Gedichte im Islam
Abraham und der Feueranbeter

von Saadi aus dem "Fruchtgarten". aus dem Persischen übersetzt von Otto Hauser

Es war, dass zu Abraham, wie ich vernahm,
Im Lauf einer Woche kein Wandersmann kam.

Der Edle jedoch nahm das Frühmahl nie ein,
Es kam denn ein Armer vom Wege herein.

Hinaus trat er, spähte, so weit er nur sah,
Am Ende des Tales gewahrte er da

Im Ödland, dem Weidenbaum gleich, einen Greis,
Das Haupt und die Locken von Altersschnee weiß.

Gar herzlich da rief er Willkommen ihm zu
Und setzte nach Weise der Frommen hinzu:

Oh Stern meines Auges, behebe es dir,
Auf Salz nur und Brot komm herein hier zu

Er folgte und nahte -in freudigem Mut;.
Die Art des Gesegneten kannte er gut.

Die Diener des Gottesfreunds führten ihn dann,
Den niedrigen Greis, zu dem Platz obenan.

Der Tisch ward bestellt auf des Hausherrn Geheiß,
nd alle nun setzten umher sich im Kreis. -

„Im Namen des Herrn!“ sprachen alle ringsum,
Die Lippen des Alten allein blieben stumm.

So sprach er zu ihm: Alt von Jahren, o Gast,
Wie kommt‘s, dass du Alters Gesinnung nicht hast?

Und ist es nicht Pflicht, dass man Gottes gedenkt
Am Tisch, wenn man Speise genießt, die er schenkt?

Er sprach: Diese Sitte befolge ich nicht,
Die Lehre der Magier nur ist mir. Pflicht.

Da war‘s dem Propheten, dem seligen, klar,
Dass jener ein Geber, ein unsäl‘ger, war;

Verächtlich den Unreinen trieb er hinaus,
Den heidnischen Mann aus des Gläubigen Haus.

Da kam, vom erhabenen Schöpfer gesandt,
Ein Engel und sprach, zu dem Frommen gewandt:

Den ich hundert Jahre gehegt und genährt,
Den duldest du nicht eine Stunde am Herd?

Und wenn er dem Feuer auch Anbetung weiht,
Was nimmst du zurück deine Freigebigkeit?

 

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