Gedichte im Islam
Die Präexistenz der Pire

von Dschalaleddin Rumi, aus dem Mesnewi übersetzt von Georg Rosen

Die Präexistenz der Pire.
Wo sie die Tür sehn, zeigt sich die nur Wand,
Was dir ein Stein, ist ihnen Diamant.
Mehr als die widerstrahlt des Spiegels Schein,
Zeigt sich dem Pir in einem Ziegelstein.
Pire sind die, die, eh' das Schöpfungswort
Noch fiel, schon lebten in der Allmacht Hort.
Dort haben sie gelebt vor Raum und Zeit,
Eh's  noch ein Meer gab, Perlen10 aufgereiht.
Als noch erwogen ward der Plan des Alls,
Standen sie schon im Werden bis zum Hals;
Und als die Engel dann, um Rat gefragt
(Eh' er das große Schöpfungswort gesagt),
Abrieten von der Schaffung der Geschöpfe,
Da schüttelten die Pire schon die Köpfe.
Sie hatten schon der Wesen Form gefunden
Eh' Gott sich noch an eine Norm gebunden.
Bevor die Himmelswölbung ward erbaut,
Hatten sie längst schon Saturn10a geschaut.
Des Brots Geschmack war ihnen schon bekannt,
Als noch kein Saatfeld auf der Erde stand.
Als noch kein Heer es gab und keinen Krieg,
Da kannten längst die Pire schon den Sieg.
Eh' es ein Hirn gab, eh' ein Herz pulsiert,
Haben die Pire schon philosophiert.
Eh' noch das Erz erreicht des Bergmanns Hacke,
Schieden sie das Metall schon der der Schlacke.
Sie waren trunken von der Traube Saft,
Eh' noch den Weinstock schuf des Schöpfers Kraft,
Im Winter ahnten sie des Sommers Luft,
Mitten im Dezember sahn sie den August,
Den Schatten sahn sie in der Sonne Schein,
Im absoluten Nichts sahn sie das Sein.

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