Musawi Lari

Westliche Zivilisation und Islam

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Ins Englische übersetzt von J.F. Goulding, hiernach ins Deutsche übertragen durch R.H. Sengler

Das folgende Manuskript ist eine geringfügig überarbeitete und sprachlich verfeinerte Version der 1995 in Qum erschienenen deutschen Übersetzung.

Delmenhorst 2004

Medizinische Wissenschaft

Dr. Meyerhof schreibt in der „Erbschaft des Islam“ (S. 132): „Die Ärzte der Muslime lachten über die ärztlichen Helfer (die Bader) der Kreuzfahrer wegen ihrer plumpen und primitiven Bemühungen. Die Europäer hatten nicht den Vorzug, Bücher von Avicenna, Dschaber, Hassan bin Hayhtam, Rhazes zu besitzen. Aber schließlich ließen sie sie ins Lateinische Übersetzen. Diese Übersetzungen sind noch vorhanden, aber ohne die Namen der Übersetzer. Im 16. Jh. wurden die Bücher von Averroes (Ibn Rushd) und Avicenna (Ibn Sina) auf Lateinisch in Italien herausgebracht und als Unterrichtsgrundlage an den italienischen und französischen Universitäten ver­wendet.“

Auf Seite 116 desselben Werkes schreibt er, das nach Rhazes’ Tod die Arbeiten von Avicenna (980 - 1037 n. Chr.) aufgegriffen wurden. Sein Einfluss auf das Denken, die Philosophie und die allgemeine Wissenschaft reichte tief, und seine medizinischen Werke (gegründet auf die Werke Galens, die er in der Bibliothek von Samarkand in arabischer Übersetzung aufgetrieben hatte) hatten eine sensationell weitreichende Wirkung. Andere Wissenschaften folgten: Abu’l-Qais von Andalusien; Ibn-Zahr von Andalu­sien; Abbas der Perser; Au ibn-Rezvan von Ägypten; Ibn Butlan von Bagdad; Abu Mansur Muwaffaq von Herat; Ibn Wafeed aus Spanien; Masooya aus Bagdad; Abu ibn-Esau von Bagdad; Ammar von Mossul; Ibn-Rushd (Averroes) von Andalusien - deren Werke, ins Lateinische über­setzt, auf europäischen Universitäten benutzt wurden. Die Europäer wussten nichts vom Cholera-Bazillus, als der Islam nach Spanien kam. Man be­trachtete die Seuche als eine Strafe des Himmels um der Sünden willen; aber muslimische Ärzte hatten bereits bewiesen, dass selbst die Beulenpest eine ansteckende Krankheit und sonst nichts war.

Dr. Meyerhof schreibt von Avicennas Buch „Der Kanon“, das es ein Mei­sterwerk medizinischer Wissenschaft ist, welches seinen Wert durch 16 aufeinanderfolgende Ausgaben gegen Ende des 15. Jh. AD bewies, davon 15 latei­nische und eine arabische. Im 16. Jh. erschienen wegen seines wissenschaftli­chen Wertes mehr als 20 weitere Ausgaben. Er wurde noch im 17. und 18. Jh. verwendet und unter ist allen medizinischen Abhandlungen am weitesten bekannt. Noch heute konsultiert man es auf medizinischen Schulen.

Will Durant schreibt, das Mohammad Ibn Zachariah Razi (Rhazes) einer der fortschrittlichsten muslimischen Ärzte war, Verfasser von 200 Abhandlungen und Büchern, die auch heute noch das Studium wert sind, besonders seine

1. „Pocken und Masern“ (auf lateinisch und in anderen europäischen Sprachen in 40 Auflagen zwischen 1497 und 1866 veröffentlicht) und

2. „Die Große Enzyklopädie“, 20 heute meist nicht mehr erhältliche Bände: fünf waren der Optik gewidmet (1279 ins Lateinische übersetzt), allein 1542 in fünf Ausgaben gedruckt, jahrhundertlang als das Spitzen­werk über das Auge, seine Krankheiten und ihre Behandlung bekannt und eines der neun grundlegenden Werke, auf welche die Pariser Universität 1394 n. Chr. ihren Medizinkurs aufbaute.

Die Chirurgie machte ähnliche Fortschritte in den Händen islamischer Ärzte, die sogar Anästhetika benutzten, wo man doch annimmt, diese seien modernen Ursprungs. Sie verwendeten Binsenkraut als Basis.

Unter den Neuerungen des Rhazes befand sich die Anwendung von kaltem Wasser, um Dauerfieber zu behandeln, Schröpfen bei Schlaganfällen, Quecksilbersalben und Tierdarm für Wund nähte und vieles andere.

Weitere Informationen über islamische Medizin können den vielen Büchern über das Thema entnommen werden. Die Diagnose der Tuber­kulose aus den Fingernägeln, die Heilung der Gelbsucht, den Gebrauch kalten Wassers, um Hämorrhoiden zu verhüten, Steinzertrümmerung in Blase und Nieren, um deren Abgänge zu erleichtern, Bruchoperationen - das sind einige der Fortschritte, die zu zahlreich sind, um sie im Detail auf­zuführen. Der größte islamische Chirurg war Abu’l-Quasem von Andalu­sien, den man liebevoll Abu’l-Qays und manchmal Abu’l-Qasees nannte, aus dem 11. Jh., der Erfinder sehr vieler chirurgischer Instrumente und Ver­fasser von Büchern, worin man ihre Beschreibung und ihren Gebrauch findet - Bücher, die übersetzt in zahllosen Ausgaben auf Lateinisch gedruckt und in ganz Europa verwendet wurden; die letzte Ausgabe erschien 1816.

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