Die getrennten Brüder kommen wieder zusammen
Als
ich nach Deutschland zurückgekehrt war, habe ich in aller Eile
mein Studium zum Abschluss gebracht. Ich hatte mich ja
inzwischen daran gewöhnt, dass das Studium nicht nur
wissenschaftliches Forschungstauchen war. Nunmehr begann die
Jobsuche. Eigentlich wäre ich gerne in Clausthal-Zellerfeld
geblieben, doch der Professor, bei dem ich gerne gearbeitet
hätte, empfahl mir eine Stelle in Bremen bei einem Professor
(seinem ehemaligen Schüler), der gerade seinen Ruf bekommen
hatte und jemanden brauchte, der schnell beim Neuaufbau des
Instituts half. Die Stelle war für mich sehr interessant.
Außerdem hatte mein Bruder noch ca. 1-2 Jahre in Bremen zu
promovieren, so dass es eine schöne Zeit werden könnte.
Allerdings
war da noch das Vorstellungsgespräch mit dem Professor. Zwar
war ich überzeugt davon, dass ich der Richtige für die Stelle
war, allerdings wusste ich nicht, wie der Professor darauf
reagieren würde, wenn ich ihm sagen würde, dass ich bei
Veranstaltungen, in denen Alkohol getrunken wird, aus
religiösen Gründen nicht teilnehmen kann und Frauen aus
religiöser Treue zu meiner Frau nicht die Hand geben werde
(hierzu später mehr). Ich wollte von vorneherein offen zu
meinem möglichen neuen Arbeitgeber sein.
Das
Gespräch verlief sehr gut. Und über meine kleinen “Schwächen“
sagte er nur, dass dies für ihn überhaupt kein Problem
darstelle.
Nach
einiger Zeit – unser Institut entwickelte sich sehr gut – hat
mein Bruder seine Dissertation eingereicht. Mein Professor,
der davon erfuhr, fragte mich, ob mein Bruder nicht Interesse
daran hätte, nach seiner Promotion bei uns mitzuarbeiten.
Das kam
natürlich überraschend, aber war neben den anderen Optionen,
die meinem Bruder aus der Industrie angeboten wurden,
zumindest eine Überlegung wert. Am Ende stimmte mein Bruder
zu, damit wir zusammen bleiben konnten. Aber auch er musste zu
einem Vorstellungsgespräch, und auch er hatte die
Handgebeproblematik zu erläutern, aber bei ihm ging es
erheblich interessanter zu. Dazu aber später mehr.
Schon nach
kurze Zeit nach dem Zuzug meines Bruder in eine Bremer Wohnung
bemerkten wir, dass die von uns beiden im teuren Bremen
bezahlte Miete ausreichen würde, um die Hypothek für ein
günstiges Hausangebot in einem Vorort Bremens abzubezahlen.
Über vertrauenswürdige islamische Gelehrte informierten wir
uns ausgiebig über die Möglichkeit, ein zinsbelastetes
Hypothekendarlehen aufzunehmen und fanden einen religiös
akzeptablen Weg. Mit meinem Promotionskolloquium und dem
Entschluss, weiter in der Region tätig zu sein, entschlossen
wir uns bei einer günstigen Gelegenheit, ein halbfertiges
Zweifamilienhaus in Delmenhorst zu erwerben und dort
einzuziehen. Zu meiner Promotionsfeier schenkten mir meine
Arbeitskollegen zwei Apfelbäume, die heute noch unseren Garten
bereichern.