menschen zu ordnen. Er ist eine derart umfassend sinnvolle Art zu leben, das er die Erziehung, die Gesellschaft und die Kultur auf Höhen führt, die nie angepeilt worden sind. Er bildet ein oberstes Berufungsgericht und einen Sammelpunkt für Ost und West gleichermaßen und bietet ihnen eine Ideologie an, welche ihre trennenden Materialismen beant­wortet. Er kann ihre Ungleichheiten und Widersprüche durch eine umfas­sendere, vollkommenere und machtvollere Idee ersetzen.

Den Islam gibt keiner Art materiellen Wohlergehens oder genussbezogenen Komforts als Grundlage für das Glück Vorrang. Seine Grundsätze bezieht er aus einer Analyse der wahren Natur des Menschen. Mit diesen Leitlinien entwirft er einen Plan für das Leben als einzelnen, als Gruppe oder als Volk unter Völkern, der durch feste, allumfassende moralische Prinzipien zusammengehalten wird, die ein weit höheres Ziel für die Menschheit ansteuern als die begrenzten materiellen Ziele der modernen Welt.

Der Islam hält den Menschen nicht in den engen Grenzen des Materiellen und Finanziellen gefangen. Er stellt ihn auf ein geräumiges, weites Feld. Dort regieren Sittlichkeit, Grundsatztreue und der Geist. Seine Vorbilder entspringen der menschlichen Natur selber. Sie ermutigen zur gegenseitiger Hilfe und Zusammenarbeit. Sie verfolgen Werte, die außerhalb der beeng­ten Grenzen liegen, welche dem Einzelnen und der Gemeinschaft durch kleinliche, zaghafte, schleppende Muster materialistischer Zielsetzungen auferlegt werden. Statt dessen bindet er die Kraft und das strebende Sichmühen des Mannes an den Wandel, den Fortschnitt und das Vollkommenen-Werden, die in seiner Schöpfung beschlossen liegen.

Die Schulung durch den Islam setzt sich zum Ziel, die Eigenschaften des Menschen zu verfeinern, zu steigern und sie für nichtige und vernünftige Ziele einzuspannen, welche jeden Schnitt nach vorn zu dem erwünschten Ziel hin lenken und festlegen. Er bündelt die Motive eines Mannes, die seinem natürlichen Verlangen und seinen grundlegenden Bedürfnissen ent­stammen, in einem konzentrierten, stromlinienförmigen Strahl, so das jedes seiner Talente sich aufgerufen fühlt, seine Funktion in den nichtigen Reihen­folge und Ordnung auszuüben. So werden stürmische, unkoordinierte Im­pulse kontrolliert, damit kein einzelner Instinkt sich über den gesunden Menschenverstand hinwegsetzen, kein momentaner Drang die Vernunft ausschalten kann. Stattdessen wird der Mensch zum Meister seines Schick­sals, zum Herrn seiner Seele erhoben. Übermaß wird verhütet und jedem wird sein legitimer Anteil am gemeinsamen Triumph allen zuteil. So verwendet, wird jedes Bedürfnis des Körpers, des Geistes und der Seele gestillt und befriedigt.

Wo immer in der Geschichte sich Menschen gefunden haben im harmo­nischen Verfolgen solchen Ziele, haben diese Menschen und Gemeinschaf­ten zu sich selbst gefunden. - „Was recht ist“, hat die Gedanken, das Ver­halten, der Charakter regiert; menschliches Leben war geordnet und sicher. Es ist die Vernunft, die diese Schulung vorschreibt und zu einer Religion aufruft, deren Überzeugungen frei von Aberglauben, deren Regeln prak­tisch, deren Vorschriften durchführbar und deren Höchstwerte vorbildlich sind. Der gottverliehene menschliche Verstand erkennt ihre Wahrheit so intuitiv wie logisch.

Keinem Menschen werden Aufgaben abverlangt, die über sein Können hinausgehen. Aber seinen Kräften wird alles abverlangt. Jede Möglichkeit in ihm findet vollen Ausdruck. Und beim Jüngsten Gericht werden sie alle gewogen; dann wird das Feuer selbst das Werk jedes Menschen prüfen, von welcher Beschaffenheit es ist.

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