Musawi Lari

Westliche Zivilisation und Islam

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Ins Englische übersetzt von J.F. Goulding, hiernach ins Deutsche übertragen durch R.H. Sengler

Das folgende Manuskript ist eine geringfügig überarbeitete und sprachlich verfeinerte Version der 1995 in Qum erschienenen deutschen Übersetzung.

Delmenhorst 2004

Gewerbe

Der Abbasidenkahlif Harun-al-Raschit schickte Karl dem Großen in Aachen von Bagdad aus eine Uhr als Geschenk, die von seinen Horologen gefertigt war und jede Stunde eine Glocke ertönen ließ, zur großen Verwunderung und Entzücken des gesamten Hofes des erst von kurzem gekrönten Kaisers über das Heilige Römische Reich.

Das Massaker und die Vertreibung der andalusischen Muslime durch die Christen zog die Schließung vieler großer Manufakturen nach sich, die unter islamischer Herrschaft bestanden hatten, und den Stillstand des Fort­schnitts, der in Wissenschaft, Handwerk, Kunst, Landwirtschaft und anderen Kulturzweigen erfolgt war. Wegen des Mangels an ausgebil­deten Maurern begannen die Städte zu zerfallen. Madrid fiel von 400.000 auf 200.000 Einwohner; Sevilla, wo es unter den Muslimen 1600 Manufaktu­ren gegeben hatte, verlor alle bis auf 300, und die vorher dort beschäftigten 130.000 Arbeiter hatten nichts mehr zu tun; die Volkszählung unter Philipp IV. wies einen 75%igen Bevölkerungsrückgang auf.

Die Muslime waren es auch, welche den Ersatz des alten Pergaments durch baumwollgewobenes Papier zustandebrachten; diese Erfindung bildete später die Grundlage für die europäische Erfindung des Buchdrucks, wobei man eine alte chinesische Technik verwandte, und damit für das ge­waltige Anwachsen der Wissenschaft, welches mit der Renaissance einsetzte. Mehr noch: Da die Mönche nach Pergament hungerten, worauf sie ihre religiösen Werke schreiben konnten, tendierten sie immer mehr dahin, unschätzbare antike wissenschaftliche Texte von alten Pergamenten abzu­kratzen und diese dann wieder als Palimpseste zu verwenden. Die Einfüh­rung des Papiers setzte diesem verheerenden Verfahren ein Ende, gerade noch rechtzeitig, um eine stattliche Reihe von Texten zu retten, welche sonst für immer verlorengegangen wären, wie so viele andere tatsächlich.

Ein papiernes Manuskript aus dem Jahre 1009 n. Chr. wurde in der Bibliothek des Escorial gefunden und erhebt den Anspruch, das älteste noch vorhandene handgeschriebene Buch auf Papier zu sein. Seidengewebtes Papier war natürlich eine chinesische Erfindung, weil Seide in China heimisch ist, aber nur selten in Europa vorkommt; und den Genius den Muselmanen lag dann, das er die Möglichkeit begriff, Baumwolle statt Seide zu verwenden und auf diese Weise Europa mit einem brauchbaren Material für die Reproduktion von Büchern durch die mönchischen Schreiben zu versehen.

Philipp Hitti schreibt in seiner „Geschichte der Araber“, die Kunst des Straßenbaus war in islamischen Ländern so hoch entwickelt, das Cordoba Meilen gepflasterter Straßen besaß, die nachts vor den Häusern auf beiden Seiten beleuchtet wurden, so das man sicher gehen konnte, während in London oder Paris jemand, der sich in einer regnerischen Nacht hinauswagt, bis zu den Knöcheln im Schmutz versank - noch sieben Jahr­hunderte, nachdem Cordoba gepflastert worden war! Die Oxforder hielten damals das Baden für ein abgöttisches Verfahren, während die Studenten in Cordoba in Iuxuriösen öffentlichen Hammams schwelgten!

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