Wir boykottieren
Sehr
geehrter Leser, alles, was Sie bisher gelesen haben, war
sicherlich eher harmlos. Einiges war vielleicht amüsant,
einiges hoffentlich interessant. Warum aber die gesamte
Situation um uns ein wenig eskalierte, hat seinen Ursprung
darin, dass wir auf unserer Internetseite unter dem Titel
“Palästina Spezial“ notgedrungen die zionistische Besatzung
Palästinas und Israels Politik einbauten und eben
“antizionistische“ Texte veröffentlichten. Es war für uns
nicht mehr erträglich, die andauernden Unwahrheiten und
Halbwahrheiten der deutschen Medien über das, was in Israel
passierte, unkommentiert zu lassen. Wir wollten auf dieser
Internetseite für diejenigen, die einmal auch die andere
Perspektive lesen wollten, soviel wie möglich gesammelte
Informationen wiedergeben.
Obwohl
wir bis dahin schon eine starken Zuspruch zur
Internetplattform bekamen, wurden wir von den Medien nicht in
dem Maß beachtet wie für unseren Teilbereich “Palästina-Spezial“.
Vieles wurde versucht, um uns mundtot zu machen. Uns wurden
Angebote gemacht, um diese Seite zu schließen, und, und, und.
Hauptsächlich wegen jener Seiten waren wir überall die
“extremistischen Fundamentalisten“.
Natürlich hatten wir damit gerechnet, dass es Reaktionen geben
würde. Aber wie groß das Minenfeld war, in das wir getreten
sind und wer es gelegt hatte, wurde uns erst nach und nach
deutlicher.
Es
begann damit, dass wir die Leser dazu aufriefen, mit ihrem
Kaufverhalten einen – wenn auch sehr kleinen – Beitrag zum
Frieden in der Welt zu leisten. So ist unser Boykottaufruf
gegen Israel vergleichbar mit dem Boykottaufruf fast aller
Länder gegen das ehemals rassistische Südafrika. Während bei
Südafrika jeder, der sich an dem Boykott beteiligte, mit
Anerkennung gelobt wurde, ist die Sachlage bei Israel –
zumindest in der westlichen Welt – anders. Obwohl auch hier
die Verbrechen Israels bekannt sind und das Unrecht
zionistischer Politik laut und deutlich zum Himmel schreit,
ist bereits ein friedlicher Boykottaufruf Anlass, um die
Ausrufer ins Visier der Verfassungsschützer zu bringen, aber
nicht diejenigen, die sich uneingeschränkt hinter die
verbrecherische rassistische und kriegerische Politik stellen!
Es gibt
sicherlich zahlreiche Methoden des Widerstandes gegen unrecht,
aber ein gewaltfreier Boykott gehört zweifelsohne zu den
friedlichsten Formen des Widerstandes. Noch Jahrzehnte nach
seinem Ableben wird Mahatma Gandhi heute noch für seinen
gewaltfreien Widerstand, der mit einem Boykott der Waren der
damaligen Besatzungsmacht verbunden war, gewürdigt. Aber bei
Israel wird eben selbst ein friedlicher Boykottaufruf kaum
geduldet.
Unsere
Boykottaufrufe haben sogar Einlass in den deutschen
Schulunterricht gefunden. Die Carl-Theodor-Schule in
Schwetzingen untersuchte im Fach Volkswirtschaftslehre die „Arabisch-islamische
Seite im Nahostkonflikt - Kampfmethode Wirtschaftsboykott“
in der Aufgabenstellung hieß es an die Schüler: „Überprüfen
sie die Argumentation und beurteilen Sie den wahrscheinlichen
Effekt dieses Boykotts der Website muslim-markt.de“. Zwar
sind wir keine Araber (nicht einmal von der Herkunft), aber
Islam wird nun einmal in dieser Gesellschaft immer mit Orient
verbunden, wie Christentum mit dem Westen. Dabei ist doch die
Geburtsstätte des Christentums auch der Orient, wie die
meisten Muslime heute eben keine Orientalen sind!
