Musawi Lari

Westliche Zivilisation und Islam

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Ins Englische übersetzt von J.F. Goulding, hiernach ins Deutsche übertragen durch R.H. Sengler

Das folgende Manuskript ist eine geringfügig überarbeitete und sprachlich verfeinerte Version der 1995 in Qum erschienenen deutschen Übersetzung.

Delmenhorst 2004

Gründe für die Ausbreitung des Christentums

Zwei Arten Religionen gibt es - „Offenbarte“ und „Natürliche“. Heute leiden beide an solchen Gebrechen, das fast alle ihre Manifestationen nicht nur aufgehört haben zu wachsen, sondern am Erlöschen sind. Abgesehen vom Islam ist das Christentum die einzige Ausnahme, denn es expandiert fortwährend mit gewaltigen Anstrengungen auf weltweiter Basis, und so kommt es überall zur Konfrontation mit dem beinahe ebenso weit verbreiteten Islam.

Das Zusammentreffen verschiedener Faktoren begünstigt die Ausbreitung des Christentums. Das Weltklima ist günstig; volksnahes Denken lässt sich durch geschickte Propaganda in jede gewünschte Richtung lenken. Dies rührt sowohl von den angeborenen Beeinflussbarkeit der Menschen her wie von den unterschwelligen Wirkungen moderner Werbetechniken. Die soziale Wiedergeburt der letzten Jahrhunderte hat diese Techniken zu einer Frage von Leben und Tod gemacht. In dieser Krise haben christliche Führer eine weltweite Kampagne gestartet mit dem vollen Gewicht der verschiedenen christlichen Körperschaften hinter sich, am das Christentum in jeder­manns Reichweite zu bringen.

Während nun ganze Wellen christlichen Propaganda diese zivilisierten Völker überfluten, setzt das Gieren nach dem Glanz des Materialismus dem Denken der Menschen Grenzen und beraubt sie der Fähigkeit, der moralischen und spirituellen Fragen auf den Grund zu gehen. Die Menschen werden so fasziniert von den Symptomen materiellen Wohlstandes, dass sie sich abwenden vom Streben nach Wahrheit und von der Sache nach den Schätzen des Geistes.

Alle die aufgezählten Faktoren vereint haben dem Christentum geholfen, die Welt mit den irrationalen Lehren zu überschwemmen, die so unausrott­bar in westlichen Köpfen und Geistern eingewurzelt sind.

Man kann nicht sagen, dass unsere eigenen islamischen Propagandaanstrengungen besonders energisch oder wirksam gewesen waren. Wir sind so ungeschult in den elementaren Voraussetzungen erfolgreicher Werbung, dass wir nichts zu bieten haben. Aber die strahlende Kraft der heiligen Lehren des Islam könnte wohl dahin gebracht werden, die schreienden Be­dürfnisse des Menschen zu befriedigen, wenn wir uns änderten.

Jahrhunderte lang hat der Islam keinerlei bemerkenswerte Anstrengungen in der Einladung zum Glauben unternommen. Nachdem er erstmalig aus der arabi­schen Heimat revolutionär hervorgebracht wurde, haben es die islamischen Land­besitzer und Minister vorgezogen, den Status quo für ihre eigene Bequem­lichkeit zu erhalten. Unterdessen spaltete das Schisma die muslimische Ein­heit. Als Folge verlor der Islam seine politische Vormacht im Weltgeschehen, und seine verschiedenen Bereiche wurden Stück für Stück ein Opfer des westlichen Imperialismus.

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