Gedichte im Islam
Der Paradiesvogel

von Dschalaleddin Rumi übersetzt von Purandocht Prayech

Am Tage denke ich und frage mich bei Nacht,
Warum ich meines Herzens Regung nicht beacht.

Woher komme ich, wohin gehe ich,
Warum kam ich, und warum weist du mir meine Heimat nicht.

Heiss brennt die Frage, warum ER mich geschaffen hat,
Was ist der Sinn, dass ER dies tat?

Der Paradiesvogel bin ich, nicht von dieser Welt aus Staub,
Für kurze Zeit wurde ein Käfig aus meinem Körper gebaut.

Wohl dem Tag, an dem ich fliege,
Meine Flügel ausbreite, um zu sehen meine Liebe.

Wer ist im Ohr, der mein Lied versteht,
Wer ist’s, der mir die Worte in den Mund gelegt?

Wer ist’s, der aus meinen Augen blickt,
Welche Seele ist’s, die mein Körper wie ein Hemd umgibt?

Nicht von selbst kam ich,, um dann selbst zu gehen,
Der mich brachte, wird mich in meine Heimat nehmen.

Ein Schleier ist zwischen mir und meiner LIEBE,
Zeit wird’s, dass ich den Schleier beiseite schiebe.

O Morgenwind, den Duft der Vereinigung zu mir trag,
Damit ich vor Freude den Käfig zusammenschlag.

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