Was den
wahrscheinlichen Effekt dieser Boykottaufrufe angeht, ist ihre
Wirkung scheinbar nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein,
und sie werden bei den Verantwortlichen der zu boykottierenden
Unternehmen, falls sie überhaupt davon erfahren, höchstens ein
müdes Lächeln hervorrufen. Sicherlich scheint die Tatsache,
dass eine Handvoll Menschen, die versuchen, Wahrhaftigkeit in
ihr Leben einkehren zu lassen, noch keine Bedrohung für
globalisierte Multikonzerne zu sein.
Aber
eine Geschichte, die unter Mystikern über einen einfachen
kleinen Spatzen erzählt wird, kann diesbezüglich hilfreich
sein. Dieser Spatz sah, dass der große Prophet Abraham (der
Friede sei mit ihm) ins Feuer geworfen wurde und flog sofort
zu einer Wasserstelle, nahm den Schnabel voll mit Wasser und
flog zur Feuerstelle, um das Wasser dort abzulassen. Leider
war sein Schnabel nur so klein, dass nur wenige Tropfen darin
Platz hatten, und so flog er unermüdlich immer wieder hin und
her und ließ seine wenigen Tropfen über dem großen Feuer ab,
während das Feuer größer und größer wurde.
Als ein
anderer größerer Vogel das sah, sprach er den Spatz an und
fragte: "Weißt Du denn nicht, dass Du mit Deinen mickrigen
wenigen Tropfen nichts gegen dieses riesige Feuer ausrichten
kannst?" Der Spatz antwortete: "Ich weiß, dass meine
Tropfen nichts ausrichten. Aber wenn der Tag des Gerichtes
kommt und ich gefragt werde, was hast Du getan, als der große
Prophet ins Feuer geworfen wurde, da will ich nicht verschämt
dastehen. Ich tue, was ich kann. Und wenn hunderttausende
Vögel solche mickrigen Tropfen über dem Feuer abwerfen würden,
dann könnten wir es löschen. Ich aber bin nur verantwortlich
für mich!"
Bestimmte Mächte versuchen, die gesamte islamische
Widerstandsbewegung der Muslime gegen Unrecht auf Erden in das
Feuer der globalen Zerstörung zu werfen. Die palästinensischen
Glaubensgeschwister verbrennen schon in den dafür angezündeten
Fackeln. Das Volk im Irak wird ausgebeutet, das Volk in
Afghanistan auch, das Volk im Sudan verhungert, die Völker in
Pakistan und Bosnien werden unterdrückt, die gesamte arabische
Welt brennt im Feuer von westlich gestützten Despoten, der
Iran und Syrien sind im Visier US-amerikanischer
Weltherrschaftspläne usw. usf ... und alle westlichen Länder
zündeln mehr oder weniger mit. Und wofür?
Da ist
es doch das Mindeste, dass wir ein paar nichtige Tropfen
Wasser über dieses brutale unmenschliche Feuer abwerfen, oder
sind wir geringer als dieser Spatz?
Neben
Israel gibt es aber auch eine ganze Reihe von anderen
Produkten, die jeweils aus unterschiedlichen Gründen von uns
boykottiert werden, darunter auch die Springer-Presse.
Bei einem
der Interviews fragte mich ein Reporter, warum wir denn die
Springer-Presse boykottieren würden. Ich konnte es mir nicht
verkneifen zurück zu fragen, wie weit es denn mit Deutschland
gekommen ist, dass nur noch ein paar versprengte
deutschsprachige Muslime zum Boykott der Bild-Zeitung
aufrufen. Woran sich viele im Land ungern erinnern, sind die
Parolen der 68er, die ein späterer Außenminister Fischer
mitgetragen hatte, und dazu gehörte u.a. die Parole “enteignet
Springer“. Die Umstände, die damals zu jener Parole geführt
haben, haben sich seither nur verschlimmert. Der Muslim-Markt
stellte aber eine – wenn auch sehr kleine – Alternative in
jener geradezu gleichgeschaltet erscheinenden
Hofberichterstattung, wie wir es nannten, dar. Und das hatte
zur Folge, dass wir selbst den härtesten medialen Angriffen
ausgesetzt wurden, die noch dramatische Entwicklungen nach
sich ziehen sollten. Die Verbreitung und Projektionen von
Vorurteilen auf uns war dabei noch das Harmloseste.