Gedichte im Islam
Der kontemplierende Sufi

von Dschalaleddin Rumi

Zum Meditieren legt' im Hag ein Sufi,
wie es geziemt, den Kopf auf seine Knie,
und dann versank er tief in der Betrachtung.
Den Frechling störte, dass er scheinbar schlief-
«Was schläfst du? Sieh dir doch die Trauben an!
Blick auf die Bäume, auf das holde Grün,
Auf Gottes heil'ge Order: «Schaut!» hör du,
und wende dich den Garten-Zeichen zu!»
«Dummkopf!» sprach er. «Das Herz sind Seine Zeichen -
das draußen sind die Spuren nur der Zeichen:
Die Gärten und das Grün sind in der Seele,
sind draußen reflektiert nur wie im Wasser.
Im Wasser ist nur das Phantom. des Gartens,
das durch des Wassers Regung sich bewegt.
Die Gärten und Wasser scheint ihr holdes Bild.
Wär’s nicht ein Widerschein vom Herzensbaum-
Hätt’ Gott die Welt gennant denn «Täuschungstraum»?

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